Margarethe, eine Frau Anfang 90, entschliesst sich, noch ein Mal an den Ort ihrer Kindheit zu reisen. Auf der Fahrt hält sie Rückschau, ihr Aufwachsen in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg kommt ihr in den Sinn, ebenso ihre Ehe mit ihrem ersten Mann Max in Wien, der als Kind nach den Wirren der Arbeiteraufstände 1934 in die Sowjetunion verschickt worden war. Durch Erlebnisse als Wehrmachtssoldat in Griechenland traumatisiert, hatte er sich nach der Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft verändert. Aber Margarethe fiebert auf dieser Reise auch der Begegnung mit der gemeinsamen Tochter Lena entgegen. Sie lebt inzwischen in London und ihre Beziehung zueinander ist belastet. Margarethe will sich bei ihr endlich entschuldigen, und vielleicht ist eine Versöhnung möglich, bevor es zu spät ist.
Melitta Breznik lässt neben der betagten Margarethe in diesem präzise und einfühlend geschriebenen Roman auch deren verstorbenen Mann Max und Tochter Lena zu Wort kommen. Alle drei erzählen aus ihrer eigenen Perspektive von ihren zerrissenen Leben und von der hilflosen Zuneigung zum jeweils anderen. Sie stellen sich, jeder auf seine Weise, der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts haben sich tief in die Biographien eingeschrieben, und Melitta Breznik zeichnet mit diesen Figuren die seelische Kartographie einer Gesellschaft vom 2. Weltkrieg bis in unsere Jetztzeit nach.
Melitta Breznik lässt neben der betagten Margarethe in diesem präzise und einfühlend geschriebenen Roman auch deren verstorbenen Mann Max und Tochter Lena zu Wort kommen. Alle drei erzählen aus ihrer eigenen Perspektive von ihren zerrissenen Leben und von der hilflosen Zuneigung zum jeweils anderen. Sie stellen sich, jeder auf seine Weise, der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts haben sich tief in die Biographien eingeschrieben, und Melitta Breznik zeichnet mit diesen Figuren die seelische Kartographie einer Gesellschaft vom 2. Weltkrieg bis in unsere Jetztzeit nach.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Tendenziell positiv bespricht Beatrice von Matt Melitta Brezniks österreichischen Epochenroman "Der Sommer hat lange auf sich warten lassen". Ihr gefällt die Detailgenauigkeit und verdichtete Erzählweise der Familiengeschichte, die sich über das ganze 20. Jahrhundert und bis 2011 erstreckt. Matt zeigt sich beeindruckt von der Genauigkeit, mit der die Autorin Kriegstraumata und ihre Auswirkungen für die Folgegenerationen nachzeichnet. Allerdings bemängelt sie Unstimmigkeiten in der Konzeption des Romans. Für die Monologe der beiden Frauenfiguren fehle ein Adressat, was das Erzählen aus der Ich-Perspektive für den Leser unplausibel mache. Sie sieht darin eine "verpasste Chance" und kann lediglich die "Umrisse eines großen Romans" erkennen. Dennoch: Brezniks moderner Schreibstil gefällt der Rezensentin, trotz vieler Sprünge und wechselnder Perspektiven.
© Perlentaucher Medien GmbH
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