Whiskyprinzessin
„Wir haben immer die Gelegenheit, etwas zu ändern, auch wenn es uns vielleicht nicht so erscheint.“
„Der Ruf des Glücks“ ist ein historischer Roman und der vierte Band der Sturmjahre-Reihe von Lia Scott. Er erschien im August 2025 im Fischer Taschenbuch Verlag und kann im
Grunde unabhängig gelesen werden.
Schottland, 1920er Jahre: Bereits während des Krieges war Blaire…mehrWhiskyprinzessin
„Wir haben immer die Gelegenheit, etwas zu ändern, auch wenn es uns vielleicht nicht so erscheint.“
„Der Ruf des Glücks“ ist ein historischer Roman und der vierte Band der Sturmjahre-Reihe von Lia Scott. Er erschien im August 2025 im Fischer Taschenbuch Verlag und kann im Grunde unabhängig gelesen werden.
Schottland, 1920er Jahre: Bereits während des Krieges war Blaire Dennon mit ihrem jüngsten Bruder Tommy eine Destillerie aufgebaut, die mittlerweile sehr gut läuft und besten Whisky hervorbringt. Sie ist eine ungewöhnliche Frau für ihre Zeit und lässt sich die Butter nicht so schnell vom Brot nehmen. Als jedoch der Bandenchef der Edingburgher Lads ein Ultimatum stellt, bleibt Blaire nichts anderes übrig, als dem Deal zuzustimmen. Zum Gin destillieren fährt sie also nach England auf das Landgut eines verarmten Viscounts.
Blaire möchte ihren Auftrag in England so schnell wie möglich hinter sich bringen, wittert jedoch im Herrenhaus ein Geheimnis, das sie nicht ignorieren kann - gibt es wirklich ein Gespenst? Nach und nach kommt sie so dem Viscount immer näher und findet ihn plötzlich auch gar nicht mehr so fürchterlich wie am Anfang…
Wie schon in den ersten Bänden der Buchreihe gelingt es Lia Scott einen kurzweiligen, tiefgreifenden und interessanten Roman zu schreiben. Schon nach den ersten Bänden habe ich mich sehr auf Blaires Geschichte gefreut und wurde definitiv nicht enttäuscht!
Blaire ist eine einzigartige Figur mit vielen Ecken und Kanten. Sie ist eine starke Frau und wie Bonnie eine typische Dennon-Frau! Sie setzt sich in einer Zeit, in der die Emanzipation noch nicht allzu weit war und die Gesellschaft durch den gerade beendeten Krieg neue Wege finden muss, in der männerdominierten Welt durch.
Insgesamt ist die Welt im Wandel und die Frauenrolle scheint neu definiert zu werden. Ein Gin muss her, den auch die Frauen mögen und wer könnte das besser als eine Frau? Dazu eine Whiskyprinzessin! Denn natürlich kann auch eine Frau Whisky und Gin brennen - vielleicht sogar einen raffinierteren als es die Männer können… Kurzum, sie ist jemand, der weiß was er will und einfach herrlich unkonventionell. Sie hat ihren Stolz und ihre Meinung, gleichzeitig ist sie aber auch empathisch und hat ein großes Herz.
Als sie bemerkt, dass es in Hilmore Manor ein Geheimnis zu geben scheint, steht für sie fest, dass sie mehr herausfinden muss. Tatsächlich gelingt es ihr schließlich und man erkennt einmal mehr, was für eine tolle Person Blaire einfach ist. Und obwohl sie eigentlich davon ausgeht, dass kein Mann je so richtig zu ihr passen wird, schlägt ihr Herz beim Anblick des Viscounts plötzlich schneller. Die Annäherung der beiden ist kurzweilig und oft humorvoll. Die personale Erzählperspektive wechselt dabei zwischen Blaire und Henry, Handlungen und Gedanken werden so gut nachvollziehbar und wirkten auf mich absolut authentisch.
Auch die Verbindungen zu den anderen Teilen haben mir sehr gefallen. Die Bände sind dabei zwar alle einzeln lesbar, aber ich würde es nicht empfehlen, denn dabei würde einem der geballte Charme der Dennon-Familie entgehen!
Neben der fiktiven Handlung greift Lia Scott auch historische Aspekte auf und bindet so den damaligen Zeitgeist brillant in die Geschichte ein. Schon die Einführung in den Roman ist wieder unglaublich atmosphärisch und man bekommt direkt einen guten Eindruck über die Probleme, die es damals zu meistern gab. Der Adel verarmte mehr und mehr, es gab kaum noch Hausangestellte (viele Männer waren im Krieg gefallen und Frauen hatten Arbeitskräfte in andere Positionen ersetzt), die Einkommenssteuern stiegen. Gleichzeitig erlangten die Frauen langsam eine neue Rolle in der Gesellschaft und das typische Rollenbild scheint im Wandel.
Insgesamt ist der Schreibstil leicht, flüssig und mitreißend. Die historischen Aspekte fügen sich nahtlos in die Handlung ein, die Geschichte ist unvorhersehbar und mit unerwarteten Wendungen versehen. Die Seiten flogen wieder nur so an mir vorbei und ich war wirklich traurig, als der Roman vorbei war.
Mein Fazit: Ein weiterer großartiger Band der „Sturmjahre“-Reihe mit einer unkonventionellen und frechen Protagonistin! Selten habe ich eine Buchreihe so sehr geliebt. Ich freue mich riesig auf den letzen Band und bin gleichzeitig unendlich traurig, dass es dann vorbei sein wird mit den Dennons… Für „Der Ruf des Glücks“ gibt es entsprechend eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!