Ein Mann, Ende zwanzig, steht vor den Trümmern seiner jungen Existenz: eine langjährige Liebe ist zerbrochen, sein Betrug beim Schreiben bzw. Abschreiben seiner Examensarbeit ist aufgeflogen, die Fakultät hat ihn zu einer Anhörung vorgeladen, seine akademische Karriere ist zerstört. Er fährt weit weg, ins holländische Zandvoort, um am Meer Abstand zu gewinnen, um über sich und sein Leben nachzudenken.Dazu kommt er aber nicht. Schon bei seinem ersten Spaziergang am Strand begegnet er einer Frau, deren Bild ihn sofort gefangen nimmt und ihn in den nächsten Tagen nicht mehr loslässt. Je enger ihr Verhältnis wird, umso rätselhafter erscheint sie ihm, umso bedrohlicher häufen sich ungewöhnliche Ereignisse: Erdstöße erschüttern die Universitätsstadt, aus der er gerade fluchtartig weggefahren ist; ein auffallend aggressiver Hund verfolgt ihn; den bei einem Unfall verletzten Bruder der Frau, den sie täglich im Krankenhaus besucht, gibt es in diesem Krankenhaus nicht; ein alter Freund, der ihn an der Nordsee besucht, ertrinkt beim Surfen verschlüsselte, dramatische Botschaften, deren Sinn er nicht fassen kann, die ihn aber zu einem Entschluss treiben. Und der befreit ihn nicht nur von diesem schönen Schatten..."Henning zeigt sich als Meister der Beobachtung, präzise lotet er die Brüche im Alltäglichen aus."Jobst Ulrich Brand, Focus
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eigentlich verspürt Ulrich Rüdenauer immer eine "verschwörerische Verbundenheit mit den Verlorenen, Randstehern und Suchenden" der Literatur. Und eigentlich wäre Max Wahlberg, der Protagonist aus Peter Hennings "Der schöne Schatten", damit prädestiniert für seine Sympathie: als Akademiker ist er schon an einem plagiierten Examen gescheitert, und sein Liebesleben ist hauptsächlich bemitleidenswert. Dass sich die schöne Mia Brouwers, eine Femme Fatale par excellence, ausgerechnet ihn als Objekt ihres vorübergehenden Begehrens herauspickt, ist nicht nur Max ein Rätsel, berichtet der Rezensent. Schließlich entpuppt sie sich dann auch als dunkle Verkörperung seines Unterbewusstseins. Irgendwie wird Rüdenauer mit Max aber nicht warm. Hennings Einsatz von Mitteln einer "dunkel-romantischen Traumliteratur" ist ihm zu klischeebehaftet, und in seiner Sprache offenbart sich die verhängnisvolle "Spannung zwischen Erzähllust und Beschreibungsimpotenz", erklärt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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