Wer vor hat, seinen Winterurlaub in der Waagrechten zu verbringen, wer sich tagaus, tagein in der tropischen Sonne aalen, eisgekühlte Drinks schlürfen und im Stundentakt nachsehen will, was die Korallenfische treiben, dem bietet Mauritius genug Gelegenheit dazu. Schade freilich, wenn man dabei die Chance verpasst, einen Blick ins Innere zu werfen - ins Innere dieser unerhört facettenreichen Insel und ihrer Bevölkerung, die den Besucher nur allzu oft vor spannende (Alltags-)Rätsel und Überraschungen stellt.
Stefan Slupetzky hat sich auf die Gesten der Mauritier eingelassen und zeigt in seinen Geschichten in gewohnt hintergründiger Manier, in welche Richtungen sie sich interpretieren lassen: Warum Kreolen kein Pepsi trinken, weshalb das 'Curry No. 2' nicht jedermanns Sache ist, wie man Bustüren mit der Bremse öffnen kann und wieso die Mango hier zu den größten Feinden des Hundes zählt, sind nur einige Fragen, die der Autor auf seiner Reise quer durch das Land und seine Geschichte auf lustvolle Weise zu klären versucht.
Stefan Slupetzky hat sich auf die Gesten der Mauritier eingelassen und zeigt in seinen Geschichten in gewohnt hintergründiger Manier, in welche Richtungen sie sich interpretieren lassen: Warum Kreolen kein Pepsi trinken, weshalb das 'Curry No. 2' nicht jedermanns Sache ist, wie man Bustüren mit der Bremse öffnen kann und wieso die Mango hier zu den größten Feinden des Hundes zählt, sind nur einige Fragen, die der Autor auf seiner Reise quer durch das Land und seine Geschichte auf lustvolle Weise zu klären versucht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.12.2005 Bücherecke
Mauritius, ein blaues Wunder
Stefan Slupetzky beschreibt das Inselparadies als zivilisatorische Hölle
Mauritius ist bekannt als idyllisches Inselparadies für ungestörten Strandurlaub. Das Mauritius jenseits der Hotelresorts ist dagegen Thema des Buches „Der Segatanz unter dem Flammenbaum” von Stefan Slupetzky. Der Autor entwickelt darin eine kleine Soziologie der auf Mauritius zusammenlebenden Bevölkerungsgruppen, die im Lauf der Geschichte aus Europa, Afrika, Indien und China auf die Insel kamen und sich hier vermischten. Slupetzky beschreibt das Sprachengewirr, das aus diesem Völkergemisch entstand und führt in die Besonderheiten des Kreolischen ein, dessen Ursprung in der französischen Sprache liegt. Da scheint es fast ein Wunder zu sein, dass die verschiedenen Ethnien trotz der gegenseitigen Animositäten bisher recht friedlich miteinander gelebt haben. Den Straßenverkehr beschreibt Slupetzky dagegen als ein schon beinahe kriegerisches Geschehen. Selbst einen öffentlichen Bus auf Mauritius zu benutzen, scheint brandgefährlich zu sein.
Vieles von dem, was Stefan Slupetzky von seiner Reise berichtet, widerspricht dem platten Klischee vom Urlaubsparadies. Etwa die nicht zu beschönigende Hässlichkeit der Städte auf Mauritius. Doch gibt es durchaus auch fernab der Küste etwas zu entdecken: Die überbordende Schönheit der Vegetation entschädigt für so manche ästhetische Widrigkeit. Und die echte mauritische Küche, auf die der Autor ein Loblied singt, ist nur außerhalb der großen Hotelanlagen zu finden. Zuweilen auch in den unscheinbarsten Straßenimbissen, die man als Tourist normalerweise eher meiden würde. Und so macht das Buch mit seinem vergnüglichen Streifzug über die Insel Lust, sie selbst zu entdecken, gerade weil sie nicht dem Abziehbild vom perfekten Strandurlaub entspricht.
KLAUS RITZKOWSKI
STEFAN SLUPETZKY: Der Segatanz unter dem Flammenbaum. Erhebungen in Mauritius. Picus Verlag, Wien 2005. 130 Seiten, 13,90 Euro.
Die landschaftliche Idylle auf Mauritius ist nur eine Seite der Insel.
Foto: ddp
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Mauritius, ein blaues Wunder
Stefan Slupetzky beschreibt das Inselparadies als zivilisatorische Hölle
Mauritius ist bekannt als idyllisches Inselparadies für ungestörten Strandurlaub. Das Mauritius jenseits der Hotelresorts ist dagegen Thema des Buches „Der Segatanz unter dem Flammenbaum” von Stefan Slupetzky. Der Autor entwickelt darin eine kleine Soziologie der auf Mauritius zusammenlebenden Bevölkerungsgruppen, die im Lauf der Geschichte aus Europa, Afrika, Indien und China auf die Insel kamen und sich hier vermischten. Slupetzky beschreibt das Sprachengewirr, das aus diesem Völkergemisch entstand und führt in die Besonderheiten des Kreolischen ein, dessen Ursprung in der französischen Sprache liegt. Da scheint es fast ein Wunder zu sein, dass die verschiedenen Ethnien trotz der gegenseitigen Animositäten bisher recht friedlich miteinander gelebt haben. Den Straßenverkehr beschreibt Slupetzky dagegen als ein schon beinahe kriegerisches Geschehen. Selbst einen öffentlichen Bus auf Mauritius zu benutzen, scheint brandgefährlich zu sein.
Vieles von dem, was Stefan Slupetzky von seiner Reise berichtet, widerspricht dem platten Klischee vom Urlaubsparadies. Etwa die nicht zu beschönigende Hässlichkeit der Städte auf Mauritius. Doch gibt es durchaus auch fernab der Küste etwas zu entdecken: Die überbordende Schönheit der Vegetation entschädigt für so manche ästhetische Widrigkeit. Und die echte mauritische Küche, auf die der Autor ein Loblied singt, ist nur außerhalb der großen Hotelanlagen zu finden. Zuweilen auch in den unscheinbarsten Straßenimbissen, die man als Tourist normalerweise eher meiden würde. Und so macht das Buch mit seinem vergnüglichen Streifzug über die Insel Lust, sie selbst zu entdecken, gerade weil sie nicht dem Abziehbild vom perfekten Strandurlaub entspricht.
KLAUS RITZKOWSKI
STEFAN SLUPETZKY: Der Segatanz unter dem Flammenbaum. Erhebungen in Mauritius. Picus Verlag, Wien 2005. 130 Seiten, 13,90 Euro.
Die landschaftliche Idylle auf Mauritius ist nur eine Seite der Insel.
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