Die Jahrtausendwende markierte eine Zäsur: Israels politische Entscheidung, den bewaffneten Volksaufstand der Palästinenser gegen die Besatzer als Terrorismus zu bezeichnen und niederzuschlagen, diente zur Legitimation des Besatzungsregimes und legte einen immer vehementeren Zivilmilitarismus der israelischen Gesellschaft offen. Verheerende Kriege folgten, und der einst in der israelischen Gesellschaft stark vorhandene Linkszionismus verlor massiv an Einfluss. Mit ihm verschwand zugleich die alte Friedensideologie. In der tiefsten Sinnkrise des zionistischen Israel verschoben sich die politischen Verhältnisse, sodass rechte Kräfte salonfähig wurden. Die Wiederwahl von Benjamin Netanjahu 2009 und 2022 markiert den Siegeszug der Neozionisten.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent und Historiker Joseph Croitoru schient Tamar Amar-Dahls Auseinandersetzung mit dem "sukzessiven Rechtsruck" Israels aufschlussreich zu finden. Die aus Israel stammende, in Berlin lehrende Historikerin begebe sich darin auf eine Suche nach den tieferen Beweggründen für diese jüngere Entwicklung, die sich vor allem entlang der Begriffe des Zivilmilitarismus und des Neozionismus bewege. Besonders interessant findet der Kritiker etwa Amar-Dahls Ausführungen zur langen Regierungszeit Benjamin Netanjahus von 2009 bis 2021, während derer der Neozionismus mit seinem Anspruch auf "Eretz Israel", ein über das israelische Staatsgebiet hinausgehendes historisches Heimatland der Juden, zunehmend gegen die liberale Demokratie in Stellung gebracht worden sei. Wie Amar-Dahl dies anhand einiger unter Netanjahu verabschiedeter Gesetze veranschauliche und dabei auch die Machtbesessenheit des Politikers thematisiere, der die Spaltung in der israelischen Politik für sich zu nutzen gewusst und dabei noch absichtlich vertieft habe, scheint Croitoru schlüssig zu finden. Auch, dass Netanjahu es geschafft habe, "den israelisch-palästinensischen Konflikt von der Tagesordnung der israelischen Politik zu drängen", findet er als These einleuchtend. In anderen Punkten hätte er sich hingegen mehr empirisches Beweismaterial gewünscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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