Es ist viel einfacher, Krisen zu verstehen, wenn vorher klar ist, wie ein krisenfreier Kapitalismus funktionieren würde. Die Wortwahl mag zunächst erstaunen, gilt es doch als "links" oder gar "marxistisch", den Begriff Kapitalismus zu verwenden. Diese Phobie ist jedoch typisch deutsch. In den USA wird der Ausdruck Kapitalismus völlig selbstverständlich verwendet, der im übrigen auch gar nicht von Karl Marx stammt. Der Begriff Kapitalismus hat den Vorteil, dass er präzise beschreibt, was die heutige Wirtschaftsform auszeichnet: Es geht um den Einsatz von Kapital mit dem Ziel, hinterher noch mehr Kapital zu besitzen, also einen Gewinn zu erzielen. Es handelt sich um einen Prozess, der exponentielles Wachstum erzeugt. Genau dieser zentrale Zusammenhang geht bei dem Begriff Marktwirtschaft verloren, der in Deutschland so beliebt ist. Auf Märkten wird mit Äquivalenten gehandelt. Doch wie soll aus dem Tausch gleichwertiger Güter ein Prozess entstehen, der zu permanentem Wachstum führt?Dies bleibt unerklärlich.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2013EMPFEHLUNGEN IN KÜRZE
Wir denken falsch. Das ist schon kostspielig genug. Leider gibt es ein ganzes Arsenal von Denkfehlern, die uns auf völlig unterschiedliche Art und Weise zu schlechten Entscheidungen bringen. Das kostet Geld. Die F.A.S.-Serie "Denkfehler, die uns Geld kosten" kommt als Buch mit der Botschaft: Aus Fehlern kann man - nach Lektüre - lernen.
Winand v. Petersdorff/ Patrick Bernau (Hg.): Denkfehler, die uns Geld kosten: Warum wir immer das Falsche tun und andere sich ins Fäustchen lachen, Bastei, 16,99 Euro.
"Ein unrentables Imperium war ein Widerspruch in sich", schreibt Historiker John Darwin in seinem lesenswerten Buch über das britische Imperium: Nüchtern und elegant erklärt er, wie England groß wurde und dann wieder schrumpfte. Und dass das britische Weltreich eher die Schöpfung von Händlern und Investoren war als von Monarchen.
wvp.
John Darwin: Das unvollendete Weltreich. Campus. 39,90 Euro.
Ohne Krisen gibt es den Kapitalismus nicht. Und ohne Kapitalismus gibt es keinen Wohlstand. "taz"-Redakteurin Ulrike Herrmann hat darüber ein kluges Buch geschrieben, um am Ende, völlig wirr, den Untergang des Kapitalismus zu prognostizieren. Warum nur sollten die Wohlstand schaffenden Kräfte der Märkte je erlahmen? Es gibt keinen Grund dafür.
ank.
Ulrike Herrmann: Der Sieg des Kapitals, Westend-Verlag, 19,90 Euro.
Banken bleiben brandgefährlich. Und immer noch zieren sie sich, Eigenkapital als Risikopuffer aufzunehmen. Dabei wäre das geboten, damit der Finanzsektor uns in der nächsten Krise nicht wieder in Geiselhaft nimmt. Die Ökonomen Anat Admati und Martin Hellwig haben das in ihrem großen, verständlichen Buch gezeigt.
wvp.
Anat Admati/Martin Hellwig: Des Bankers neue Kleider. Finanz-Buch-Verlag. 24,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wir denken falsch. Das ist schon kostspielig genug. Leider gibt es ein ganzes Arsenal von Denkfehlern, die uns auf völlig unterschiedliche Art und Weise zu schlechten Entscheidungen bringen. Das kostet Geld. Die F.A.S.-Serie "Denkfehler, die uns Geld kosten" kommt als Buch mit der Botschaft: Aus Fehlern kann man - nach Lektüre - lernen.
Winand v. Petersdorff/ Patrick Bernau (Hg.): Denkfehler, die uns Geld kosten: Warum wir immer das Falsche tun und andere sich ins Fäustchen lachen, Bastei, 16,99 Euro.
"Ein unrentables Imperium war ein Widerspruch in sich", schreibt Historiker John Darwin in seinem lesenswerten Buch über das britische Imperium: Nüchtern und elegant erklärt er, wie England groß wurde und dann wieder schrumpfte. Und dass das britische Weltreich eher die Schöpfung von Händlern und Investoren war als von Monarchen.
wvp.
John Darwin: Das unvollendete Weltreich. Campus. 39,90 Euro.
Ohne Krisen gibt es den Kapitalismus nicht. Und ohne Kapitalismus gibt es keinen Wohlstand. "taz"-Redakteurin Ulrike Herrmann hat darüber ein kluges Buch geschrieben, um am Ende, völlig wirr, den Untergang des Kapitalismus zu prognostizieren. Warum nur sollten die Wohlstand schaffenden Kräfte der Märkte je erlahmen? Es gibt keinen Grund dafür.
ank.
Ulrike Herrmann: Der Sieg des Kapitals, Westend-Verlag, 19,90 Euro.
Banken bleiben brandgefährlich. Und immer noch zieren sie sich, Eigenkapital als Risikopuffer aufzunehmen. Dabei wäre das geboten, damit der Finanzsektor uns in der nächsten Krise nicht wieder in Geiselhaft nimmt. Die Ökonomen Anat Admati und Martin Hellwig haben das in ihrem großen, verständlichen Buch gezeigt.
wvp.
Anat Admati/Martin Hellwig: Des Bankers neue Kleider. Finanz-Buch-Verlag. 24,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Die Historikerin und taz-Autorin Ulrike Hermann hat sich mit ihrem Buch "Der Sieg des Kapitals" ein aufklärerisches Ziel gesetzt, berichtet Stephan Kaufmann: es gelte, die herrschende liberale Lehre der Wirtschaft zu "erschlagen" und der Bevölkerung ein Verständnis zu vermitteln, das nicht durch Floskeln und schönredende Begriffe geprägt ist, sondern historisch fundiert die Funktionslogik des gegenwärtigen Systems begreift, fasst der Rezensent zusammen. Das ist für ein Buch von gerade einmal zweihundertachtzig Seiten ziemlich ambitioniert, findet Kaufmann, zu ambitioniert wahrscheinlich, vermutet der Rezensent, denn durch eine oft sprunghafte Argumentation und das geschwinde Abwatschen ganzer Theorieströmungen macht sich Hermann angreifbar und wird Gegner kaum überzeugen können. Für Laien ist ihr Buch aber eine gute und notwendige Einführung, findet Kaufmann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.12.2014Zu viele Mythen
Es herrschte in den vergangenen Jahren nicht eben ein Mangel an Büchern, die das Wort „Kapital“ auf dem Cover trugen. Bestsellerromane, die in London spielen, waren ebenso darunter wie populärwissenschaftlich aufbereitete Erkenntnisse aus den Wirtschaftswissenschaften; sieht man die Verkaufslisten für Bücher als Befindensbarometer der Gesellschaft, ist klar: Kapital treibt uns derzeit offenbar noch mehr um als sonst ohnehin schon.
Eine, die sich seit Jahren damit befasst, Ulrike Herrmann, Wirtschaftsfachfrau der Berliner Tageszeitung , hat sich eingereiht. „Der Sieg des Kapitals“ lautet ihr Titel, es könnte auch die Überschrift eines Kommentars sein, doch der Inhalt kommt so gar nicht kämpferisch daher, im Gegenteil. „Kapital“ ist für Herrmann das konkrete Geld, aber auch Investitionen, Reichtum und wohlhabende Schichten als solche. Das führt dazu, dass ihre Erzählung vom Sieg des Kapitals und des Kapitalismus nichts weniger ist als die Wirtschaftsgeschichte der Menschheit vom Römischen Reich bis zur Finanzkrise 2008. Oder auch: über 2000 Jahre Menschheit auf knapp 300 Seiten kompakt wie klug erzählt.
Dass das auch für weder wirtschafts- noch geschichtseuphorische Leser spannend ist, hat zwei Gründe: Sie spickt Geschichte mit unterhaltsamen Anekdoten, etwa zum Zusammenhang von Körpergröße und Wohlstand oder dazu, dass alles Gold der Welt nicht ausreichen würde für das rituelle Münzbad von Onkel Dagobert. Vor allem aber erklärt sie große Fragen einfach, ohne sie zu vereinfachen: die Entstehung der Globalisierung, der Sinn von Inflation, der Unterschied zwischen Geld und Kapital oder die Entwicklung von Blasen. Das alles erläutert sie auch, weil sie überzeugt ist, dass zu viele Mythen um den Kapitalismus ranken in Deutschland, unter anderem die von der per se schlechten Globalisierung und der drohenden Inflation.
Die Gefahr sieht Herrmann weniger im Kapital selbst, als im Nichtwissen, und gegen jenes schreibt sie an: „Occupy hatte ja nicht unrecht mit dem Verdacht, dass das oberste Prozent der Bevölkerung den großen Rest regiert. An diesem Zustand wird sich jedoch nichts ändern, solange die unteren 99 Prozent nicht wissen, wie der Kapitalismus funktioniert“, schreibt sie im Vorwort zur dritten Auflage. Dass sie selbst zu einem ernüchternden Fazit darüber kommt, wo der Sieg des Kapitals hinführt, macht einerseits die Lektüre deprimierend. Weil das aber nicht anhand eines undifferenzierten Horrorszenarios erfolgt, sondern in einer unterhaltsamen wie faktenreichen Analyse, ist es andererseits vor allem: gut zu lesen.
LEA HAMPEL
Der Sieg des Kapitals, Ulrike Herrmann, Westend Verlag, 288 Seiten, 19,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Es herrschte in den vergangenen Jahren nicht eben ein Mangel an Büchern, die das Wort „Kapital“ auf dem Cover trugen. Bestsellerromane, die in London spielen, waren ebenso darunter wie populärwissenschaftlich aufbereitete Erkenntnisse aus den Wirtschaftswissenschaften; sieht man die Verkaufslisten für Bücher als Befindensbarometer der Gesellschaft, ist klar: Kapital treibt uns derzeit offenbar noch mehr um als sonst ohnehin schon.
Eine, die sich seit Jahren damit befasst, Ulrike Herrmann, Wirtschaftsfachfrau der Berliner Tageszeitung , hat sich eingereiht. „Der Sieg des Kapitals“ lautet ihr Titel, es könnte auch die Überschrift eines Kommentars sein, doch der Inhalt kommt so gar nicht kämpferisch daher, im Gegenteil. „Kapital“ ist für Herrmann das konkrete Geld, aber auch Investitionen, Reichtum und wohlhabende Schichten als solche. Das führt dazu, dass ihre Erzählung vom Sieg des Kapitals und des Kapitalismus nichts weniger ist als die Wirtschaftsgeschichte der Menschheit vom Römischen Reich bis zur Finanzkrise 2008. Oder auch: über 2000 Jahre Menschheit auf knapp 300 Seiten kompakt wie klug erzählt.
Dass das auch für weder wirtschafts- noch geschichtseuphorische Leser spannend ist, hat zwei Gründe: Sie spickt Geschichte mit unterhaltsamen Anekdoten, etwa zum Zusammenhang von Körpergröße und Wohlstand oder dazu, dass alles Gold der Welt nicht ausreichen würde für das rituelle Münzbad von Onkel Dagobert. Vor allem aber erklärt sie große Fragen einfach, ohne sie zu vereinfachen: die Entstehung der Globalisierung, der Sinn von Inflation, der Unterschied zwischen Geld und Kapital oder die Entwicklung von Blasen. Das alles erläutert sie auch, weil sie überzeugt ist, dass zu viele Mythen um den Kapitalismus ranken in Deutschland, unter anderem die von der per se schlechten Globalisierung und der drohenden Inflation.
Die Gefahr sieht Herrmann weniger im Kapital selbst, als im Nichtwissen, und gegen jenes schreibt sie an: „Occupy hatte ja nicht unrecht mit dem Verdacht, dass das oberste Prozent der Bevölkerung den großen Rest regiert. An diesem Zustand wird sich jedoch nichts ändern, solange die unteren 99 Prozent nicht wissen, wie der Kapitalismus funktioniert“, schreibt sie im Vorwort zur dritten Auflage. Dass sie selbst zu einem ernüchternden Fazit darüber kommt, wo der Sieg des Kapitals hinführt, macht einerseits die Lektüre deprimierend. Weil das aber nicht anhand eines undifferenzierten Horrorszenarios erfolgt, sondern in einer unterhaltsamen wie faktenreichen Analyse, ist es andererseits vor allem: gut zu lesen.
LEA HAMPEL
Der Sieg des Kapitals, Ulrike Herrmann, Westend Verlag, 288 Seiten, 19,99 Euro.
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"Ein Buch, von dem man zu Recht sagt, man wünscht ihm viele Leser"
Deutschlandfunk Zwischentöne
"Das Buch liefert verständliche Erklärungen für alle, denen Wirtschaftsbücher zu langweilig und Finanzkrisen zu kompliziert sind"
ARD ttt
"Ein unideologisches, gut geschriebenes und gewinnbringendes Buch"
ZEIT Wissen
"Ein gutes und interessantes Buch. Es ist lesenswert und dazu auch für den nicht wirtschaftswissenschaftlich Geschulten gut lesbar."
Nachdenkseiten
Deutschlandfunk Zwischentöne
"Das Buch liefert verständliche Erklärungen für alle, denen Wirtschaftsbücher zu langweilig und Finanzkrisen zu kompliziert sind"
ARD ttt
"Ein unideologisches, gut geschriebenes und gewinnbringendes Buch"
ZEIT Wissen
"Ein gutes und interessantes Buch. Es ist lesenswert und dazu auch für den nicht wirtschaftswissenschaftlich Geschulten gut lesbar."
Nachdenkseiten