„Le coq est mort - Der Hahn ist tot“
Dieser französische Kanon hat schon viele Kinderaugen beim Singen strahlen lassen, doch wenn dann tatsächlich ein toter Hahn vor deiner Wohnungstür liegt, da vergeht dir das Lachen. Der Hausmeister vom Sandner musste dieses grausige Geschenk leider eben dort
finden und wendet sich postwendend an seinen lieben Polizei-Nachbarn, allerdings hat der noch andere…mehr„Le coq est mort - Der Hahn ist tot“
Dieser französische Kanon hat schon viele Kinderaugen beim Singen strahlen lassen, doch wenn dann tatsächlich ein toter Hahn vor deiner Wohnungstür liegt, da vergeht dir das Lachen. Der Hausmeister vom Sandner musste dieses grausige Geschenk leider eben dort finden und wendet sich postwendend an seinen lieben Polizei-Nachbarn, allerdings hat der noch andere Probleme, die ihm den schönen Sonntagmorgen verderben – eine Leiche auf dem Friedhof bzw. auf dem Grab drapiert wie ein Kunstwerk. Joa was soll das, fragt man sich da.
Als Kind habe ich mit meinen Eltern sehr gerne Urlaub im Bayerischen Wald gemacht, doch mehr verbindet mich mit diesem Bundesland nicht und so ist mir die Mundart als Hauptstadtkind fremd und schlichtweg nicht geläufig.
In „Der Sandner und die Ringgeister“ hat der Autor aber auf 310 Seiten eine Hommage an eben jenen Dialekt geschaffen, der mir beinahe die Nerven geraubt hat. Der Schreibstil erinnert an eine Unterhaltung unter Ur-Bayern in einem Biergarten und so musste ich mich derart konzentrieren, dass ich weder zum Miträtseln Zeit hatte, noch richtiger Lesespaß aufkam. Trotz Wörterkunde am Schluss habe ich einfach keinen guten Leserhythmus gefunden und mich teilweise von Zeile zu Zeile arbeiten müssen, was durch Lesepausen noch anstrengender wurde. Hinzu kommt noch, dass der Autor auf Kapitel-Einteilungen oder größere Absätze verzichtet, wodurch mir das Buch an einigen Stellen schier endlos erschien und ich am liebsten gereizt aufgehört hätte.
Der Sandner ist nämlich ein sehr spezieller Zeitgenosse, der schon gerne grantig wird und seine Gedanken während einer Zeugenbefragung Achterbahn fahren, da muss man aufpassen, dass man nicht den Anschluss verpasst. Das letzte Drittel des Krimis ist aus meiner Sicht auch der stärkste Teil, weil es dort eben etwas geradliniger und zielgerichteter vorangeht und man nicht durch unnötige Einschübe aufgehalten wird. Die Handlung ist recht vielversprechend, vor allem der kleine Nachbarschaftsstreit ist eine Mischung aus Komik und Ernst, doch die Umsetzung muss man mögen, sonst wird das nichts.
Gern hab ich den Hauptkommissar trotzdem gewonnen, denn bei seinen brummigen Charakter hat er doch das Herz auf dem rechten Fleck und ist manchmal auch wirklich ein lustiger Gesell, der mich auch mit einigen Verständnisproblemen zum Schmunzeln bringen konnte. :-)
Roland Krause hat keinen gewöhnlichen Krimi geschrieben und wer spannende Ermittlungsarbeit gepaart mit Nervenkitzel sucht, kann nur enttäuscht werden, denn dafür rücken die Nebenhandlungen und Witzchen einfach zu sehr in der Vordergrund. Humorvolle Bayern oder eingefleischte Lokal-Krimi-Fans werden aber ihre Freude am Sandner haben und ein bisschen kann den Protagonisten sogar mit dem Franz Eberhofer von Rita Falk vergleichen, nur dass wir es hier mit einer etwas lokalpatriotischeren Form zu tun haben.
Von meiner eher gemischten Meinung möchte ich zukünftige Leser aber nicht von der Lektüre abhalten, sondern im Gegenteil dazu ermutigen, denn es sind zahlreiche interessante Charaktere zu entdecken und je nach Region variiert die vergebene Punktezahl wahrscheinlich enorm. Von mir gibt es daher leider nur sehr gute drei Sterne, aber liebe Grüße in den Süden von Deutschland. :-)