Was passiert, wenn F. Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, Dorothy Parker und Pablo Picassoihren Sommerurlaub in einem südfranzösischen Fischerdorf verbringen? Der Champagner fließt in Strömen, Eifersucht und Neid brodeln und die wilden Partys enden immer öfter im Exzess. Ausgerechnet Fitzgerald, dem Chronisten der Goldenen Zwanziger, wird dieser Sommer zum Verhängnis. März 1926 in Juan-les-Pins, Südfrankreich: F. Scott Fitzgerald steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im Vorjahr ist sein Roman Der große Gatsby erschienen, nun läuft das Stück mit großem Erfolg am Broadway, auch eine Filmanfrage aus Hollywood steht in Aussicht. Hier, an der Côte d_Azur, nimmt er die Arbeit an seinem nächsten Buch auf, mit dem er endgültig zum größten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart avancieren will. Unweit seiner Sommerresidenz haben seine Freunde, Sara und Gerald Murphy, eine kleine künstlerische Festung auf dem Cap d_Antibes geschaffen: die Villa America. Auf ihrem riesigen Anwesen trinken sie Cocktails mit ihren Künstlerfreunden, darunter Pablo Picasso, Dorothy Parker und Fernand Léger, veranstalten Kostümpartys, tanzen Charleston, halten Kühe und züchten Mais. Sie werden später in die Geschichte eingehen als die Erfinder der Sommersaison an der Küste. 1926 ist der letzte friedliche Sommer hier - bevor diese Gegend wirklich touristisch wird. Die Murphys sind in dieser Lebensphase Fitzgeralds engste Freunde - einige Jahre älterund fast so etwas wie "Ersatzeltern" - und von ihm begeistert. Doch in diesem Jahr soll Scott nicht ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen: Die Murphys haben Ernest Hemingway kennengelernt und sind von ihm und vor allem von seiner Literatur beeindruckt. Für den aufmerksamkeitshungrigen Scott ist das ein Problem, das er durch besonders extravagantes Verhalten zu lösen versucht. Am Ende des Sommers hat F. Scott Fitzgerald kein Geld undkein Manuskript - dafür eine Menge Probleme. Es kriselt in seiner Ehe, die Gesundheit seiner Frau hat sich verschlechtert und seine Freunde haben sich von ihm distanziert.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Zusammen mit Stewart O'Nans Künstlerroman "Westlich des Sunset" bildet Emily Waltons biografischer Essay einen reizvollen Erzählbogen, findet Richard Kämmerlings. Beide Bücher würden sich gut ergänzen und zum Nachdenken über das Scheitern anregen, nicht nur über das von F. Scott Fitzgerald. Im Zentrum von Waltons Buch steht der Sommer des Schlüsseljahres 1926, so Kämmerlings, der Höhepunkt des Lebens und Schaffens von Fitzgerald. Der Rezensent erfreut sich am bunten Detailreichtum, mit dem die Autorin in den an der Côte d'Azur versammelten Zirkel von Künstlern um Picasso und Hemingway eintaucht. Auf diese Weise gerate der Essay geradezu "leichthändig", lobt Kämmerlings - auch wenn die alkoholgetränkte Sommerfrische am Mittelmeer den Schriftsteller Fitzgerald nachhaltig ruiniert habe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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