Starke Frauen und sakrale Bauten
„Der Sünderchor“ ist der abschließend Band einer Trilogie, die sich um den Bau der Naumburger Kathedrale dreht, wobei die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können. Ich habe die Vorgängerbände nicht gelesen und hatte keine Probleme, in die Geschichte
einzusteigen.
Die Geschichte lebt vor allem von den starken Frauen und ihrem Zusammenspiel mit den…mehrStarke Frauen und sakrale Bauten
„Der Sünderchor“ ist der abschließend Band einer Trilogie, die sich um den Bau der Naumburger Kathedrale dreht, wobei die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können. Ich habe die Vorgängerbände nicht gelesen und hatte keine Probleme, in die Geschichte einzusteigen.
Die Geschichte lebt vor allem von den starken Frauen und ihrem Zusammenspiel mit den schier übermächtigen Männern.
Hortensia ist von Heinrich beeindruckt und fühlt sich ihm verpflichtet. Sie spioniert gern für ihn, bis sie an seiner Redlichkeit zu zweifeln beginnt. Zudem bindet Matizo sie immer mehr in seine Arbeit ein und aus Vertrauen wird Zuneigung.
Auch Matizos Magd Line ist eine starke Frau. Schon lange verwitwet, macht sie Matizo und Hortensia zu ihrer neuen Familie. Ihre eigene hat sie vor Jahren durch den Freiberger Silberbergbau (und damit Heinrich) verloren.
Diese 3 Protagonisten müssen sich ihren Ängsten und der Vergangenheit stellen, um in ihrem neuen Lebensabschnitt glücklich zu werden.
Heinrichs Frau Agnes ist ebenfalls eine starke Persönlichkeit. Sie versucht alles, damit er ihr entgegen der damaligen Gepflogenheiten treu bleibt und setzt dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel.
Ein weiterer sehr spannender Charakter ist Erzbischof Dietrich, Heinrichs Halbbruder. Der Makel als Bastard hängt ihm trotz päpstlichem Dispens immer noch an. Mit dem Bau des Westchores will er diesen endlich überwinden, sich selbst ein Denkmal setzen. Und er hat Humor, denn es wird vermutet, dass die 10 Stifter (Standbilder des Chores) zu Lebzeiten Sünder waren - daher auch der Buchtitel „Sünderchor“.
Das Schicksal der Protagonisten ist sehr eng mit der Handlung verwoben. Dadurch ist das Buch ungemein fesselnd – eine Mischung aus historischem Roman und Krimi vor realem geschichtlichem Hintergrund. Die damaligen Gegebenheiten werden sehr anschaulich dargestellt. Einzig den letzten Abschnitt mit der für mich etwas zu detailgetreuen Beschreibung der Zeichnungen des Chores fand ich etwas langatmig. Man sieht sie dadurch zwar förmlich vor sich, aber das war für die Handlung m. E. nicht ausschlaggebend.
Ergänzt wird das Buch u.a. durch ein Vorwort der Autorinnen zur Geschichte der Uta von Ballenstedt und des Naumburger Doms, außerdem einem Personenverzeichnis, einem Glossar und einem interessanten Kapitel über Dichtung und Wahrheit.
Auch das Cover hat Knaur wieder wunderschön passend gestaltet. Der Prägedruck und die Karte im Inneren des Umschlages machen es sehr hochwertig.
4,5 von 5 Sternen