In letzter Zeit habe ich einige kluge und intelligent geschriebene Romane gelesen, aber keiner war dabei, in dem der Leser zum Hinterfragen eigener Standpunkte förmlich aufgefordert wird. Husch Josten stellt Fragen, unbequeme Fragen und berührt damit den Puls unserer Zeit. So schneidet sie als
Themen Europa und die deutsche Politik an, bezieht die Afghanistan-Problematik im Speziellen und den…mehrIn letzter Zeit habe ich einige kluge und intelligent geschriebene Romane gelesen, aber keiner war dabei, in dem der Leser zum Hinterfragen eigener Standpunkte förmlich aufgefordert wird. Husch Josten stellt Fragen, unbequeme Fragen und berührt damit den Puls unserer Zeit. So schneidet sie als Themen Europa und die deutsche Politik an, bezieht die Afghanistan-Problematik im Speziellen und den Krieg im Allgemeinen ein den Roman ein. Aber auch ganz allgemeine Gedankenanstöße, z.b. den das Nachdenken der Menschen betreffend, fand ich ebenso interessant wie unterhaltsam dargelegt. Gerade die offenen Fragen regen unwahrscheinlich zum Nachdenken an, man positioniert sich selbst und hinterfragt eigene Standpunkte.So wie Daniel Taft seine Ehefrau suchte, dem mit der Frau sein Lebenssinn abhandengekommen war, der sich vollkommen neu orientieren musste, so sucht auch der Leser nach Antworten auf die aufgeworfenen Fragen.
Wie ein roter Faden zieht sich die Musik durch den Roman. In jedem Kapitel wird ein Song angesprochen, der mit dem Geschehen harmoniert.
Husch Josten hat einen ganz hervorragenden Roman geschrieben, einen der mich voll und ganz überzeugt. Sprachlich ist er kraftvoll und wortgewaltig, aber gleichzeitig sehr feinsinnig und empathisch. Inhaltlich breit gefächert, gesellschafts- und sozialkritisch, bleibt er trotzdem immer eng an der Handlung, die auch mit unvermuteten Wendungen aufwartet. Es gibt keine störenden Längen oder gar ein Abdriften ins Banale.
„Der tadellose Herr Taft“ ist ein sehr lesenswerter, kluger Roman, der zum Denken anregt, zum Diskutieren verleitet und einen langen Nachhall hat. Für mich ist er das Jahreshighlight. Ich wünsche mir, dass dieser Roman viele, viele Leser erreicht und diese genau so begeistert wie mich.