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Im April 1923 erschien die erste Ausgabe des radikal-antisemitischen Wochenblatts "Der Stürmer". Noch immer gilt die Privatzeitung des fränkischen Gauleiters Julius Streicher als Musterbeispiel erfolgreicher Indoktrination. Die vorliegende Studie reflektiert diese Einschätzung mit dem interdisziplinären Ansatz einer historischen Medienwirkungsforschung. Grundlage der Untersuchung bildet die umfassende Analyse des Blattes als zeitgenössisch neuartiger "antisemitischer Boulevard" und weit über den Erscheinungsort Nürnberg hin aus äußerst populäres Massenmedium. Die Auswertung vielfältiger…mehr

Produktbeschreibung
Im April 1923 erschien die erste Ausgabe des radikal-antisemitischen Wochenblatts "Der Stürmer". Noch immer gilt die Privatzeitung des fränkischen Gauleiters Julius Streicher als Musterbeispiel erfolgreicher Indoktrination. Die vorliegende Studie reflektiert diese Einschätzung mit dem interdisziplinären Ansatz einer historischen Medienwirkungsforschung. Grundlage der Untersuchung bildet die umfassende Analyse des Blattes als zeitgenössisch neuartiger "antisemitischer Boulevard" und weit über den Erscheinungsort Nürnberg hin aus äußerst populäres Massenmedium. Die Auswertung vielfältiger historischer Reaktionsquellen offenbart das Zusammenspiel zwischen der Leserschaft und der "Stürmer"-Schriftleitung: Massenhafte Einsendungen an den Verlag bis hin zu speziellen Aktivitäten wie der eigeninitiativen Errichtung unzähliger "Stürmerkästen" sind Ausdrucksformen der bewussten Zustimmung eines Teils der deutschen Bevölkerung zu den antisemitischen Inhalten des Blattes.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit Gewinn liest Rezensent Robert Probst diese aufschlussreiche Studie der Historikerin Melanie Wager zum antisemitischen Hetzblatt "Der Stürmer": Wager hat seit 2008 in den Archiven geforscht und einige neue Erkenntnisse zutage gebracht. Probst lernt so, dass die Zeitung und ihr Erfolg bei der Perpetuierung des Antisemitismus und der Vorbereitung des Massenmords erheblich durch die Bevölkerung unterstützt worden ist, die dann später versucht hat, sich selber zu entlasten. So wurden im ganzen "Reich" Schaukästen aufgebaut, die der Verbreitung der Weltsicht und der Denunziation dienten, zudem gab es haufenweise Briefe an die Redaktion, erfahren wir. Das liest sich sehr wissenschaftlich, aber dennoch aufschlussreich, auch wenn der Kritiker keinen Abdruck der "berüchtigten Karikaturen" gebraucht hätte, stattdessen hätte er sich zur Unterstreichung des unleugbaren Gegenwartsbezugs noch mehr Ausführungen zu modernen Begriffen wie Hate Speech gewünscht. Nichtsdestoweniger ein wichtiges Buch, um den Mythos zu widerlegen, der behauptet, das doch eigentlich niemand das Blatt wirklich gelesen hätte, hält Probst fest.

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