Wie gewohnt versteht es Martin Baltscheit, das Thema Eitelkeit mit Witz und Humor und ohne Moralin darzustellen. Die Illustrationen von Christoph Mett sind herrlich schräg.
"Gib acht, mein Sohn", sagt der große Hahn zum kleinen Hahn, "ich gehe und wecke die Sonne." Damit steigt er auf den Misthaufen und lässt sein gewaltiges Krähen ertönen - wie jeden Tag. Eines Morgens aber kräht der alte Hahn nicht mehr... Jetzt ist der Sohn dran. Der steigt siegesgewiss auf den hohen Misthaufen und weckt mit seinem Krähen die Sonne, die tatsächlich aufgeht! Zufrieden und eitel stolziert er auf dem Bauernhof herum.
Doch dann erklärt ihm Huhn Hedi ein wenig die Naturgesetze. Beleidigt streikt er und kräht einfach mal um Mitternacht, was ihm natürlich richtig Ärger einbringt. Er ist tief gekränkt und kräht nun gar nicht mehr. Auf dem Bauernhof herrscht das Chaos, bis der Bauer dem kleinen Hahn klar macht, dass ohne sein morgendliches Krähen nichts, aber auch wirklich gar nichts läuft.
"Gib acht, mein Sohn", sagt der große Hahn zum kleinen Hahn, "ich gehe und wecke die Sonne." Damit steigt er auf den Misthaufen und lässt sein gewaltiges Krähen ertönen - wie jeden Tag. Eines Morgens aber kräht der alte Hahn nicht mehr... Jetzt ist der Sohn dran. Der steigt siegesgewiss auf den hohen Misthaufen und weckt mit seinem Krähen die Sonne, die tatsächlich aufgeht! Zufrieden und eitel stolziert er auf dem Bauernhof herum.
Doch dann erklärt ihm Huhn Hedi ein wenig die Naturgesetze. Beleidigt streikt er und kräht einfach mal um Mitternacht, was ihm natürlich richtig Ärger einbringt. Er ist tief gekränkt und kräht nun gar nicht mehr. Auf dem Bauernhof herrscht das Chaos, bis der Bauer dem kleinen Hahn klar macht, dass ohne sein morgendliches Krähen nichts, aber auch wirklich gar nichts läuft.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2008Alles hört auf sein Kommando!
Jeden Morgen um sechs weckt Papa Hahn die Sonne. Und das ist wirklich das Größte - jedenfalls in den Augen seines Sohnes. Dieser Sonnenwecker ist so mächtig, dass der gesamte Bauernhof mit Hund, Schwein, Ziege und Kuh durch die Luft wirbelt, sobald sein gewaltiges Krähen ertönt. Doch eines Tages ist der alte Hahn tot, und der junge steht vor einer Aufgabe, in die er erst hineinwachsen muss: "Die Nacht war kalt. Der Misthaufen hoch. Ich hatte noch nie die Sonne geweckt."
Gut, wenn es da eine Hühnermama gibt, die dem Sohn alles zutraut und im Notfall einen schützenden Flügel bereithält. So gelingt der Weg auf den Misthaufen, dessen Spitze bis in den Himmel ragt. Der Held thront über den Wolken, auf seinem Olymp. Alles dreht sich um ihn. Sogar die Sonne.
Doch jedem Helden schlägt die Stunde: Huhn Hedi, Hofhund Paulus und Schwein Elvira holen den "Supercock"auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Sonne, sagen sie, gehe auch ohne ihn auf, und angesichts dieser massiven Kränkung steckt der junge Sonnenwecker betrübt den Kopf in den Sand. Bis der Bauer die Welt in Ordnung bringt und die Botschaft verkündet: Du bist wichtig. Du hast eine Aufgabe. Du wirst gebraucht. Und doch gibt es etwas Größeres als dich. Einen Kosmos mit eigenen Gesetzen und der Sonne im Zentrum.
Martin Baltscheit erzählt eine alte Geschichte, die an Ikarus, Phaeton und Prometheus gemahnt. Hier ist es nun ein Hahn, der sich im Bauernhof-Kosmos die grundlegenden Fragen stellt: Wer bin ich? Was kann ich? Und wer dreht sich eigentlich um wen? In klaren, schnörkellosen Sätzen ist dem Autor ein Text gelungen, den Christoph Mett dynamisch und kontrastreich illustriert hat. Auch im Bild steht Oben gegen Unten, Hell gegen Dunkel, Wahrheit gegen Wahrheit. Dabei sind die Zeichnungen allerdings nicht frei von Klischees: die tröstende Mutter mit Schürze und Kopftuch, der übermächtige Vater mit belehrend erhobenem Zeigefinger, die spottenden Altersgenossen, der gütige Bauer als Übervater. Plakativ zeigt Mett die Pole, zwischen denen sich jede Heldenreise bewegt. Witzige, manchmal skurrile Details erfreuen am Rande: eine Ziege mit verrutschter Schlafbrille, ein Schwein, das sich genussvoll Kuchen ins Maul schaufelt, ein pubertierendes Hühnchen mit Handtasche, Stöckelschuhen und beringten Beinchen. Und natürlich der Junghahn mit schwarzer Hahnenkammtolle und geschwellter Brust. Nur die Sonne kommt blässlich daher und leuchtet nicht einmal so gelb wie die Hühnerschnäbel. Da hätte man sich etwas mehr Farbe gewünscht.
CORDULA GERNDT
Martin Baltscheit, Christoph Mett: "Der Sonnenwecker". Bajazzo Verlag, Zürich 2008. 40 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jeden Morgen um sechs weckt Papa Hahn die Sonne. Und das ist wirklich das Größte - jedenfalls in den Augen seines Sohnes. Dieser Sonnenwecker ist so mächtig, dass der gesamte Bauernhof mit Hund, Schwein, Ziege und Kuh durch die Luft wirbelt, sobald sein gewaltiges Krähen ertönt. Doch eines Tages ist der alte Hahn tot, und der junge steht vor einer Aufgabe, in die er erst hineinwachsen muss: "Die Nacht war kalt. Der Misthaufen hoch. Ich hatte noch nie die Sonne geweckt."
Gut, wenn es da eine Hühnermama gibt, die dem Sohn alles zutraut und im Notfall einen schützenden Flügel bereithält. So gelingt der Weg auf den Misthaufen, dessen Spitze bis in den Himmel ragt. Der Held thront über den Wolken, auf seinem Olymp. Alles dreht sich um ihn. Sogar die Sonne.
Doch jedem Helden schlägt die Stunde: Huhn Hedi, Hofhund Paulus und Schwein Elvira holen den "Supercock"auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Sonne, sagen sie, gehe auch ohne ihn auf, und angesichts dieser massiven Kränkung steckt der junge Sonnenwecker betrübt den Kopf in den Sand. Bis der Bauer die Welt in Ordnung bringt und die Botschaft verkündet: Du bist wichtig. Du hast eine Aufgabe. Du wirst gebraucht. Und doch gibt es etwas Größeres als dich. Einen Kosmos mit eigenen Gesetzen und der Sonne im Zentrum.
Martin Baltscheit erzählt eine alte Geschichte, die an Ikarus, Phaeton und Prometheus gemahnt. Hier ist es nun ein Hahn, der sich im Bauernhof-Kosmos die grundlegenden Fragen stellt: Wer bin ich? Was kann ich? Und wer dreht sich eigentlich um wen? In klaren, schnörkellosen Sätzen ist dem Autor ein Text gelungen, den Christoph Mett dynamisch und kontrastreich illustriert hat. Auch im Bild steht Oben gegen Unten, Hell gegen Dunkel, Wahrheit gegen Wahrheit. Dabei sind die Zeichnungen allerdings nicht frei von Klischees: die tröstende Mutter mit Schürze und Kopftuch, der übermächtige Vater mit belehrend erhobenem Zeigefinger, die spottenden Altersgenossen, der gütige Bauer als Übervater. Plakativ zeigt Mett die Pole, zwischen denen sich jede Heldenreise bewegt. Witzige, manchmal skurrile Details erfreuen am Rande: eine Ziege mit verrutschter Schlafbrille, ein Schwein, das sich genussvoll Kuchen ins Maul schaufelt, ein pubertierendes Hühnchen mit Handtasche, Stöckelschuhen und beringten Beinchen. Und natürlich der Junghahn mit schwarzer Hahnenkammtolle und geschwellter Brust. Nur die Sonne kommt blässlich daher und leuchtet nicht einmal so gelb wie die Hühnerschnäbel. Da hätte man sich etwas mehr Farbe gewünscht.
CORDULA GERNDT
Martin Baltscheit, Christoph Mett: "Der Sonnenwecker". Bajazzo Verlag, Zürich 2008. 40 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der alte Hahn stirbt, also muss Sohnemann ran. Der steigt auf den Misthaufen, nimmt sich maßlos wichtig und glaubt, die Sonne ginge nicht auf, schriee er sie nicht Morgen für Morgen aus Leibeskräften an (daher der Titel "Der Sonnenwecker"). Bald aber muss der junge Hahnen-Mann die Erfahrung machen, dass er gar so bedeutend dann doch wieder nicht ist, die Sonne geht auch ohne ihn auf; irgendwann lernt er, diese "massive Kränkung" zu verwinden. Die Rezensentin Cordula Gerndt stellt fest, dass es wenig Neues unter der Sonne gibt, weshalb die Geschichte sie auch an "Ikarus, Phaeton und Prometheus" erinnert. Dennoch haben ihr die "klaren, schnörkellosen Sätze" gefallen, die Illustration von Christoph Mett mit leichten Einschränkungen - des einen oder anderen Klischees wegen - auch. Die Sonne allerdings, die hätte für sie ein wenig strahlkräftiger ausfallen dürfen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine schlaue Fabel, deren postmoderne Bildsprache nicht zuletzt für erwachsene Vorleser einiges bereithält, und die doch ein hintergründiger Kommentar für die Jüngsten ist. Die überschätzen sich ja notgedrungen, um ihre Macht und deren Grenzen zu entdecken. Und nicht minder wichtig ist es, dass sie lernen, nach dem tiefen Fall die abfedernden Erklärungen der Eltern zu durchschauen." Neue Zürcher Zeitung am Sonntag "Das Cover des Sonnenweckers ist ein Monument. Und innen dann präzises Illustrationscomposing. Mit Typo, wie aus dem Club der schönsten Schriften, die respektlos auch vor Frakturminusklen nicht zurückschreckt. (....) Dass der Mikrokosmos Bilderbuch immer wieder zu einem bibliophilen Schmetterball werden kann, zeigt das mit rostroten Leinenecken bewehrte, schlanke, große Buch. Christoph Mett, den Namen wird man sich merken müssen." Eselsohr "Diese Geschichte ist unglaublich beeindruckend illustriert. Viele Elemente der Illustration erinnern an Plakate und dieser Eindruck wird durch die altertümliche Schrift noch unterstrichen. Es gibt herrliche Karikaturen und Übertreibungen und immer eine Farbenpracht, die fasziniert." www.pisakids.de