Eine Reise durch die ganze bekannte Welt des Mittelalters bis zum Thron der Welt – besagen jedenfalls der Titel und Klappentext. So beginnt die Orientierungslosigkeit schon auf dem Cover und endet noch nicht mal mit dem Schließen der letzten Buchseite.
Der fränkische Soldat Vallon flüchtet und
trifft dabei auf Hero, einen jungen Medizinstudenten und Besitzer einer Lösegeldforderung. Hero…mehrEine Reise durch die ganze bekannte Welt des Mittelalters bis zum Thron der Welt – besagen jedenfalls der Titel und Klappentext. So beginnt die Orientierungslosigkeit schon auf dem Cover und endet noch nicht mal mit dem Schließen der letzten Buchseite.
Der fränkische Soldat Vallon flüchtet und trifft dabei auf Hero, einen jungen Medizinstudenten und Besitzer einer Lösegeldforderung. Hero überredet den Krieger ihn zu begleiten und vor den mannigfaltigen Gefahren zu beschützen. Nach der Übergabe der Forderung überzeugt die Mutter Vallon, sich auf die Suche nach Gerfalken zu machen und diese Suleiman zu übergeben, da die Lösegeldsumme viel zu hoch ist. Vallon und Hero schleichen sich mit einem Falkner und einem Söldner davon. Doch Drogo, der Bruder des Gefangenen, verfolgt die Gruppe, um den Austausch zu verhindern. Lügen und unglückliche Umstände führen dazu, dass die Reisenden nicht nur von Drogo gejagt werden, sondern sie kommen auch mit dem Gesetz in Konflikt und sind nirgends sicher vor der Verfolgung von Soldaten. Auf ihrem beschwerlichen Weg Richtung Norden begegnen sie Freunden, aber auch Verrätern und Piraten, sodass sie immer wieder in Kämpfe verwickelt werden und die Mission droht ein ums andere Mal zu scheitern und immer wieder müssen sie um ihr Leben kämpfen… Und Hero trägt die ganze Zeit ein Geheimnis mit sich, das die Welt aus ihren Angeln reißen könnte.
Robert Lyndon gelingt es eine Welt zu zeichnen, wie sie hätte sein können und die Fülle an Details helfen, dass man sich diese Welt gut vorzustellen vermag. Sie tragen zu einer genauen Vorstellung des Mittelalters bei, doch oft übertreibt es der Autor, sodass sie an vielen Stellen der Spannung entgegenwirken. Auch die Reise ist sehr detailliert und der Weg ist sehr lang und am Ende des Romans hat man das Gefühl, dass alle Gefahren und Unwägbarkeiten, auf die man im Mittelter stoßen könnte, den Weg der Reisenden kreuzen, sodass es etwas zu viel des Guten ist. Und genau wie die Fahrt an sich, ist auch der Erzählstrang von Schlenkern durchzogen, wodurch der Weg noch länger wird. Die Erzählung ist angereichert, ja geradezu überladen mit allen möglichen Informationen über Stämme, Sprache, Eigenheiten, Landschaften, etc. Ein weiteres Beispiel ist der Ring mit angeblichen magischen Eigenschaften, den Vallon zu Beginn der Reise erhält. Zwar taucht der Ring am Anfang, kurz in der Mitte und dann nochmal am Ende des Romans auf, doch spielt er keine Rolle und hat keinen Wert für die Geschichte und irritiert somit beim Lesen.
Dadurch dass der Focus auf der Handlung, dem Zeitgeschehen und der Erschaffung einer mittelalterlichen Umgebung liegt, kommen die Charaktere meines Erachtens etwas zu kurz. Handlungsweisen scheinen dadurch unmotiviert und schwer nachvollziehbar, wie etwa Drogos unerschütterlicher Hass auf Vallon, der bis zum Ende anhält, obwohl beide gemeinsam kämpfen und Vallon mehrfach das Leben seines Gegenspielers rettet. Das steht dem im Mittelalter vorherrschenden Prinzips der Ehre entgegen und Drogos Antrieb zu seinen Handlungen gegen dieses Prinzip werden nicht genau geklärt. Aber auch die anderen Personen zeigen wenig Tiefgang in ihrer Entwicklung, da sie meist bloß auf ihre brutale Umgebung reagieren, die an allen Ecken das Leben der Menschen bedroht.
Und diese Bedrohungen haben es in sich. An einigen Stellen sind die Darstellungen sehr plastisch und abschreckend und damit nichts für zart besaitete Leser. Denn der Autor schreckt nicht vor Kannibalismus, Massenvergewaltigung, hervorquellenden Gedärmen und spritzender Hirnmasse zurück. Und auch hier ist es wieder gut gemeint, aber zu übertrieben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass „Der Thron der Welt“ zwar ein spannendes Buch ist, doch leider fehlt der Geschichte zum Teil die Orientierung. Wodurch die Motivation bei knapp tausend Seiten schon mal nachlassen kann.
Aber für mich gilt auch hier wieder mal: „Weniger ist mehr“!