Mal kantiger Streiter, mal fürsorgender Patron, konservativer Überzeugungstäter und humanitärer Aktivist, vor allem im Baltikum für die Holocaust-Überlebenden und "Wolfskinder": Das alles und noch vieles mehr steckt in der Person Wolfgang Hermann Freiherr von Stetten. Der renommierte Journalist und Publizist Wolfgang Bok zeichnet den Lebensweg eines von produktiver Unruhe getriebenen Mannes nach, dem niemals etwas in den Schoß gefallen ist. Aus unzähligen Dokumenten und vielen Gesprächen mit Familie und Wegbegleitern, Freunden und politischen Gegnern malt er das Bild eines facettenreichen Politikers, Familienvaters und Schloßherrn. Es ist der beschwerliche, aber letztlich von Erfolg gesäumte Weg von schmächtigen "Burscheli", wie ihn seine als frühe Kriegswitwe alleinerziehende Mutter Hedwig liebevoll nannte, zum mächtigen "schwarzen Baron". Neben der politischen Karriere, die von allerhand Anfeindungen begleitet war, wird in dem 267 Seiten umfassenden Werk dem Unternehmer von Stetten breiter Raum gewidmet: Wie er stets nach Finanzquellen suchte, um auf der Burganlage das Sagen zu haben und diese aufwändig zu renovieren; und wie es ihm gelungen ist, trotz zahlreicher Widerstände Seniorenresidenzen zu schaffen, in denen sich die älteren Menschen auch deshalb sehr wohl fühlen, weil sie dort Heimat und Freiheit genießen können. Das mit vielen privaten Aufnahmen reich bebilderte Buch veranschaulicht nicht nur Hohenloher Heimatgeschichte, sondern ist eine ebenso lebendig wie einfühlsam geschriebene Dokumentation jener Aufbaugeneration, die noch tatsächlich Spannendes zu erzählen hat. Bundestagspräsidentin a. D., Prof. Rita Süßmuth urteilt bei der Buchvorstellung auf Schloß Stetten: "Biografien sind gefragt, aber diese ist eine von besonderem Format. Mit einer ganz eigenen Methodik, die andere erreicht."