Dieses Buch ist ein sogenanntes Abenteuer-Spielbuch. Was das bedeutet, ist schnell erklärt: der Leser folgt nicht einfach einer vorgegebenen Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite, sondern trifft am Ende jeder Szene eine Entscheidung, wie es weitergehen soll. Willst du das Gebüsch
durchsuchen oder dir lieber das Lagerfeuer näher anschauen? Willst du einem fremden Lebewesen in Not helfen,…mehrDieses Buch ist ein sogenanntes Abenteuer-Spielbuch. Was das bedeutet, ist schnell erklärt: der Leser folgt nicht einfach einer vorgegebenen Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite, sondern trifft am Ende jeder Szene eine Entscheidung, wie es weitergehen soll. Willst du das Gebüsch durchsuchen oder dir lieber das Lagerfeuer näher anschauen? Willst du einem fremden Lebewesen in Not helfen, oder dich lieber raushalten? Je nachdem, für was man sich entscheidet, blättert man zu einem anderen der durchnummerierten Abschnitte und liest dort weiter.
Aber Achtung: manche (oder besser gesagt viele!) Entscheidungen bedeuten das vorzeitige Ende deines Abenteuers. Zum Beispiel kann dich eine Schlange zerquetschen, oder du wirst von einem Riesenfaultier erschlagen oder von Ogern gefressen. Außerdem musst du bestimmte Dinge erfüllen, um das gewünschten Ende zu erreichen – es reicht nicht, am richtigen Ort anzukommen, man sollte auch die richtigen Gegenstände im Gepäck haben. Dazu braucht es eventuell mehrere Versuche!
Mir machen Abenteuer-Spielbücher einfach eine Menge Spaß. Zugegeben, ich hatte vor "Schatz der Oger" seit bestimmt mehr als 15 Jahren keines mehr gespielt, aber als Kind und Jugendliche habe ich die Klassiker des Genres verschlungen und sie sind mir gut im Gedächtnis geblieben. Deswegen kann ich jetzt ein wenig vergleichen:
Im Vergleich zu anderen Spielbüchern ist "Schatz der Oger" sehr gut geeignet für Einsteiger. Es gibt nicht viel beachten: am Anfang entscheidest du dich für eines von fünf Talenten und los geht's! Es steht keine Auswahl an Waffen oder Rüstungen zur Verfügung, und überhaupt gibt es kein richtiges Kampfsystem, denn es gilt, sich eher um Konfrontationen herummogeln.
Andere Spielbücher, wie zum Beispiel die bekannte "Einsamer Wolf"-Reihe, sind da deutlich näher dran am klassischen Rollenspiel, da muss man seinen Charakter erstmal detailliert mit bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten ausstatten, indem man Punkte auf zum Beispiel Intelligenz, Kraft oder Ausdauer verteilt.
Dass das System hier wesentlich einfacher gestaltet ist, hat Vor- und Nachteile. Vorteile: der Leser kann direkt loslegen, und wenn er scheitert und von vorne anfangen muss, kann er das ganz problemlos tun. Außerdem ist das Buch dadurch auch geeignet für jüngere Kinder! Für Leser, die keinerlei Erfahrungen mit Spielbüchern oder Rollenspiel haben, ist die Hemmschwelle sicher ebenfalls deutlich geringer.
Nachteile: man hat nur begrenzt Einfluss auf den Verlauf der Geschichte, das beschränkt sich eben hauptsächlich auf das Auswählen zwischen zwei oder drei Optionen am Ende jeder Szene. Leider spielt dabei nur eine sehr kleine Rolle, welches Talent man am Anfang ausgewählt hat! Ich habe mein gewähltes Talent "Klettern" bei dreimaligen Durchspielen nicht ein einziges Mal benutzen können, meist scheint das Talent "Vorahnung" gefragt zu sein. Da hätte ich mir gewünscht, dass einem die verschiedenen Talente auch mehr verschiedene Handlungsabläufe ermöglichen würden. Schade fand ich auch, dass es wirklich nur einen korrekten Weg durch das Abenteuer gibt, ich kenne es aus anderen Büchern, dass es mehrere erfolgreiche Wege geben kann.
Als langjährige Rollenspielerin (D&D, Das Schwarze Auge, Cthulhu und einiges mehr) fehlte es mir ein wenig, mir einen Charakter nach meinen Vorstellungen zusammenbasteln zu können. Dafür hat das Buch aber eine nette Geschichte mit schönen, atmosphärischen Beschreibungen der Geschehnisse und Szenarien zu bieten, die sich unterhaltsam liest und die man auch mehrmals durchspielen kann, ohne dass es langweilig wird. Der Schreibstil ist weniger düster als in vielen der alten Spielbücher, mit einer Prise Humor. Wie schon erwähnt, gibt es weniger Gewalt und Kampf.
Die Charaktere sind lebendig beschrieben, besonders derjenige, dessen Rolle man übernimmt, und sein fauler, selbstherrlicher Vetter Balko. Schön sind auch die stimmigen Illustrationen!