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Leben wir in einer pornographischen Gesellschaft?
Nie war das Angebot an Sex größer. Nie war die Flut der Bilder größer. Befriedigung ist heute nur noch einen Mausklick entfernt. Die Folge: In der Generation Ego-Sex verweigern sich viele Männer, während Frauen den Spieß umdrehen und selbst auf die Jagd nach Mr. Right gehen ...
Das Thema Sex, Liebe und Pornographie - endlich einmal aus der Perspektive einer jungen Frau. Die Berliner Philosophin Ariadne von Schirach, 28, zeichnet das Porträt einer Generation auf der Suche nach ihrer Identität und ihren Sehnsüchten. Klug, ehrlich,
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Produktbeschreibung
Leben wir in einer pornographischen Gesellschaft?

Nie war das Angebot an Sex größer. Nie war die Flut der Bilder größer. Befriedigung ist heute nur noch einen Mausklick entfernt. Die Folge: In der Generation Ego-Sex verweigern sich viele Männer, während Frauen den Spieß umdrehen und selbst auf die Jagd nach Mr. Right gehen ...

Das Thema Sex, Liebe und Pornographie - endlich einmal aus der Perspektive einer jungen Frau. Die Berliner Philosophin Ariadne von Schirach, 28, zeichnet das Porträt einer Generation auf der Suche nach ihrer Identität und ihren Sehnsüchten. Klug, ehrlich, provokant!
Jugend und Schönheit sind die maßgeblichen Objekte der Begierde in einer Gesellschaft, in der fast alles, auch Sex, käuflich ist. Wie ist erotische Begegnung noch möglich in dieser überästhetisierten Welt? Wie inszenieren wir uns als begehrenswert, und wie können wir selbst noch begehren? Die 28-jährige Ariadne von Schirach, prominente Vertreterin einer neuen Jugend, widmet sich diesen Fragen - und findet kluge, überraschende, provozierende Antworten. Sie denkt nach über Pornographie, erotische Strategien, heutige Formen der Jagd nach einem Sexualpartner. Und wagt die These, dass der einzige Ausweg aus der ästhetischen Entfremdung - immer noch und immer wieder - in der Liebe liegt, im Wagnis echter Begegnung. Philosophische, gesellschaftliche und ganz private Gedanken zu einem Thema, das die Menschen über alle Zeiten hinweg antreibt und bewegt: das Thema Sex und Liebe.
- Das Porträt einer Generation zwischen Pornographie und Entfremdung.
- Ein grandioser Streifzug durch den erotischen Großstadtdschungel - klug, überraschend und provozierend.

"Ariadne von Schirach hat einen wundervollen Text über die Sexualisierung des Alltags und der Mode geschrieben, und kaum war der im SPIEGEL veröffentlicht, standen die Buchverlage bei ihr Schlange."

Matthias Matussek über Ariadne von Schirachs Spiegel-Artikel "Der Tanz um die Lust"

"Ariadne von Schirach, die so unglaublich lebendige, blonde, kluge Sirene. Sie hatte einen wundervollen Text über die Sexualisierung des Alltags und der Mode geschrieben, und kaum war der im SPIEGEL veröffentlicht, standen die Buchverlage bei ihr Schlange."Matthias Matussek
Autorenporträt
Ariadne von Schirach, 1978 in München geboren, studierte Philosophie an der Freien Universität Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2007

Sex als Gebet

Unsere Gesellschaft wird dominiert von Pornographie, glaubt Ariadne von Schirach. Jetzt hat die Enkelin des Reichsjugendführers der Beziehungsverwirrnis ein Buch gewidmet.

VON JULIA SCHAAF

Sie ist jung, blond und die Enkelin eines Großnazis, und sie vermutet, dass es auch mit diesem Vermarktungspotential zu tun hat, dass sie für ihr erstes Buch einen beachtlichen Vorschuss erhalten hat. Aber vor allem schreibt sie über Sex, und das so drastisch, offen und intelligent, dass man sich beim Lesen fühlt, als stehe man nackt vorm Spiegel.

"Es ist fast unmöglich, einen Porno anzusehen und davon nicht erregt zu werden", heißt es da zum Beispiel. Oder: "Meine Brüste sind klein. Als ich ein Teenager war, führte ich alle sexuellen Zurückweisungen auf meinen Mangel an Oberweite zurück. Ich züchtete ein entzückendes Trauma, und es fällt mir schwer, mich daran zu erinnern, wann ich es ablegte. Ich weiß nur, dass ich irgendwann damit anfing, mich oben ohne zu sonnen, dass Männer, meine Brüste in ihren Händen wiegend, ihre Schönheit und Eigentümlichkeit priesen, dass Zungen meine Nippel freisprachen von allem Verdacht." Etwas später steht da: "Durch die Erotik können wir Teil an etwas nehmen, das Bataille als Kontinuität des Seins beschreibt, etwas, das nicht religiös, aber göttlich ist. Ficken als Gebet."

Ariadne von Schirach sitzt in einer Eckkneipe in Berlin-Mitte und bestellt sich einen Kaffee. Sie sieht jünger aus, als sie mit ihren 28 Jahren ist, ihren Großvater, den Kriegsverbrecher, hat sie nie kennengelernt. Die blondierten Haare sind brav zurückgebunden, weiße Bluse, weiße Weste, Turnschuhe, ein dezentes, aber genaues Make-up. Sie ist auf unscheinbare Weise hübsch. Nur ihre Art zu reden fällt so auf wie die tomatenroten Fingernägel. Sie formuliert schnell, originell und analytisch präzise, man hört, dass sie Philosophie studiert hat. Dabei geht es erstaunlich wenig um Sex. Die Autorin sagt: "Mein Hauptthema ist: Was heißt es, jetzt gerade am Leben zu sein? Wie gehen wir miteinander um?"

In ihrem Buch "Der Tanz um die Lust", das nächste Woche erscheint (Goldmann Verlag, 14,95 Euro), stilisiert Ariadne von Schirach Sex und Liebe zum Dreh- und Angelpunkt einer ganzen Generation. Dabei hält die geborene Münchnerin nichts von dem üblich gewordenen Generationengeschwätz. "Ich denke, dass es nur zwei Arten von Leuten zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig gibt. Solche, die ausgehen, und solche, die nicht ausgehen. Solche, die trinken, feiern, Drogen nehmen, und solche, die es nicht tun", schreibt sie. Sie selbst gehört - natürlich - zur ersten Gruppe und - natürlich - spielt ihr Buch in Berlin-Mitte, denn wo sonst können sich aufgebrezelte, szenebewusste Berufsjugendliche so hartnäckig die Nächte um die Ohren schlagen, ohne je mit der Realität in Konflikt zu geraten. Nie kämpft "König Gunter" mit Müdigkeit. Nie muss "SusiPop" einen Zwölfstundentag durchstehen oder die Ich-Erzählerin aus Geldnot auf ihren fünften Wodka verzichten. Das ganze Sinnen und Sein der Protagonisten, die aus dem privaten Umfeld der Autorin destilliert sind, gilt der ewigen Balz.

Das liest sich, als sei man in eine deutsche Version von "Sex and the City" geraten und kann ähnlich vergnüglich sein. Mitunter nervt es auch. Relevanz gewinnt diese Jagd nach Erfüllung, weil sie eingebettet ist in grundsätzliche Beobachtungen über das grassierende Unvermögen, Beziehungen einzugehen. Die Fiktion dient nur dazu, ein essayistisches Feuerwerk zu erden. Von Schirachs provokanteste These: Wir leben in einer Welt, die immer pornographischer wird, und das nicht nur, weil der Konsum von Pornos zunehmend weniger tabuisiert ist. "Übergeil" nennt sie die nackten Körper auf den Reklametafeln, die uns überall und ständig verleiten, uns selbst auf sexy zu trimmen, während die Ansprüche an potentielle Partner ins Unermessliche steigen.

"Woher kommen denn die Bilder?", fragt Ariadne von Schirach und argumentiert: "Die Pornoindustrie ist die größte Sichtbarkeitsmaschinerie, wenn es um Sex geht. Da ist eine ganz eigene Bildwelt geschaffen worden, um das Problem zu lösen, wie man Lust sichtbar macht." Hippe Outfits. Lässige Looks und Posen. Verführerische Bewegungen - für die Autorin entstammt diese ganze Ikonographie dem Porno. Selbst "guter Sex", wie Frauenzeitschriften ihn beschwören, habe mit seiner Dramaturgie aus Anfang, Höhepunkt und Ende einschlägige Vorbilder. Das erzeuge Druck, die eigene Sexualität in ein Raster zu pressen. Ariadne von Schirach sagt: "Manche mögen Pornos, ich kann damit nicht viel anfangen. Das ist Geschmackssache. Aber die Menschenbilder im Porno sind schlecht. Und dieses Menschenbild geht um, es mäandert und wird stärker. Da wird eine Realität erzeugt, die einem die Luft abschnürt."

Diesen "Objektivierungsstrategien", wie von Schirach gern sagt, setzt sie das Prinzip der Subjektivierung gegenüber. Damit meint sie eine Form der Sexualität, die sie Erotik nennt: "das, wo wir anfangen". Persönlich, einzigartig, selbstbestimmt und frei von dem Zwang, Normen zu entsprechen. So flirten sich SusiPop und Co. von einem One-Night-Stand zur nächsten Affäre, sind dabei aber nur mäßig glücklich. Von Schirach hält eine altmodische Form der Erlösung parat. "Die Liebe ist ein Ausblick, weil sie eine der letzten Verheißungen ist. Und Liebe hat etwas mit Entscheidungen zu tun." Schluss mit dem "Optimierungswahn" nach dem Prinzip "es könnte ja jemand Besseres warten" oder "es gibt noch andere hübsche Söhne"! Wer die spätadoleszente Welt der Ariadne von S. hinter sich gelassen hat, mag Diagnose und Rezept belächeln, der Gattin Rosen kaufen, die Füße abends auf die Couch legen und am nächsten Morgen ins Büro hasten. Wer sich aber hineindenken mag in die schönen, selbstbewussten Prä-Dreißigerinnen, für die Ehrgeiz, Selbstverwirklichung und Vergnügen zusammengehören, die hinreißend sind, aber leider single, sollte aufmerken. Warum ist es so schwer für die Töchter der Emanzipation, einen Partner zu finden? Ariadne von Schirach sagt: "Frauen suchen aus. Immer. In der ersten Sekunde. Dann aber wollen sich die Männer bemühen. Das ist der erste Fehler der jungen Frauen. Auch von mir. Man regelt das selbst. Und was passiert mit dem Mann? Er wird mitgenommen, er wird hinterher angerufen, er soll wiederkommen. Das nimmt den Männern den Raum, ihre Identität zu inszenieren. Aber Verführung findet nur statt, wenn jeder seinen Platz hat."

Ariadne von Schirach trinkt jetzt Grasovka mit naturtrübem Apfelsaft, einen Longdrink, der den Mädels in ihrem Buch - in entsprechender Menge - eine hysterische, zum Mythos gerinnende Partynacht beschert. Dazu raucht sie blaue Gauloises. Ihre Hände kritzeln den Kosmos ihrer Gedanken in die Luft.

Wie fühlt es sich an, ein Buch zu veröffentlichen, durch das die Familie vom eigenen Life Changing Sex erfährt? "Das war für mich überhaupt kein Problem. Mein Vater hat das ganze Buch gelesen und korrigiert. Ich würde davon sicher nicht erzählen. Aber aufschreiben ist etwas anderes."

Sind Sie in einer festen Beziehung? "Es gibt da jemanden, sagen wir mal so."

Wer ist "Mulan", dem Sie Ihr Buch gewidmet haben? "Das ist ein Geheimnis."

Warum? "Einfach so. Ich liebe das Geheimnis. Außerdem gibt es eine Grenze, wenn man ein so privates Buch geschrieben hat."

Wie wichtig ist Sex in Ihrem Leben? "Ach, der hat irgendwie den guten Platz, der ihm zusteht. Aber mir sind viele Dinge wichtig. Ich bin nicht so die klassische Jägerin. Mir ist eher das Erotische wichtig, ein verführerisches Verhältnis zur Welt. Ganz persönlich bin ich der Meinung, dass Sex immens besser wird, wenn der Akt etwas bedeutet, wenn Liebe dazukommt."

Und woher nehmen Sie in Ihrem Alter die Dreistigkeit, einer beziehungsverwirrten Gesellschaft einen Ratgeber zu schreiben? "Das war immer mein Legitimationsproblem", antwortet Ariadne von Schirach. Sie setzt nach: "Und es ist eher eine Analyse."

Das genau ist ihr Motor. Sie ergötzt sich an Begriffen und liebt es, der Welt Strukturen abzulesen. Man kann sich vorstellen, wie Ariadne von Schirach in derselben Eckkneipe mit Freunden sitzt oder morgens um fünf in einer coolen Bar am Tresen hängt und redet, redet, redet. "Ich lese so viel. Mein Weltzugang ist das Wort, in allen Formen. Lesen, Denken, Theoretisieren. Schlimm! Eine Plage! Mit zu viel Alkohol!" Selbstironie zählt zu ihren Stärken. Drei Bücher die Woche, seit Jahren schon. Sie verehrt Simone de Beauvoir, Walter Benjamin, Foucault, Houellebecq. Aber sie verschlingt auch Krimis und Fantasy: "Das ist mein Fernseher, das, was mich runterbringt."

Im Herbst 2005 veröffentlichte Ariadne von Schirach einen Artikel im "Spiegel", der für Furore sorgte, Literaturagenten neugierig machte und ihr so den Vertrag für ihr Debüt verschaffte. Der Artikel konzentrierte sich auf das Dilemma des weiblichen Begehrens in einer pornographischen Gesellschaft, und bis der Text gedruckt wurde, so die Autorin selbst, "habe ich das ungefähr achtmal umgeschrieben". Über ihr neues Werk sagt sie: "Es ist ein Buch, in dem zehn Bücher drin sind." Sie greift einen Strauß an Debatten auf: vom Wir-wollen-nicht-erwachsen-werden übers Online-Dating hin zur Technisierung des Alltags und Geschlechterfragen. Ihr Artikel von einst ist überzeugender, weil er stringenter ist. Ariadne von Schirach lächelt unbeeindruckt. Das Interview ist vorbei, sie hat einen doppelten Wodka bestellt. Ihr Buch sei eben "total barock", sagt sie fröhlich. "Es ist ein wesentlich authentischeres Abbild davon, wie mein Hirn funktioniert." Das ist der persönlichste Satz des Abends.

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Ariadne von Schirach hat es immerhin geschafft, lobt Rezensentin Ines Kappert, ihren Diskurs über Geschlechterverhältnisse und Sex in heutigen Jungeleutekneipen zu "entdämonisieren" und mit ihrem Buch eine alternative "Barplauderei" in Szene zu setzen, frei von den üblichen Ressentiments. Allerdings, muss die Rezensentin einschränken, bleibe Schirach stellenweise nur die "hilflose Flucht in den Kitsch". Spannend findet die Rezensentin dabei eher die Form als die bekannte Botschaft von zu wenig Sex bei zu großem Warenangebot. Ariadne von Schirach wechsle "lässig" zwischen den Genres Sachbuch, Pop-Prosa und explizitem Sextalk. Leider komme auch sie nicht ohne Pauschalisierungen über "die" Männer und "die" Frauen aus, wobei ein tatsächlich allgemein gültiges Phänomen den Hintergrund bilde. Die Mittelschicht ist der Rezensentin zufolge notorisch desorientiert und stürzt sich in Scheinprobleme wie das Geschlechterverhältnis. Und die Autorin wiederum in das völlig unnötige Sinnersatzthema Liebe, wo Männer und Frauen doch, so die Rezensentin, so viel Spaß miteinander haben können.

© Perlentaucher Medien GmbH