Japan 1735: Nichts fasziniert Seikei mehr als die Geschichten über die Samurai, Japans große Krieger. Ihre Ehrenhaftigkeit, ihr Mut und ihre bedingungslose Loyalität gegenüber dem Shogun imponieren dem Jungen. Sein größter Wunsch wäre es, eines Tages selbst die zwei Schwerter eines Samurai tragen zu dürfen. Doch Seikei weiß, dass seine Zukunft schon lange vorherbestimmt ist und er wie sein Vater Teehändler werden muss. Als allerdings in einer Herberge, in der Seikei und sein Vater Station machen, ein wertvoller Rubin gestohlen wird, scheint Seikei seinem Traum ein Stückchen näher zu kommen. Denn ausgerechnet er soll dem Samurai und Richter Ooka helfen, das mysteriöse Verbrechen aufzuklären ...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.09.2006Dieb mit langen Hörnern
Eine Abenteuergeschichte aus dem alten Japan
Japan im 18. Jahrhundert. Der 14-jährige Seikei will Samurai werden, er bewundert ihren Mut und ihren strengen Ehrenkodex. Überhaupt liebt er die Geschichten über die großen Krieger. Sein Vater dagegen, ein Teehändler, möchte den Jungen zu seinem Nachfolger im Geschäft machen. Deshalb nimmt er ihn mit auf eine Reise durch die Provinz. Als beide in einer Herberge übernachten, wird dort ein wertvoller Rubin gestohlen, der einem anderen Gast gehört, einem mächtigen Samurai. Seikei hat den Dieb gesehen, oder zumindest seine Silhouette. Sofort beginnen die Ermittlungen, die einer der berühmtesten japanischen Richter der damaligen Zeit übernimmt, der Samurai Ooka, ein mächtiger, dicker Mann mit der Figur eines Buddhas. Der merkt sofort, wie scharf Seikei alles beobachtet hat, und zieht ihn in die Ermittlungen hinein.
Dorothy und Thomas Hoobler erzählen in Der Rubin des Samurai, einer rasanten Abenteuer- und Detektivgeschichte, wie ein Junge in der Erwachsenenwelt hilft, ein Verbrechen aufzuklären. Doch mehr geht es dem amerikanischen Autorenpaar darum, alte, vergessene Traditionen wieder aufleben zu lassen. Es ist ein Buch über Rituale. Was ist das Wesen der Samurai? Welchen Gesetzen folgt eine Tee-Zeremonie? Wie funktioniert das traditionelle Kabuki-Theater, eine Mischung aus Gesang, Pantomime und Tanz? In gewisser Weise folgt sogar die gesamte Geschichte der Dramaturgie des Kabuki-Theaters: Die Erzählung entwickelt sich langsam und ruhig – und plötzlich passieren unglaubliche, phantastische Dinge, die den Erzählfluss beschleunigen. So taucht beispielsweise in der Herberge während der Nacht plötzlich ein Wesen auf, das „einen riesigen Kopf hatte und zwei monströse lange Hörner”. Es ist der Dieb des wertvollen Rubins. Auch das Kabuki-Theater lebt von plötzlichen Geschwindigkeitswechseln. Die Verfolgung des Rubin-Räubers beginnt. Geschickt weben die beiden Autoren immer wieder historische Fakten, Erzählungen oder ein historisches Kabuki-Theaterstück in ihre Geschichte ein. Während Seikei zusammen mit dem Richter Ooka das Rätsel um den Rubin-Diebstahl löst, erhält der Leser noch eine kleine Japan-Kunde des achtzehnten Jahrhunderts nebenbei. Manchmal sind diese Erklärungen etwas schwärmerisch vorgetragen, das stört jedoch nicht die spannende, lebendige Schilderung. (ab 12 Jahre)
HUBERT FILSER
DOROTHY und THOMAS HOOBLER: Der Rubin des Samurai. Aus dem Amerikanischen von Yvonne Hergane. Ravensburger Buchverlag 2006. 252 Seiten, 9,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Eine Abenteuergeschichte aus dem alten Japan
Japan im 18. Jahrhundert. Der 14-jährige Seikei will Samurai werden, er bewundert ihren Mut und ihren strengen Ehrenkodex. Überhaupt liebt er die Geschichten über die großen Krieger. Sein Vater dagegen, ein Teehändler, möchte den Jungen zu seinem Nachfolger im Geschäft machen. Deshalb nimmt er ihn mit auf eine Reise durch die Provinz. Als beide in einer Herberge übernachten, wird dort ein wertvoller Rubin gestohlen, der einem anderen Gast gehört, einem mächtigen Samurai. Seikei hat den Dieb gesehen, oder zumindest seine Silhouette. Sofort beginnen die Ermittlungen, die einer der berühmtesten japanischen Richter der damaligen Zeit übernimmt, der Samurai Ooka, ein mächtiger, dicker Mann mit der Figur eines Buddhas. Der merkt sofort, wie scharf Seikei alles beobachtet hat, und zieht ihn in die Ermittlungen hinein.
Dorothy und Thomas Hoobler erzählen in Der Rubin des Samurai, einer rasanten Abenteuer- und Detektivgeschichte, wie ein Junge in der Erwachsenenwelt hilft, ein Verbrechen aufzuklären. Doch mehr geht es dem amerikanischen Autorenpaar darum, alte, vergessene Traditionen wieder aufleben zu lassen. Es ist ein Buch über Rituale. Was ist das Wesen der Samurai? Welchen Gesetzen folgt eine Tee-Zeremonie? Wie funktioniert das traditionelle Kabuki-Theater, eine Mischung aus Gesang, Pantomime und Tanz? In gewisser Weise folgt sogar die gesamte Geschichte der Dramaturgie des Kabuki-Theaters: Die Erzählung entwickelt sich langsam und ruhig – und plötzlich passieren unglaubliche, phantastische Dinge, die den Erzählfluss beschleunigen. So taucht beispielsweise in der Herberge während der Nacht plötzlich ein Wesen auf, das „einen riesigen Kopf hatte und zwei monströse lange Hörner”. Es ist der Dieb des wertvollen Rubins. Auch das Kabuki-Theater lebt von plötzlichen Geschwindigkeitswechseln. Die Verfolgung des Rubin-Räubers beginnt. Geschickt weben die beiden Autoren immer wieder historische Fakten, Erzählungen oder ein historisches Kabuki-Theaterstück in ihre Geschichte ein. Während Seikei zusammen mit dem Richter Ooka das Rätsel um den Rubin-Diebstahl löst, erhält der Leser noch eine kleine Japan-Kunde des achtzehnten Jahrhunderts nebenbei. Manchmal sind diese Erklärungen etwas schwärmerisch vorgetragen, das stört jedoch nicht die spannende, lebendige Schilderung. (ab 12 Jahre)
HUBERT FILSER
DOROTHY und THOMAS HOOBLER: Der Rubin des Samurai. Aus dem Amerikanischen von Yvonne Hergane. Ravensburger Buchverlag 2006. 252 Seiten, 9,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Hubert Filser ist beeindruckt, wie in diesem Buch des amerikanischen Autorenpaars Dorothy und Thomas Hoobler in geschickter Weise Abenteuer und historische Realität miteinander verwoben werden. Der Leser erfährt viel über die Lebenswelten im Japan des 18. Jahrhunderts - da stört nach Meinung des Rezensenten auch kaum, dass "diese Erklärungen etwas schwärmerisch vorgetragen" werden. In Anbetracht des Settings ist nicht verwunderlich, dass es sich bei dem Roman um "ein Buch über Rituale" handelt. Filser bemerkt, dass sogar die Struktur der Geschichte "der Dramaturgie des Kabuki-Theaters" nachempfunden ist: ein ruhiger Erzählfluss, in dem trotzdem plötzlich "unglaubliche, phantastische Dinge" passieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH