Wenn die Miete fällig wird, stellt Raymond sich ganz einfach eine Welt ohne Vermieter vor - schließlich ist das interessanter als sich darüber Gedanken zu machen, wie man das Geld auftreibt. Jedes reale Ereignis ist für ihn nur der Ausgangspunkt für die Suche nach Alternativen, denn wie soll man herausfinden, was einem selbst wichtig ist, wenn man die Grenzen der Wirklichkeit als unverrückbar voraussetzt? Lieber nimmt er in Kauf, im verregneten Manhattan nach einer Bleibe für die Nacht zu suchen, jemand wird sich schon finden. Dass er mit diesem chaotischen Leben seine große Liebe aufs Spiel setzt, ist ihm zwar nicht egal, aber er kann es nicht vermeiden. Denn James, sein Freund, weiß genau, was er will: einen festen Partner, eine schöne Wohnung und zwei adoptierte Kinder. In diesem geordneten Leben ist für Raymond kein Platz.Raymond und James haben sich in der Oper kennen gelernt, und Klingberg verwendet Verweise auf Wagners "Ring", um die Themen seines Romans aus anderer Perspektive zu beleuchten. Und wie Wagners Musik, die scheinbar ohne Struktur weiter und weiter voranschreitet, webt Klingberg einen Teppich aus Geschichten in Geschichten in Geschichten. Plötzlich löste sich der dichte Klangteppich auf und machte dem Gesang der Frauen Platz, und nur einen Moment später - weniger als zehn Minuten nach Beginn der Oper - erkannte James, dass er den Faden verloren hatte. Die Musik schien sich in ständiger Veränderung zu befinden. Ohne den Faden zu verlieren kreist Klingberg die Frage ein, wie man in einer so fest stehenden Welt sein eigenes Leben führen kann. Statt diese schöne Frage mit einer Antwort zu verderben, erzählt er von Wünschen, von Versuchen und vom Scheitern. Dass jeder Mensch seine ganz eigene Sicht auf die Welt hat, sagt schon der erste Dialog: "Jedes Wort ist wahr, ich schwör's!" - "Du quatscht Scheiße."Ein zauberhafter Ausflug in den Schnittbereich von Alltagsnöten, Freundschaft und das Reich der Fantasie. Ohne Einbindung in die Strukturenvon Familie und Geschlechterkampf werden andere Lösungswege möglich, doch dafür treten neue Probleme auf - der Großstadt-Single als Prototyp des 21. Jahrhunderts.