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Jeder Buchling kennt Hildegunst von Mythenmetz’ fabelhaften Roman über Echo, das Krätzchen – eine zamonische Kratze unterscheidet sich übrigens von unserer Katze lediglich dadurch, daß sie sprechen kann: In Sledwaya, der traurigsten Stadt Zamoniens, ist Echo dermaßen in Schwierigkeiten geraten, daß er gezwungen ist, mit dem Schrecksenmeister Succubius Eißpin einen verhängnisvollen Vertrag zu schließen. Dieser gibt dem Schrecksenmeister Sledwayas das Recht, die Kratze beim nächsten Vollmond zu töten und ihr das Fett auszukochen. Als Gegenleistung muß Eißpin Echo dreißig Tage lang auf höchstem…mehr

Produktbeschreibung
Jeder Buchling kennt Hildegunst von Mythenmetz’ fabelhaften Roman über Echo, das Krätzchen – eine zamonische Kratze unterscheidet sich übrigens von unserer Katze lediglich dadurch, daß sie sprechen kann: In Sledwaya, der traurigsten Stadt Zamoniens, ist Echo dermaßen in Schwierigkeiten geraten, daß er gezwungen ist, mit dem Schrecksenmeister Succubius Eißpin einen verhängnisvollen Vertrag zu schließen. Dieser gibt dem Schrecksenmeister Sledwayas das Recht, die Kratze beim nächsten Vollmond zu töten und ihr das Fett auszukochen. Als Gegenleistung muß Eißpin Echo dreißig Tage lang auf höchstem kulinarischen Niveau durchfüttern. Doch der Schrecksenmeister hat nicht mit dem Überlebenswillen und dem Erfindungsreichtum des Krätzchens gerechnet – vor allem nicht mit seinen neuen Freunden, der letzten Schreckse von Sledwaya, dem Einäugigen Schuhu und einem Gekochten Gespenst.
Autorenporträt
Walter Moers, Jahrgang 1957, Comiczeichner und Drehbuchautor, lebt in Hamburg. Fotografieren läßt er sich nicht mehr, denn seit er seinen Comic-»Adolf« in die Welt setzte, ist er persona non grata für die rechte Szene. Und in Kirchenkreisen gilt er seit seinem »Kleinen Arschloch« als Abgesandter der Hölle. Walter Moers ist zusammen mit Professor Doktor Nachtigaller Begründer der Zamonischen Nachtschule, einer Akademie, die ausschließlich im Internet existiert und von jedermann besucht werden kann.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2007

Alchimie und Kochkunst
Ein Roman für raffinierte Genießer: Walter Moers „Der Schrecksenmeister”
Seit dem Tod seiner alten Herrin muss der kleine Kater auf der Straße leben. Die Hunde jagen ihn, sein Fell ist struppig, und er kann sich kaum noch auf den Beinen halten. In einigen Tagen wird er verhungert sein. Da bietet ihm Succubius Eißpin einen teuflischen Pakt an. Mit allen erdenklichen Leckereien will er das Tier mästen, am nächsten Vollmond dann töten, um an sein kostbares Körperfett zu gelangen. So hofft der Zauberer, endlich die alchimistischen Experimente abschließen zu können, die ihn zum Herren über Leben und Tod machen sollen. Allerdings hat er diese Rechnung etwas zu schnell gemacht. Denn Eißpin ist an eine „Kratze” geraten – eine zamonische Spielart der Hauskatze, die denken und reden kann. Von Ergebenheit ins Schicksal keine Spur: Das Opfer sucht sich Verbündete, darunter ein furchtsames Gespenst und die schrullige Izanuela, die einzige Hexe, die noch in der Stadt weilt.
Echo heißt die pelzige Hauptfigur in „Der Schrecksenmeister”. Das bezieht sich zunächst auf ihre Fähigkeit, mit Menschen zu kommunizieren, ihnen zu antworten. Einem Echoraum gleicht aber auch der gesamte Roman. Einerseits hat das halb zerfallene Schloss, in dem Eißpin haust, seine Vorbilder bei Nosferatu und Dracula. Andererseits fehlt es nicht an Anspielungen auf die Welt, in der wir leben. „Wenn Sie Probleme mit Warzen haben, dann fragen Sie lieber Ihren Arzt oder Apotheker!”, warnt ein von der Obrigkeit aufgestelltes Schild vor dem Hause Izanuelas. Nicht immer sind die Scherze so harmlos. Wenn Echo sich nach einer „Metamorphosen-Mahlzeit” in eine Dämonenbiene verwandelt, führt sein Aufenthalt in deren Stock zu einer satirischen Spiegelung der Totalitarismen des vergangenen Jahrhunderts sowie des religiösen Fundamentalismus unserer Tage. Das Komische und das Schreckliche sind keine Gegensätze, sondern fest ineinander verschränkt.
Dies zeigt sich auch in der Schilderung Eißpins. Bei seinem ersten Auftritt heißt es: „Der Alte war eine wandelnde Vogelscheuche, eine entsprungene Geisterbahnfigur, vor der alles Lebendige floh, vom kleinsten Käfer bis zum kraftvollsten Krieger. Es schien, als stolziere er zu einer furchtbaren Marschmusik, die nur er selber hörte, und jedermann wich seinem sengenden Blick aus, um nicht geblendet, verflucht oder hypnotisiert zu werden.” Eißpin ist ein dämonischer Bösewicht, aber auch ein einsamer, gebrochener Mann und eine burleske Figur. Er vereint vieles in sich. Ähnlich den gequälten Schurken, die Vincent Price in den Edgar-Allan- Poe-Verfilmungen von Roger Corman gespielt hat, ist er zugleich abstoßend, Mitleid erregend und nicht ohne einen morbiden Charme.
Der produktive Witz
„Der Schrecksenmeister” ist alles andere als ein Kinderbuch. Wie in den „Käpt’n-Blaubär”-Geschichten spielt Wortwitz aber eine große Rolle. Oft beruht er nur auf winzigen Abweichungen vom Sprachgebrauch. Wenn Izanuela nicht als Hexe, sondern als „Schreckse” bezeichnet wird, dann sind in diesem Wort gleich mehrere Anspielungen enthalten: auf die unguten Gefühle, die sie aufgrund ihrer geheimen Künste und ihrer enormen Hässlichkeit zu erregen vermag, aber auch darauf, dass sie selbst in einer permanenten Angst vor Verfolgung leben muss. Die Wortspiele ranken sich jedoch nicht nur wie Girlanden um alle möglichen Einfälle, sondern scheinen diese mitunter überhaupt erst zu befördern. So isst Echo bei einem Frühstück Nüsse, die vom „Baum der Erkenntnuss” stammen und ihm fortan wichtige Einsichten bescheren. Die Handlung entspringt hier dem Witz; der Inhalt verdankt sich der Form. In der Prosa und Lyrik der Moderne ist das ein gängiges Verfahren, nicht in einem Fantasy-Roman. Dass es zum Einsatz kommt, zeigt, welch ironisch-distanzierte Haltung der Autor zu seinem Genre einnehmen kann.
In „Die Stadt der träumenden Bücher”, dem letzten Zamonien-Roman von Moers, verdichtete sich die Handlung zu einer Hommage an die Magie der literarischen Phantasie und des gedruckten Wortes. Im „Schrecksenmeister” wird nun das Lob der kulinarischen Genüsse gesungen. Denn ein Zauberer ist Eißpin auch am Herd. Allein das Nachtischmenü, das er für Izanuela und Echo bereitet: Himbeer-Mille-Feuilles mit Champagnercreme, Pralinenkrapfen mit Kirschen und Holunderblüten-Küchlein mit Pistazienschaum – wer möchte da nicht mitessen! Zwischen Alchimie und Kochkunst sieht Eißpin Parallelen: „In beiden Disziplinen spielen Topf und Flamme eine wichtige Rolle, es geht um das Aufeinanderabstimmen exakt bemessener Zutaten, das Reduzieren von Substanzen, das Kombinieren von Altvertrautem und bahnbrechend Neuem. Winzige Mengen der Zutaten und Sekunden der Garzeit können über Gelingen oder Misslingen entscheiden. Ein gutes Essen zu kochen, das finde ich so wichtig, wie eine Medizin zu erfinden.”
Ob hier, im Küchendunst halb verborgen, nicht auch der Autor von sich und seiner künstlerischen Praxis spricht? In „Der Schrecksenmeister” ist sie jedenfalls so verwirklicht, dass der Leser gerne drei Sterne verteilt. Altbewährte Schauerlichkeiten werden nach neuem Rezept serviert; Dosierung und Timing sind makellos. Auf dem großzügig gedeckten Tisch, an den Moers bittet, dampft kein billiges Lesefutter, sondern ein deftig-raffiniertes Mahl für Genießer.CHRISTOPH HAAS
WALTER MOERS: Der Schrecksenmeister. Roman. Piper Verlag, München 2007. 384 Seiten, 22,90 Euro.
Eißpin, eine wandelnde Vogelscheuche mit morbidem Charme Foto: Piper Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Christoph Haas sieht in Walter Moers Roman "Der Schrecksenmeister" weder ein Kinderbuch noch "billiges Lesefutter". Vielmehr bietet der märchenhafte Roman um die Schreckse Echo und den Succubius Eißpin seines Erachtens amüsante, intelligent-raffinierte Unterhaltung. Er bescheinigt dem Autor eine gekonnte Mischung aus Komik und Schrecken. Besonders gefallen hat ihm Moers' Wortwitz, dem im Grunde die Handlung entspringe. Er unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass sich der Inhalt bei diesem Roman der Form verdankt, und verweist darauf, dass dies in der Prosa und Lyrik der Moderne ein gängiges Verfahren sei, nicht aber in einem Fantasy-Roman. Moers' Einsatz dieses Verfahrens belegt für Haas die ironische Distanz, die der Autor zu seinem Genre einnimmt.

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