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Kein Stillstand im Ruhestand Viele Berufstätige träumen vom Ruhestand: Endlich Zeit für sich haben, verreisen, wandern, entspannen, mit den Enkeln spielen, den Tag genießen. Doch dieser Traum kann schnell platzen. Gerade Führungskräfte fallen nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben oft in ein tiefes Loch und wissen nichts mit der neu gewonnenen freien Zeit anzufangen. Sie sind orientierungslos und haben Statusangst. Eine neue Lebensphase zwischen Abschied aus der letzten Festanstellung und eigentlichem Ruhestand beginnt. Es können silberne Jahre, wenn man die Chancen nutzt. Wer in Rente geht,…mehr

Produktbeschreibung
Kein Stillstand im Ruhestand
Viele Berufstätige träumen vom Ruhestand: Endlich Zeit für sich haben, verreisen, wandern, entspannen, mit den Enkeln spielen, den Tag genießen. Doch dieser Traum kann schnell platzen. Gerade Führungskräfte fallen nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben oft in ein tiefes Loch und wissen nichts mit der neu gewonnenen freien Zeit anzufangen. Sie sind orientierungslos und haben Statusangst.
Eine neue Lebensphase zwischen Abschied aus der letzten Festanstellung und eigentlichem Ruhestand beginnt. Es können silberne Jahre, wenn man die Chancen nutzt. Wer in Rente geht, sollte sich nicht zur Ruhe setzen, jedenfalls nicht sofort und nicht vollständig, meint Autor Henning von Vieregge. Durch Arbeit, bezahlt oder unbezahlt, bleibt man mitten im Leben.
Von Vieregge geht der Frage nach, wie Altgediente als Berater oder Mentoren Kompetenzen, Erfahrungen und Wissen an andere weitergeben können. Dabei stellt er auch unterschiedliche Lebensmodelle vor.
Ob als Mentor, Berater oder Selbständiger die Möglichkeiten nach dem Erwerbsleben etwas Sinnvolles zu tun, sind vielfältig.
Autorenporträt
Henning von Vieregge, ist Doktor der Sozialwissenschaften und war bis 2008 Geschäftsführer eines großen Verbands. Demografischer Wandel und die Zukunft der Zivilgesellschaft sind jetzt seine Forschungsthemen. Er ist freiberuflich als Berater, Referent und Coach aktiv.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2012

Das Chefgefühl ist viel wert
Einsichten für die "Silberjahre" im Ruhestand

"Das Chefgefühl kann ich mir nicht kaufen, aber es ist verdammt viel wert." oder: "Inhaber sind meist weniger eitel in einem gleich großen Unternehmen als Manager. Ein Manager kompensiert ein Stück, dass ihm das Unternehmen eben nicht gehört." Immer wieder kommen überraschende Sätze in den Rückblicken von Managern vor. Henning von Vieregge, bis vor drei Jahren Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes Kommunikationsagenturen, hat seine Zeit in den "Silberjahren" auch zum Bücherschreiben genutzt.

Er befragte 21 zuvor leitende Mitarbeiter von Unternehmen - alle angestellt, nicht selbständig -, wie sie den Übergang in den Ruhestand gestaltet haben. Daraus wurde ein Überblick mit Leitsätzen, aus dem Menschen in den frühen Sechzigern, aber nicht nur sie, Gewinn ziehen können - nicht mit belehrendem Unterton, aber bisweilen fast weise.

So manche, die sich nicht auf den Ruhestand "gleitend" vorbereitet haben oder die unerwartet vorzeitig "freigestellt" werden, fallen tief. Den Gesprächspartnern Vieregges ist das überwiegend nicht geschehen - sie hatten schon vorab private Interessen, denen sie sich nun stärker zuwenden können, sie setzen sich ehrenamtlich ein oder fanden neue Tätigkeiten als Berater. Bemerkenswert ist seine Studie weniger durch die Schilderung von Abläufen und Motiven oder als Wegweiser denn durch ehrliche Einblicke in die Psyche jener, die Anzuordnen gewohnt waren und unter einem Statusverlust leiden. Fast alle Gesprächspartner waren alte Bekannte oder Freunde des Autors, die so dem Vertrauten ihr Seelenleben stärker öffneten, als sie es sonst tun dürften.

Bemerkenswert ist deren Offenheit vor allem zum verlorenen Status - das nennt der Autor wohl zu Recht als Tabuthema unter Generationsgenossen. So etwa die Erkenntnis, dass altgediente Manager (und nicht nur sie) immer wieder erfahren, dass sie - losgelöst von ihren bisherigen beruflichen Strukturen - "namenloser" sind als erwartet, rasch vergessen werden. Die üblichen Phrasen zum Abschied - "man sieht sich", "Ihr Rat wird noch gebraucht" - sind leer.

Immer wieder wird dann die Bedeutung des Freundeskreises oder des Ehepartners hervorgehoben: Die Gefahr, durch rote Teppiche abzuheben, sieht etwa der frühere Manager eines Großunternehmens, wenn man nicht das erdende Korrektiv einer Partnerin oder eines Freundeskreises habe: "Wenn man eine Partnerin mit Wohlstandssyndromen hat, das ist schrecklich". Viele dieser Generation, die beruflich eine große Fallhöhe erreicht haben, erleben erstmals in ihrem Leben eine Selbstverständniskrise - zum Nachdenken gab es vorher weder Anlass noch Ruhe.

Für den Übergang, aber auch für die Karriere und die Arbeitsatmosphäre könne es eine nützliche Übung sein, "Sekretariatsdinge" vom Kaffeeholen bis zum Fotokopieren hin und wieder selbst zu machen. Position und Person solle man zudem nicht verwechseln. Karl Dietrich Seikel, 16 Jahre Geschäftsführer des Spiegel-Verlages, etwa rät jungen Redakteuren, wenn sie bei Herrn Steinbrück anrufen und die Tür aufgehe, sich bewusst zu sein, dass das nicht geschehe, weil sie "tolle Typen" seien, sondern weil die Marke "Spiegel" dahinterstehe. Die Zuwendung anderer im Berufsleben gilt der Institution, nicht dem Einzelnen.

In seinem Bekanntenkreis gleiche kein Lebensentwurf für die Zeit danach dem anderen, schreibt der Autor. Ein Industriegeschäftsführer zog auf das Land nach Mecklenburg und wurde Land- und Forstwirt. Ein Medienmanager verstärkt mit seinem Geld und seiner Arbeitskraft eine soziale Organisation. Ein ehemaliger Deutschland-Chef eines internationalen Mischkonzerns übernahm Aufsichtsratsmandate in seiner Heimatstadt - bezahlte und unbezahlte. Einer ist drei Tage in der Woche in der Universität und vertritt oft den Lehrstuhlinhaber - ohne Bezahlung.

Ein ehemaliger Banker ist gesetzlicher Vertreter älterer Menschen in seiner Heimatgemeinde, die ihre eigenen Interessen nicht mehr wahrnehmen können, ein anderer ist Finanzberater eines Bauunternehmens, zugleich aber betreut er ehrenamtlich Schulvorhaben in privater Trägerschaft. Manches war geplant, anderes zufällig. Unbezahlte und bezahlte Arbeit ist etwa gleich groß vertreten in den "Silberjahren" dieser ersten Nachkriegsgeneration, die sich von der vorherigen nach eigener Einschätzung auch im Umgang mit dem als Übergang empfundenen Ruhestand abhebt.

Ein Tagesablauf ohne vorgegebene Strukturen bedeutet in der Regel weniger Einkommen und weniger Prestige. Der neue Lebensabschnitt kann aber auch mehr Abwechslung bringen und einen stärkeren Anreiz für die eigene Entwicklung. Henning von Vieregge sieht für die Laufrichtung der Generation einen Trend, der noch in den Anfängen steckt und keinen gesicherten Begriff hat für "das Neue zwischen Vollbeschäftigung und Ruhestand". Ob die Arbeit nun bezahlt werde oder nicht - sie solle weniger und sinnhafter sein. Wie auch immer: von Vieregge zitiert einen Schlagersänger mit dem Satz "Abschied ist ein wunder Punkt in meinem Leben".

ROBERT VON LUCIUS.

Henning von Vieregge: Der Ruhestand kommt später.

Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt am Main 2012, 301 Seiten, 24,90 Euro

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