PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
Manchmal ist das, was uns als Zufall erscheint, voller Zwangsläufigkeit. Im Rückblick betrachtet, zumindest. Oder auch umgekehrt kann das, was wir für Notwendigkeit halten, in Wahrheit nichts als Zufall sein. Enorm unterhaltsam und mit dem ihm eigenen Sinn für das, was sich unserem Alltag nicht fügen will, kreisen Franz Hohlers Erzählungen um das, womit niemand rechnet, das aber umso zielstrebiger geschieht.
Franz Hohler wurde 1943 in Biel, Schweiz, geboren. Er lebt heute in Zürich und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler seines Landes. Hohler ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Alice-Salomon-Preis und dem Johann-Peter-Hebel-Preis. Sein Werk erscheint seit über fünfzig Jahren im Luchterhand Literaturverlag.
Produktdetails
- btb 74590
- Verlag: btb
- Seitenzahl: 144
- Erscheinungstermin: 12. August 2013
- Deutsch
- Abmessung: 193mm x 128mm x 12mm
- Gewicht: 154g
- ISBN-13: 9783442745906
- ISBN-10: 344274590X
- Artikelnr.: 36789348
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sandra Kerschbaumer stellt uns Franz Hohler als bekannten schweizerischen Schriftsteller und Kabarettisten vor, der in seiner Heimat für sein politisches und literarisches Engagement gewürdigt wird und in TV und Radio präsent ist. Seine in diesem Band gesammelten Erzählungen zelebrieren vor allem den Einbruch des Zufalls oder gar des Fantastischen, der die gradlinig gebauten Geschichten auf ein unerwartetes Ende zulaufen lassen, verrät uns die Rezensentin. Einen Höhepunkt im Schaffen des Autors kann Kerschbaumer hier zwar nicht entdecken und vermisst ein bisschen die Munterkeit, die Hohler zuletzt in einem Kindergedichtband an den Tag gelegt hat. Doch kann man ihnen auch Hohlers eigene Poetologie ablesen, meint die Rezensentin insgesamt doch recht angetan, wenn der Autor zum Beispiel in der Erzählung "Ein Nachmittag bei Monsieur Rousseau" seine Kunst zwischen Realismus und Fantasie reflektiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Hohlers Erzählungen verdanken ihren besonderen Reiz dem schlichten Stil, in dem er von Unfassbarem, Phantastischem erzählt, das in den Alltag eindringt." Neue Zürcher Zeitung
Zufall und Notwendigkeit
Franz Hohler, Schweizer Schriftsteller und Kabarettist, entwickelt in seinen Erzählungen eigene Perspektiven. Sein Fokus liegt nicht auf der großen Weltpolitik, sondern auf den kleinen Dingen des Lebens, die jedoch manchmal große Wirkungen haben …
Mehr
Zufall und Notwendigkeit
Franz Hohler, Schweizer Schriftsteller und Kabarettist, entwickelt in seinen Erzählungen eigene Perspektiven. Sein Fokus liegt nicht auf der großen Weltpolitik, sondern auf den kleinen Dingen des Lebens, die jedoch manchmal große Wirkungen haben können. Ob es Zufälle sind, die den Lebensweg bestimmen, oder dieser determiniert ist, müssen die Leser selbst entscheiden.
In „Der Präsident“ fordert eine kleine Katze das Schicksal heraus. Hohler stellt nicht, wie bei dem Titel zu vermuten, die präsidiale Politik in den Vordergrund, sondern thematisiert, wie Emotionen einen Mensch verändern und damit auch Entscheidungen beeinflussen können. Die Katze entpuppt sich zu guter Letzt als Lebensretter. Alles Zufall? Eine ähnliche Bedeutung kommt einem Tiger in „Die Grenze“ zu.
Ich weiß nicht, ob Autor Hohler raucht. Jedenfalls ist „Die Raucherecke“ eine Persiflage auf das gesetzlich sanktionierte und konsequent überwachte Rauchverbot in vielen Ländern. Die vermeintliche Lösung eines Problems kann mehrere neue Probleme schaffen, so die Erkenntnis.
Übernatürlich geht es in „Der vierte König“ und in „Der Sender“ zu. Vielleicht sind es auch nur das unvollständige Wissen oder die durch besondere Umstände verzerrte Wahrnehmung, die Situationen anders erscheinen lassen, als sie aus dem Blickwinkel der Vernunft sein sollten.
In „Ein Nachmittag bei Monsieur“ experimentiert Franz Hohler mit seiner Erzählweise. Ein Künstler bringt einem Jungen das Malen bei. Dabei stehen Form und Inhalt in Beziehung zueinander. Die künstlerische Freiheit, auf die der Maler, Protagonist der Erzählung, großen Wert legt, nimmt sich auch Autor Hohler heraus, indem er einen Dialog in Form eines Monologes abhält.
„Juckreiz“ ist eine lustige Geschichte über einen Lehrer mit einer Neurose. Ständig muss dieser sich kratzen. Sein Arzt spricht treffend von einem „idiopathischen Pruritus“ (Juckreiz ohne materielle Ursache). Franz Hohler hat u.a. mit Emil Steinberger zusammengearbeitet. Aus dieser Geschichte ließe sich ein Sketch kreieren, der gut zu Steinberger passen würde.
Franz Hohler hat seinen eigenen Stil, so wie auch die begabte junge Frau Bianca Carnevale in der gleichnamigen Geschichte. Er erzählt und wertet nicht. Das macht ihn und auch seine Figuren sympathisch. In seiner letzten Geschichte „Der Stein“ bringt er die Themen Zufall und Schicksal auf den Punkt, indem er beschreibt, wie ein in erdgeschichtlichen Dimensionen zufällig entstandener Stein das Schicksal eines jungen Mädchens beeinflusst.
Die Geschichten sind vielseitig und unterhaltsam. Gleiche Ursachen können verschiedene Wirkungen haben, wie uns der Autor in „Der Bleistiftstummel“ deutlich macht. Wer Erzählungen mag, die ungewohnte Perspektiven beleuchten, wird auch dieses Buch mögen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Franz Hohler, 1943 im Schweizer Ort Biel geboren, lebt heute in Zürich und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler seines Landes. Sein Werk erscheint seit über dreißig Jahren im Luchterhand Verlag. Nach seinem Essay-Band „Das Kurze. Das Einfache. Das Kindliche“ …
Mehr
Franz Hohler, 1943 im Schweizer Ort Biel geboren, lebt heute in Zürich und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler seines Landes. Sein Werk erscheint seit über dreißig Jahren im Luchterhand Verlag. Nach seinem Essay-Band „Das Kurze. Das Einfache. Das Kindliche“ legt der Schweizer Autor mit „Der Stein“ nun wieder eine Sammlung mit zehn zeitlosen Geschichten vor, die auf Entdeckungsreise in unserem Alltag gehen und dann oft ins Überraschende, ja ins Fantastische abgleiten.
So beginnt die Auftaktgeschichte „Der Präsident“ ganz harmlos mit einer kleinen Katze, die dem Präsident nicht mehr von der Seite weicht. Zum Ärger aller Mitarbeiter und Sicherheitsbeamten nimmt er sie mit in sein Büro, wo sie die Regierungsgeschäfte jedoch ordentlich durcheinander bringt. Ein Kätzchen als Gegenpol zu all den Wichtigtuern aus Politik und Wirtschaft und schließlich als Lebensretter.
Die folgende Geschichte „Die Raucherecke“ ist eine Satire auf das gesetzlich sanktionierte Rauchverbot nicht nur in der Schweiz - ein Verbot, das einem verzweifelten Raucher eine schwere Lungenentzündung einbringt. In „Der Bleistiftstummel“ erzählt Hohler die Geschichte von einem gelben Bleistiftstummel in sieben unterschiedlichen Varianten und zeigt damit poetisch, wie ein Alltagsgeschehen verschiedene fantastische Wirkungen haben kann.
Skurril auch die Geschichte „Der Sender“, wo ein Ehepaar in einem tief verschneiten Haus gefangen ist. Gespannt verfolgt es ständig im Radio die Wetterberichte, doch plötzlich sind dort die Stimmen von Verwandten als Radiosprecher zu hören. In „Bianca Carnevale“ erzählt der Autor die Lebensgeschichte einer jungen, Musik liebenden Frau, die mit siebenundzwanzig Jahren schon ein eigenartiges Leben hinter sich hat.
Die abschließende Geschichte „Der Stein“ ist dem großen russischen Schriftsteller und Journalist Konstantin Paustowskij (1892-1968) gewidmet. Darin schildert Hohler auf knapp acht Seiten die ganze Schöpfungsgeschichte unseres Universums bis zur „Einwirkung stumpfer Gewalt“ an einer Vierzehnjährigen.
In allen zehn Erzählungen des Bandes passieren merkwürdige Dinge und unglaubliche Ereignisse, sodass dem Leser immer wieder bewusst wird: Das Leben schreibt die skurrilsten Geschichten, es wird vom Zufall diktiert. Genau deshalb sind die 139 Seiten so zeitlos, unwägbar und nachdenklich.
Manfred Orlick
Weniger
Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für
