Stéphanie Coste
Gebundenes Buch
Der Schleuser
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"Die Grundlage meines Geschäfts beruht auf Hoffnung". Seymour ist einer der wichtigsten Schlepper an der Küste Libyens und schickt verzweifelte Menschen, die den Weg durch die Sahara geschafft haben, aufs offene Meer, von denen aber nur ein Teil die italienische Küste erreicht. Sein Business ist äußerst lukrativ, doch sein Gewissen lässt sich nur noch mit Drogen ruhigstellen. Von den Konflikten mit der Küstenwache und der Konkurrenz zunehmend abgestoßen, beschließt er, nur noch eine letzte Überfahrt zu organisieren. Dann erkennt er unter den Passagieren Mahida, seine Jugendliebe ...
Stéphanie Coste ist im Senegal und in Djibouti aufgewachsen. Ihr Debütroman Der Schleuser wurde mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt heute in Lissabon.
Produktdetails
- Verlag: austernbank verlag
- Originaltitel: Le Passeur
- Seitenzahl: 129
- Erscheinungstermin: 1. Juli 2023
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 128mm x 16mm
- Gewicht: 245g
- ISBN-13: 9783946687047
- ISBN-10: 3946687040
- Artikelnr.: 67276652
Herstellerkennzeichnung
austernbank verlag
Ohlstadter Straße 31a
81373 München
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die zwischen Senegal und Djibouti aufgewachsene französische Autorin Stephanie Coste hat sich in ihrem Debütroman einiges vorgenommen, wenn sie die dramatische Flucht über das Mittelmeer vollständig aus Sicht eines Schleusers zu erzählen versucht, meint Rezensent Jobst Welge. Und das Experiment gelingt auch nur mäßig, fährt der Kritiker fort, der anhand von Schleuser Seyoum, in den Neunzigern selbst aus Eritrea geflohen, zwar ein wenig über die hierzulande wenig bekannte Geschichte Eritreas erfährt - aber definitiv nicht genug. Auch der zweite Erzählstrang, der von Seyoums Arbeit als Menschenhändler an der libyschen Küste erzählt, kann den Rezensenten nicht ganz überzeugen: Die Sprache, die Coste ihrem Helden verleiht, ein Mix aus Umgangssprache, Vulgarismen, Reflexionen und Pathos, scheint Welge wenig glaubwürdig. Mehr als die Erkenntnis, dass auch Schleuser möglicherweise keine einfachen Lebensgeschichten haben, nimmt er deshalb aus dem Roman nicht mit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ich habe die Hoffnung zu meiner Handelsware gemacht. Solange es Verzweifelte gibt, werden auf meinem Strand Hühner aufkreuzen, die goldene Eier legen. Hühner, die blöd genug sind, von besseren Zeiten am gegenüberliegenden Ufer zu träumen.«
So beginnt die …
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»Ich habe die Hoffnung zu meiner Handelsware gemacht. Solange es Verzweifelte gibt, werden auf meinem Strand Hühner aufkreuzen, die goldene Eier legen. Hühner, die blöd genug sind, von besseren Zeiten am gegenüberliegenden Ufer zu träumen.«
So beginnt die Geschichte des Schleusers Seyoum, der an der Küste Libyens seine Geschäfte mit Menschen macht, die die glühende Sahara durchquert haben und nun die andere Seite des Mittelmeers erreichen wollen. Keine dreißig Jahre alt zählt er zu den einflussreichsten Männern in seinem »Business«, doch innerlich ist er tot, so scheint es.
Es soll die letzte Fahrt des Jahres werden, von der er sich hunderttausend Dollar Gewinn verspricht. Das ist alles, was für ihn zählt, die Menschen bringt er unter unwürdigen Bedingungen wochenlang in einer stickigen Lagerhalle unter, Wasser bekommen sie nur ein Mal am Tag. Was aus ihnen wird, ist ihm egal, ihn ärgert nur, dass er sein Geld mit anderen teilen muss – die ihm die maroden Boote verkaufen, den Drogendealern, korrupten Bankern und Polizisten. Zehn Jahre ist er bereits im Geschäft und unzählige Leichen gehen auf sein Konto. Jetzt entdeckt er seine Jugendliebe Madiha auf der Liste und entscheidet sich, das Boot selbst durchs Mittelmeer zu steuern.
Das höchstaktuelle Thema wird aus einer anderen Perspektive erzählt, eines menschverachtenden Mannes, der skrupellos ist, zerfressen von einer inneren Wut, die er mit Khat und Gin betäubt. Coste lässt uns in Rückblenden in Seyoums Vergangenheit blicken, woher diese Wut und dieser Hass kommen. Seyoum stammt aus Eritrea, wo seit 1993 bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, Menschen aus dem Weg geräumt werden und verschwinden. Wir erfahren, dass er bereits 10 Jahre zuvor mit Madiha flüchten wollte und warum diese Flucht scheiterte.
Dieser Roman ist schonungslos, brutal und direkt. Auf nur knapp 130 Seiten gelingt es der Autorin, uns einen tiefen Einblick hinter das System von Schleusern und Menschenhändlern zu geben und das damit verbundene Leid der Flüchtenden. Sie zeigt aber auch auf, wie dieses Dilemma entsteht, dass Menschen zu so etwas grausamen fähig sind und ihre Menschlichkeit verlieren. Diese tiefe innere Zerrissenheit wird von Kapitel zu Kapitel spürbarer und schafft eine bedrückende Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Coste will hier keine Taten entschuldigen oder rechtfertigen aber zeigen, dass hinter all dem auch eine leidvolle Vergangenheit steckt, die Wurzeln des Übels sozusagen.
Denn wenn mir diese Geschichte wieder einmal etwas zeigt, dann, dass wir das unsägliche Leid der Flüchtenden erst beenden können, wenn die Ursachen bekämpft werden.
Stellenweise liest sich das Buch spannender als ein Krimi und überrollt einen förmlich und die Wendung im letzten Kapitel hat es wirklich in sich. Dicht erzählt und sprachlich herausragend, dafür sorgt auch die tolle Übersetzung aus dem Französischen von Katharina Triebner-Cabald.
Ausgezeichnet wurde Costes Debütroman in Frankreich u.a. mit dem Prix de la Closerie des Lilas. Ich bin froh, dass ich wieder auf so einen kleinen feinen unabhängigen Verlag aufmerksam wurde, der mir mit diesem Buch fesselnde Lesestunden beschert hat.
Ich weiß, es ist kein leichtes Thema, aber das Buch bekommt eine absolute Leseempfehlung von mir.
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