Der Rheingau zeigt Ihnen eine Kulturlandschaft, die ihren Namen seit den Karolingern trägt und die bis vor 250 Jhren von einer extrem verdichteten Buchenhecke, dem "Gebück" umgrenzt wurde. Historische Orte wie Eltville, Kloster Eberbach oder Schlösser wie Reinhartshausen locken in den Vorgarten Wiesbadens. Allein dies verspricht schon viel und genießen kann der Kenner im Rheingau gewiss nicht nur die Baukultur.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2011Eine Region als Lebensgefühl
Ausflüge in den Rheingau
An ein "aufgeschlossenes Reisepublikum" richtet sich der neue, inzwischen zehnte Band der Editions-Reihe "Monumente", die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz herausgegeben wird und diesmal dem Rheingau gewidmet ist. Die beiden Autoren, die Bau- und Kunsthistorikerin Angela Pfotenhauer und der Fotograf Elmar Lixenfeld, stellen den Rheingau in gängiger Weise von Ost nach West vor und widmen sich vor allem den baukulturellen Schätzen der Kulturlandschaft. Der Rheingau, so halten sie am Ende fest, sei nicht nur ein "Vorgarten" für Stadtflüchtige, sondern ein Lebensgefühl.
Die beiden Autoren nehmen interessierte Ausflügler mit auf empfehlenswerte Wanderwege, gehen mit ihnen in die Weinbergslandschaft und spazieren am Rheinufer entlang durch Rüdesheim und Hattenheim mit ihren verwinkelten Fachwerkbauten und prächtigen Patrizierhäusern. Die Streifzüge enden in Wiesbaden, der erst nach 1806 rasant gewachsenen Kurstadt des europäischen Adels.
"Der Rheingau" soll publizistisch und geographisch die Lücke zwischen den Bänden "Oberes Mittelrheintal" und "Frankfurt am Main" schließen. Er ist vor allem eine visuelle Einladung mit optischen Appetithappen, denn die Texte sind nicht nur wegen der kleinen Schriftgröße nicht immer mit Vergnügen zu lesen.
Ärgerlich wird es, wenn die Autoren sich ohne ausreichende Kenntnisse in einen politischen Streit wie den über den Ausbau des Leinpfads einmischen oder nicht auf der Höhe der aktuellen Entwicklung sind. Die gerade erst begonnene Sanierung der Germania-Statue ist laut Buch gar schon abgerechnet, die Generalsanierung von Kloster Eberbach ist ebenfalls schon beendet, obwohl sie noch mindestens bis zum Jahr 2016 dauern wird. Solche Ungenauigkeiten verraten eine hastige und flüchtige Recherche. Wer das Werk dagegen vor allem als bebilderte Einladung begreift, um den Rheingau selbst zu erkunden, der wird so manchen Appetithappen entdecken.
OLIVER BOCK
"Der Rheingau", Edition Monument Band 10 der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, von Angela Pfotenhauer (Text) und Elmar Lixenfeld (Fotografie), Bonn 2011, 144 Seiten, 250 Abbildungen, broschiert 14,80 Euro, mit festem Einband 19,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ausflüge in den Rheingau
An ein "aufgeschlossenes Reisepublikum" richtet sich der neue, inzwischen zehnte Band der Editions-Reihe "Monumente", die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz herausgegeben wird und diesmal dem Rheingau gewidmet ist. Die beiden Autoren, die Bau- und Kunsthistorikerin Angela Pfotenhauer und der Fotograf Elmar Lixenfeld, stellen den Rheingau in gängiger Weise von Ost nach West vor und widmen sich vor allem den baukulturellen Schätzen der Kulturlandschaft. Der Rheingau, so halten sie am Ende fest, sei nicht nur ein "Vorgarten" für Stadtflüchtige, sondern ein Lebensgefühl.
Die beiden Autoren nehmen interessierte Ausflügler mit auf empfehlenswerte Wanderwege, gehen mit ihnen in die Weinbergslandschaft und spazieren am Rheinufer entlang durch Rüdesheim und Hattenheim mit ihren verwinkelten Fachwerkbauten und prächtigen Patrizierhäusern. Die Streifzüge enden in Wiesbaden, der erst nach 1806 rasant gewachsenen Kurstadt des europäischen Adels.
"Der Rheingau" soll publizistisch und geographisch die Lücke zwischen den Bänden "Oberes Mittelrheintal" und "Frankfurt am Main" schließen. Er ist vor allem eine visuelle Einladung mit optischen Appetithappen, denn die Texte sind nicht nur wegen der kleinen Schriftgröße nicht immer mit Vergnügen zu lesen.
Ärgerlich wird es, wenn die Autoren sich ohne ausreichende Kenntnisse in einen politischen Streit wie den über den Ausbau des Leinpfads einmischen oder nicht auf der Höhe der aktuellen Entwicklung sind. Die gerade erst begonnene Sanierung der Germania-Statue ist laut Buch gar schon abgerechnet, die Generalsanierung von Kloster Eberbach ist ebenfalls schon beendet, obwohl sie noch mindestens bis zum Jahr 2016 dauern wird. Solche Ungenauigkeiten verraten eine hastige und flüchtige Recherche. Wer das Werk dagegen vor allem als bebilderte Einladung begreift, um den Rheingau selbst zu erkunden, der wird so manchen Appetithappen entdecken.
OLIVER BOCK
"Der Rheingau", Edition Monument Band 10 der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, von Angela Pfotenhauer (Text) und Elmar Lixenfeld (Fotografie), Bonn 2011, 144 Seiten, 250 Abbildungen, broschiert 14,80 Euro, mit festem Einband 19,80 Euro.
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