Eine Familie mit 3 Kindern lebt für 6 Monate in Neuseeland. Dort lernen sie das dortige Schulsystem kennen und lieben. Ein System, wo Wissenschaftler und Lehrer zusammen arbeiten und Bildungsentscheidungen gut durchdacht sind und anschließend von allen gelebt werden. Ist das der Grund warum
Neuseeland im Bildungsranking weit oben ist?
„Der tanzende Direktor“ von Verena Friederike Hasel…mehrEine Familie mit 3 Kindern lebt für 6 Monate in Neuseeland. Dort lernen sie das dortige Schulsystem kennen und lieben. Ein System, wo Wissenschaftler und Lehrer zusammen arbeiten und Bildungsentscheidungen gut durchdacht sind und anschließend von allen gelebt werden. Ist das der Grund warum Neuseeland im Bildungsranking weit oben ist?
„Der tanzende Direktor“ von Verena Friederike Hasel vergleicht das Schulsystem in Neuseeland und Berlin in 18 Kapiteln. Der Schreibstil lässt sich gut lesen.
Die Schilderungen des neuseeländischen Schulsystems regen zum Nachdenken an. Die Doppelsteckung der Lehrer im Unterricht, Fortbildungen im eigenen Schulhaus oder Abiturienten, die 48 Stunden im Wald verbringen, sind Dinge, die in Deutschland meist nicht möglich sind. Nicht weil Lehrer nicht wollen, sondern sie bürokratisch nicht umsetzbar sind. Mit der Klasse einen Schultag im Wald verbringen, bedeutet schon jede Menge Vorbereitungen und Papierkram: sind die Eltern einverstanden, gibt es Allergien bei den Kindern, Wölfe im Wald, Aufsichtspflicht usw.
Die Arbeit von Lehrern in Deutschland wird von der Autorin recht einseitig dargestellt. Sie bezieht sich nur auf Schulen in Berlin, nicht auf andere Bundesländer oder auf Schulen mit unterschiedlicher Demographie. Das hätte das Bild des Schulsystem noch abgerundet.
Positive Ermunterung einzelner Kinder, lesen und Gedichte aufsagen im Chor und Klatschen statt Schreien um eine Klasse zur Ruhe zubringen, gibt es auch in deutschen Klassenräumen. Ein hibbeliges Kind raus zu schicken, damit es sich bewegen kann, wird teilweise auch in Deutschland gemacht. Teilweise, weil es nämlich verboten ist! Der Lehrer hat eine Aufsichtspflicht, die er verletzt, wenn er ein Kind raus schickt.
Dennoch kann ich das Buch empfehlen, sowohl für Eltern, damit sie ihre Einstellung gegenüber der Schule und Lehrern überdenken, als auch Lehrern, damit sie Fehler, mehr Resilenz, Whanaungatanga (Verbundenheit und Familiengefühl) und Sätze, wie „Zeig mir, wie du warten kannst“ ins Klassenzimmer lassen.