Robert Walsers Lebensbeschreibungen verkrachter Adliger, entlassener Angestellter und müßiggängerischer Hausdiener erzählen von der Entstehung des Sozialstaats um 1900. Sie zeigen, wie sich durch Praktiken der Personenidentifikation und Datenverwaltung ein bis dahin unbekanntes Gebilde namens "Arbeitsmarkt" materialisiert und hier ein neues Wissen von Subjekten und eine neue Weise ihrer Regierung ermöglicht wird. Bürokratie findet sich in diesen Texten aber nicht einfach nur dargestellt. Sie gibt auch die besondere Form von Walsers Literatur vor. Materialität und Körpertechnik des Büros prägen die Schreibszenen seiner Romane genauso, wie sie in den Manuskripten des ehemaligen Bankkaufmanns Walser Spuren hinterlassen haben. So ist seine Prosa selbst Effekt des Büros, über dessen Aufstieg zu einer bestimmenden Regierungstechnik des 20. Jahrhunderts sie Buch führt.