Sehnsucht nach Stille - wie Christopher Knight 27 Jahre in der Wildnis lebte.
Im Sommer 1986 begibt sich Christopher Knight auf einen Roadtrip von Massachusetts nach Maine und verschwindet in den Wäldern. 27 Jahre lang bleibt er dort, abgeschieden von der Welt, ohne menschlichen Kontakt, bis er wegen Diebstahls gefasst wird: Er hatte Essen geklaut. In einem einfachen Zelt überlebte Knight die härtesten Winter, weil er klug wie ein Eichhörnchen Vorräte gebunkert und alles darauf ausgerichtet hatte, nicht zu erfrieren. In den nahegelegenen Ferienhäusern versorgte er sich mit Lebensmitteln, Kleidung und Büchern und verstörte als unheimliches Phantom die Bewohner von North Pond. Der Journalist Michael Finkel hat das außergewöhnliche Leben des Chris Knight dokumentiert. Entstanden ist eine fesselnde Story, die den fundamentalen Fragen über ein gutes Leben nachgeht und das tief bewegende Porträt eines Mannes hinterlässt, der sich seinen Traum erfüllte: ein Leben in absoluter Stille.
Im Sommer 1986 begibt sich Christopher Knight auf einen Roadtrip von Massachusetts nach Maine und verschwindet in den Wäldern. 27 Jahre lang bleibt er dort, abgeschieden von der Welt, ohne menschlichen Kontakt, bis er wegen Diebstahls gefasst wird: Er hatte Essen geklaut. In einem einfachen Zelt überlebte Knight die härtesten Winter, weil er klug wie ein Eichhörnchen Vorräte gebunkert und alles darauf ausgerichtet hatte, nicht zu erfrieren. In den nahegelegenen Ferienhäusern versorgte er sich mit Lebensmitteln, Kleidung und Büchern und verstörte als unheimliches Phantom die Bewohner von North Pond. Der Journalist Michael Finkel hat das außergewöhnliche Leben des Chris Knight dokumentiert. Entstanden ist eine fesselnde Story, die den fundamentalen Fragen über ein gutes Leben nachgeht und das tief bewegende Porträt eines Mannes hinterlässt, der sich seinen Traum erfüllte: ein Leben in absoluter Stille.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.03.2018Im Wald, da spielen die Räuber am PC
Als Christopher Knight am 4. April 2013 nach mehr als tausend Einbrüchen verhaftet wurde, fragte ihn eine Polizistin nach seiner Adresse: "Keine", erklärte Knight. Post erhalte er keine, eine Steuererklärung mache er auch nicht, und er lebe mit niemandem zusammen. Schließlich verriet der Mann ohne Adresse doch, wo er wohnte: "Im Wald." Genauer gesagt, hatte Knight sein Lager in der Nähe des North Pond im amerikanischen Maine angelegt. Sein Zuhause war ein Zelt, seine Lebensmittel stahl er aus den Ferienhütten am See, seine Familie wusste nichts von seinem Verbleib. Wie lange genau er dort schon lebte, war für ihn schwer zu bestimmen. Er erinnerte sich, dass er im Jahr von Tschernobyl fortgegangen war. Die Polizistin musste es auf dem Smartphone nachschlagen: Die Reaktorkatastrophe hatte sich 1986 ereignet, folglich lebte Knight seit siebenundzwanzig Jahren im Wald, im Sommer wie im Winter. "Die Winter in Maine sind lang und extrem kalt", schreibt Michael Finkel in dem Buch, in dem er Knights Eremitendasein nachspürt. Der Journalist besuchte Knight mehrfach im Gefängnis und sprach mit Ermittlern und Hüttenbesitzern. So rekonstruierte er detailliert die Logistik der Einbrüche und des Überlebens in der Natur. In sein Waldlager holte sich Knight von Fertiggerichten und Süßigkeiten bis zu Radios und Videospielen paradoxerweise etliche Produkte der Welt, der er als Aussteiger den Rücken gekehrt hatte.
grae.
Michael Finkel: "Der Ruf der Stille". Die Geschichte eines Mannes, der 27 Jahre in den Wäldern verschwand.
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2017. 254 S., Abb., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als Christopher Knight am 4. April 2013 nach mehr als tausend Einbrüchen verhaftet wurde, fragte ihn eine Polizistin nach seiner Adresse: "Keine", erklärte Knight. Post erhalte er keine, eine Steuererklärung mache er auch nicht, und er lebe mit niemandem zusammen. Schließlich verriet der Mann ohne Adresse doch, wo er wohnte: "Im Wald." Genauer gesagt, hatte Knight sein Lager in der Nähe des North Pond im amerikanischen Maine angelegt. Sein Zuhause war ein Zelt, seine Lebensmittel stahl er aus den Ferienhütten am See, seine Familie wusste nichts von seinem Verbleib. Wie lange genau er dort schon lebte, war für ihn schwer zu bestimmen. Er erinnerte sich, dass er im Jahr von Tschernobyl fortgegangen war. Die Polizistin musste es auf dem Smartphone nachschlagen: Die Reaktorkatastrophe hatte sich 1986 ereignet, folglich lebte Knight seit siebenundzwanzig Jahren im Wald, im Sommer wie im Winter. "Die Winter in Maine sind lang und extrem kalt", schreibt Michael Finkel in dem Buch, in dem er Knights Eremitendasein nachspürt. Der Journalist besuchte Knight mehrfach im Gefängnis und sprach mit Ermittlern und Hüttenbesitzern. So rekonstruierte er detailliert die Logistik der Einbrüche und des Überlebens in der Natur. In sein Waldlager holte sich Knight von Fertiggerichten und Süßigkeiten bis zu Radios und Videospielen paradoxerweise etliche Produkte der Welt, der er als Aussteiger den Rücken gekehrt hatte.
grae.
Michael Finkel: "Der Ruf der Stille". Die Geschichte eines Mannes, der 27 Jahre in den Wäldern verschwand.
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2017. 254 S., Abb., geb., 18,- [Euro].
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"ein einfühlsames Porträt eines Menschen, der in keine Schublade und keine Gesellschaft passt" orf.at