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Der Schmetterlingskoffer - jetzt als Sonderausgabe zum Wiederentdecken!
Hanns Zischler und die Illustratorin Hanna Zeckau entdeckten im Berliner Naturkundemuseum einen verwaisten Überseekoffer - bis an den Rand gefüllt mit Schmetterlingen! Gut achtzehntausend Falter aus dem kolumbianischen Hochland, einer schöner als der andere, gesammelt und verpackt in Hunderte von Zigarrenkistchen von dem Forschungsreisenden Arnold Schultze.Zischler und Zeckau entfalten sorgsam und neugierig die Papiere, in die die Schmetterlinge eingepackt sind - und tauchen ein in die Welt von Arnold Schultze, lesen…mehr

Produktbeschreibung
Der Schmetterlingskoffer - jetzt als Sonderausgabe zum Wiederentdecken!

Hanns Zischler und die Illustratorin Hanna Zeckau entdeckten im Berliner Naturkundemuseum einen verwaisten Überseekoffer - bis an den Rand gefüllt mit Schmetterlingen! Gut achtzehntausend Falter aus dem kolumbianischen Hochland, einer schöner als der andere, gesammelt und verpackt in Hunderte von Zigarrenkistchen von dem Forschungsreisenden Arnold Schultze.Zischler und Zeckau entfalten sorgsam und neugierig die Papiere, in die die Schmetterlinge eingepackt sind - und tauchen ein in die Welt von Arnold Schultze, lesen seine Tagebücher, Notizen und Aufsätze. Sie lernen einen erstaunlichen Forscher und Schriftsteller kennen, der durch seine sensible Beobachtungsgabe eine geradezu ansteckende Lust daran verbreitet, fremde Länder, Pflanzen und Tiere zu erkunden. Ihn, seine Schriften, seine Schmetterlingssammlung - und die Freuden der Beschäftigung mit der Natur stellen Hanns Zischler und Hanna Zeckau indiesem durchgestalteten, durchgehend vierfarbigen Band vor.
Autorenporträt
Hanna Zeckau, Jahrgang 1978, ist Grafikerin und Illustratorin. 2007 brachte sie gemeinsam mit Carsten Aermes Brehms verlorenes Tierleben. Illustriertes Lexikon ausgestorbener Vögel und Säugetiere heraus, das 2008 die Bronzemedaille bei "Best book design from all over the world - International Competition" erhielt und von der Stiftung Buchkunst als eines der schönsten Bücher 2007 prämiert wurde. Hanna Zeckau lebt und arbeitet in Berlin.

Hanns Zischler, Jahrgang 1947, Schriftsteller, Fotograf und Schauspieler.
Seine Forschungsarbeit Kafka geht ins Kino (1996) wurde in viele Sprachen übersetzt und 2017 bei Galiani neu aufgelegt. Bei Galiani erschienen außerdem Der Schmetterlingskoffer (2010, gemeinsam mit Hanna Zeckau), Berlin ist zu groß für Berlin (2013), Die Erkundung Brasiliens (2013, gemeinsam mit Sabine Hackethal und Carsten Eckert), Das Mädchen mit den Orangenpapieren (2014) und 2020 Zischlers erster Roman Der zerrissene Brief.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2010

Der wundersame Koffer

Über das Los von achtzehntausend südamerikanischen Schmetterlingen berichten Hanna Zeckau und Hanns Zischler.

Von Julia Voss

Könnten Sie sich vorstellen, dass im nächsten Jahrhundert ein Buch über Sie erscheint? Nein? Arnold Schultze jedenfalls wäre wohl außerordentlich verblüfft gewesen, hätte ihm jemand vorausgesagt, dass im Jahr 2010 ein Buch über ihn geschrieben werden sollte, mehr als sechzig Jahre nachdem er gestorben war. Bis zuletzt hatte er mit Bienenfleiß daran gearbeitet, ein Naturkundemuseum auf Madeira einzurichten, als ihn 1948 der Tod auf der Insel überrumpelte. Sogar die Fachwelt brauchte zwei Jahre, um sein Ableben zur Kenntnis zu nehmen, und verabschiedete ihn schließlich mit einem höflichen Nachruf in der Zeitschrift "Botanische Jahrbücher für Systematik". Arnold Schultze schien darin ein Mann mit wissenschaftlichen Verdiensten, sicherlich, ein respektabler Forscher eben, aber gewiss kein Humboldt. Und das hätte er wahrscheinlich selbst auch so gesehen.

Was damals aber niemand ahnte und vielleicht auch Schultze nicht wissen konnte, war, dass ein Koffer, den er 1939 aus Südamerika an das Berliner Naturkundemuseum geschickt hatte, nicht nur unbeschadet über den Ozean reiste, sondern auch die Bombardierung Berlins überstand. Jahrzehntelang hatte Schultze sammelnd und forschend Südamerika durchquert, bis er ausgerechnet kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs mit Hab und Gut von Brasilien aus die Heimreise antrat, mit dem Schiff in die Atlantikblockade geriet, woraufhin die Engländer Besatzung und Passagiere evakuieren ließen, den Frachter aber versenkten.

In den Fluten verschwand Schultzes Lebenswerk: die wertvolle Sammlung seltener Herbarien für das Botanische Museum in Berlin-Dahlem sowie seine umfangreichen Notizen, Zeichnungen und Fotografien. "Durch zwölf Kanonenschüsse" sei das Schiff versenkt worden, schrieb der verzweifelte Schultze in einem Brief, "wir sind jetzt bettelarm". Schultze und seine Frau wurden zunächst in Dakar interniert; ein befreundeter französischer Wissenschaftler legte ein gutes Wort für das Ehepaar ein; sie durften abreisen und fanden in Funchal auf Madeira Unterschlupf.

Das Ungeheuerliche: Ein Koffer war von den Schultzes schon vorausgeschickt worden, so dass er sich nicht auf dem Unglücksfrachter befand, und auf ebendieses Gepäckstück mit der Nummer 41 (unsere Abbildung unten links) stießen Hanna Zeckau und Hanns Zischler im Naturkundemuseum in Berlin. Was sich darin befand? Achtzehntausend südamerikanische Schmetterlinge, die sorgfältig in zu Dreieckstüten gefalteten Papieren eingepackt waren, verstaut in sechsundvierzig Zigarrenkisten. Rein wissenschaftlich betrachtet, ist das bereits eine Sensation. Schultze hatte aber als Einpackpapier nicht schlichte weiße Bögen verwendet, sondern Zeitungen, Zeitschriften oder Werbedrucke und damit ebenfalls seine Zeit dokumentiert und archiviert.

Ausgehend von diesem Zauberkoffer, in dem sich im Übrigen auch noch Fotografien und andere persönliche Dokumente befanden, rekonstruieren nun die Buchautoren Schultzes Geschichte und seine Leidenschaft für Schmetterlinge. Beide sind für diese Recherche geradezu berufen: Die Berliner Grafikerin und Illustratorin Hanna Zeckau brachte bereits 2007 zusammen mit Carsten Aermes das wunderschöne und tieftraurige Buch über "Brehms verlorenes Tierleben" heraus, das in Wort und Bild Arten vorstellte, die Tiervater Brehm seinen Lesern im neunzehnten Jahrhundert noch aus eigener Anschauung schildern konnte, die inzwischen aber ausgestorben sind. Und das Berliner Naturkundemuseum kennt wohl - die Mitarbeiter ausgenommen - niemand so gut wie der Schauspieler und Publizist Hanns Zischler, der schon zahlreiche Veranstaltungen im Haus durchführte und die Wissenschaftsgeschichte in ihren erstaunlichsten Details kennt.

Der Schmetterlingskoffer wird durch Zeckau und Zischler als das vielschichtige Meisterwerk eines passionierten Schmetterlingssammlers, Forschers und Südamerika Reisenden sichtbar. Dessen Wege sind wortwörtlich nachgezeichnet worden: Das Buch versammelt Texte von und über Schultze, während der Inhalt des Schmetterlingskoffers - von Tieren über Bordkarten bis zu den Zigarrenbildchen - von Zeckau in herrlichen Illustrationen dem Leser vorgeführt wird. Schultzes Leben und Wirken sind der rote Faden des Buchs, der aber auch immer wieder zu anderen begeisterten Schmetterlingsfängern führt, zum Schriftsteller Vladimir Nabokov etwa oder zum Soziologen und Philosophen Roger Caillois. In einem Aufsatz von 1960, der ebenfalls im Buch abgedruckt ist, bringt Caillois auf den Punkt, worin die Anziehungskraft der Schmetterlinge besteht: Wozu nämlich, so Caillois' Frage, die luxuriöse Färbung und Musterung? Welchen Nutzen hat diese Pracht, wenn ein Überlebensvorteil doch auch mit viel weniger Aufwand zu haben wäre? Bei Caillois führt es dazu, die Vorstellung von einer nützlich eingerichteten Natur zu verabschieden und eine neue einzuführen. Er schreibt: "Alles, absolut alles spricht dafür, dass die exzessive Verausgabung ohne erkennbaren Zweck eine weitaus stärker befolgte Regel ist als die Einhaltung des strikten Lebensinteresses, als das Gebot der Arterhaltung." Im gleichen Zeitraum, als Schultze seinen Schmetterlingskoffer zusammentrug und verschickte, schuf der Künstler Marcel Duchamp sein berühmtes Koffermuseum "La Boîte-en-Valise", in dem er winzige Reproduktionen seiner Werke verpackte. Schultzes naturkundliches Koffermuseum verdient nicht weniger Ruhm.

Hanna Zeckau & Hanns Zischler: "Der Schmetterlingskoffer". Die tropischen Expeditionen von Arnold Schultze. Galiani Verlag, Berlin 2010. 257 S., geb., 39,95 [Euro]

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das höchste irdische Glück liegt auf den Flügeln der Schmetterlinge. Beim Blättern in diesem Buch beginnt Peter Henning zu ahnen, was es mit diesem Gedanken Nabokovs auf sich hat. Laut Henning ein wunderschönes Buch in gleich mehrfacher Hinsicht. Enthält es doch das Vermächtnis eines Forscherlebens und eines Mannes von "beachtlichem schriftstellerischen Format", ist es doch zugleich Roman, Auswanderergeschichte, Chronik eines Scheiterns wie einer lebenslangen Leidenschaft und auch einer Rettung. Arnold Schultzes Koffer mit den 18000 Schmetterlingen, der so lange in den Archiven des Botanischen Museums zu Berlin Dahlem vor sich hindämmerte, wiederentdeckt und ins Buch gebracht von Hanns Zischler und der Illustratorin Hanna Zeckau, überzeugt den Rezensenten von der Leidenschaft des Naturkundlers, aber ebenso (in den Texten) von dessen Präzision und Fähigkeit, den Leser mit Sprachbildern in seine Welt zu ziehen. Zischlers Begleittexte und Zeckaus "kulinarische" Illustrationen runden dies Bild für Henning ab.

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«Ein Kleinod von einem Buch. Zum Blättern und Schwelgen!» annabelle