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Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nur kurz bespricht Gunter Holzweissig die Erinnerungen Kurt Berliners (Jahrgang 1935), des hochrangigen Mitarbeiters in der Hauptverwaltung Aufklärung der DDR. Darin bezeichne der Autor im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen die HVA als "Nachrichtendienst wie jeder andere", er selbst habe sich "im Dienste seines Staates um den Frieden verdient und nicht strafbar gemacht", referiert der Rezensent mit leiser Ironie. Aufschlussreich seien die anschaulichen Einblicke in den DDR-Alltag und die alltäglichen Restriktionen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2001

Frack-Aufklärer

STASI-DIPLOMATEN. Wenn ehemals hochrangige SED-Funktionäre ihre Erinnerungen zu Papier bringen, kompensieren sie Minderwertigkeitskomplexe gern mit ihren einstigen Kontakten zu westlichen Politikern. Kurt Berliner (Jahrgang 1935), zuletzt Oberstleutnant der MfS-Hauptverwaltung Aufklärung (HV A), macht hier keine Ausnahme. Auf dem Titelfoto seiner Memoiren präsentiert er sich mit dem damaligen Pariser Bürgermeister Jacques Chirac, dem er 1986 als zeitweiliger Geschäftsträger der DDR-Botschaft auf der Pariser Messe die Hand schütteln durfte. Paris war für Berliner die letzte Auslandsstation. Hier avancierte er zum Gesandten und zum Leiter der HV-A-Residentur. Angeworben wurde der junge Slawist 1956 mit der Zusicherung, die Welt kennenlernen zu können. Seinen ersten Auslandseinsatz absolvierte er 1957/58 in der Kairoer Handelsvertretung. Weitere Stationen waren Bamako (Mali), Beirut und Brüssel. Zwischendurch stand sein Schreibtisch zur Wahrung der Konspiration ausschließlich im Ost-Berliner Außenministerium. Dort beendete er zu seinem Verdruß seine Karriere als Leiter der Personalabteilung. Er sollte sich hier vor allem um den Nachwuchs - "die Diplomaten der 90er Jahre" - kümmern. Modrow erfüllte ihm noch im März 1990 seinen sehnlichsten Wunsch - die Verleihung des Botschaftertitels. Anfang April erhielt er die Ernennungsurkunde von der neuen, demokratisch gewählten DDR-Regierung. Anschließend meldete er sich krank. Berliner lamentiert wie sein Herr und Meister Markus Wolf über die Diskriminierung der HV A, die doch nur ein Nachrichtendienst wie jeder andere gewesen sei. Wohl auch deshalb vermittelt der Autor kaum neue Erkenntnisse über die Arbeitsweise und die Effizienz der HV A. Einige seiner Kollegen waren hier auskunftsfreudiger. Geboten werden statt dessen durchaus anschauliche Einblicke in den nicht selten tristen und restriktionsbeladenen Alltag von DDR-Diplomaten. Berliner kritisiert die SED-Führung, die Politik nicht für die Menschen, sondern für den eigenen Machterhalt betrieben habe. Seine Rolle in diesem Spiel als "Aufklärer und Diplomat" reduziert er indes auf die eines Deutschen, der sich im Dienste seines Staates um den Frieden verdient und nicht strafbar gemacht habe. Dafür erwarte er nicht unbedingt das Bundesverdienstkreuz - Respekt würde ihm schon genügen. (Kurt Berliner: Der Resident. Ein Diplomat im Dienst der Hauptverwaltung Aufklärung erinnert sich. edition ost im Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2001. 320 Seiten, 29,90 Mark.)

GUNTER HOLZWEISSIG

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