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Flieht nach Südafrika, sagen sie zu Jabu und seinem Bruder Innocent, als ihr Dorf in Simbabwe dem Erdboden gleichgemacht wird. Und so gehen die Brüder, weiter und immer weiter. Zu Mai Maria, die vielleicht eine Hexe ist, ihnen aber den Weg über den Fluss zeigt. Bei Nacht waten sie durchs Wasser, in dem die Krokodile lauern. Bis nach Johannesburg fliehen sie. Und obwohl sie auch dort kein Zuhause finden, haben sie doch immer noch einander. Aber dann brechen im Township Rassenunruhen aus.

Produktbeschreibung
Flieht nach Südafrika, sagen sie zu Jabu und seinem Bruder Innocent, als ihr Dorf in Simbabwe dem Erdboden gleichgemacht wird.
Und so gehen die Brüder, weiter und immer weiter. Zu Mai Maria, die vielleicht eine Hexe ist, ihnen aber den Weg über den Fluss zeigt. Bei Nacht waten sie durchs Wasser, in dem die Krokodile lauern. Bis nach Johannesburg fliehen sie. Und obwohl sie auch dort kein Zuhause finden, haben sie doch immer noch einander. Aber dann brechen im Township Rassenunruhen aus.
Autorenporträt
studierte an der Universität von Kapstadt, Südafrika, und veröffentlichte mit fünfundzwanzig Jahren seinen ersten Roman. Viele weitere folgten. Heute schreibt er Theaterstücke, Musicals und Opern und ist geschäftsführender Direktor der Cape Town Opera.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2013

Falsch gewählt
Zwei Brüder versuchen aus
Simbabwe zu fliehen
Junge Menschen sind hart im Nehmen. Das hat schon vor Jahrzehnten der amerikanische Psychologe Bruno Bettelheim festgestellt, als er in seinem inzwischen legendären Buch Kinder brauchen Märchen schrieb, dass selbst die grausamsten Details in den Grimmschen Märchen nicht schädlich, sondern sogar „wertvoll“ für die kindliche Entwicklung seien. Allerdings müssten sie „gut ausgehen“. Ob Der Tag der Krokodile des südafrikanischen Autors Michael Williams „gut ausgeht“, ist eine Interpretationsfrage. Zumindest bleibt die vage Hoffnung, dass manches ein bisschen besser werden könnte. Bis es soweit ist, muss der Leser allerdings eine Menge der fürchterlichsten Dinge ertragen. Doch wer Bescheid wissen möchte, wie das Leben in Simbabwe und seinem Nachbarland Südafrika sein kann, der muss sich auch den schrecklichen Realitäten stellen.
  Simbabwe, das frühere Südrhodesien, leidet seit Jahrzehnten unter dem Schreckensregiment des Diktators Robert Mugabe. Immerhin wurde 2009 eine Koalitionsregierung mit der bisherigen Opposition gebildet, die zuvor Schikanen aller Art ausgesetzt war, und die Gewalt im Lande ist seitdem zurückgegangen. In Williams Buch kann und muss man aber noch miterleben, was die geknechtete Bevölkerung lange Zeit ertragen musste. Auch die Flucht nach Südafrika – dort leben etwa drei Millionen Simbabwer – bedeutete für viele noch kein Ende der Verfolgung. Denn 2008 kam es in Johannesburg zu einer Welle der Gewalt gegen die Einwanderer, Dutzende wurden getötet. Auch darum geht es in diesem Buch.
  Um mögliche Leser nicht zu verschrecken, muss gesagt werden, dass Michael Williams (heute Operndirektor in Kapstadt) trotz aller geschilderter Grausamkeiten eine sehr lesenswerte und spannende Geschichte geschrieben hat. Zwischendurch gelingt es ihm (und seiner kongenialen Übersetzerin Birgit Schmitz) sogar auch immer wieder, ein bisschen lakonische Komik einfließen zu lassen. Und das ist bei diesem Thema schon eine Kunst.
  Die Geschichte: Der 15-jährige Jabu flieht mit seinem zehn Jahre älteren, aber geistig behinderten Bruder Innocent aus seinem Heimatdorf, das von Mugabe-Soldaten überfallen wird, weil die Einwohner „falsch gewählt“ hätten. Zahlreiche Dorfbewohner werden erschossen, darunter die Mutter und der Großvater der Brüder, ein Veteran des Befreiungskampfes und glühender Verehrer Mugabes. Auf der Flucht nach Südafrika erleben die Beiden Morde und alle möglichen Grausamkeiten, sie müssen sich vorsehen vor Krokodilen (im Grenzfluss Limpopo), vor Löwen und Hyänen. Aber immer wieder gibt es kurze Verschnaufpausen, in denen Jabu seinem liebsten Hobby, dem Fußballspiel, mit anderen jungen Flüchtlingen oder Einheimischen nachgehen kann.
  Williams scheint ein großer Fan dieses Sports zu sein, er schildert detailfreudig die Tricks und taktischen Kniffe, mit denen Jabu nicht nur seine Gegenspieler verblüfft, sondern auf die in Südafrika bald auch Erwachsene aufmerksam werden. Er darf schließlich sogar an der Streetsoccer-WM in Kapstadt teilnehmen. Tatsächlich findet jedes Jahr eine WM der Obdachlosen statt, 2006 war die in Südafrika. Und im Vorfeld der WM 2010 wurde im Johannesburger Township Alexandra, eben dort, wo es zwei Jahre zuvor zu den schweren Unruhen gekommen war, ein „Football for Hope Festival“ veranstaltet. Das hat Michael Williams in seinem in Südafrika schon 2009 erschienenen Band vorweggenommen. Das ist auch der in Maßen positive Ausblick. Jabu genießt seine vorübergehend wichtige Rolle. Das kann aber seinen größten Verlust nicht erträglicher machen: Innocent ist eines der Opfer des explodierenden Ausländerhasses in Alexandra. (ab 13 Jahre).
RALF HUSEMANN
Michael Williams : Der Tag der Krokodile. Aus dem Englischen von Birgit Schmitz. Carlsen 2013. 270 Seiten, 14,90 Euro.
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