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Der Tod ist eines der zentralen Themen der russischen Geistesgeschichte. Das russische Verständnis der Opposition von Leben und Tod unterscheidet sich stark von dem westlichen. Dies resultiert aus der besonderen Identität der russischen Kultur, die aus westlichen, östlichen, vor allem aber byzantinischen Einflüssen amalgiert wurde. Das folkloristische Verständnis des Todes lässt, auch wenn es durch die Christianisierung Russlands in den Hintergrund gedrängt wurde, den russischen Menschen in dem Glauben, dass die Toten in eine Welt gehen, die der der Lebenden ähnlich ist und dass die…mehr

Produktbeschreibung
Der Tod ist eines der zentralen Themen der russischen Geistesgeschichte. Das russische Verständnis der Opposition von Leben und Tod unterscheidet sich stark von dem westlichen. Dies resultiert aus der besonderen Identität der russischen Kultur, die aus westlichen, östlichen, vor allem aber byzantinischen Einflüssen amalgiert wurde. Das folkloristische Verständnis des Todes lässt, auch wenn es durch die Christianisierung Russlands in den Hintergrund gedrängt wurde, den russischen Menschen in dem Glauben, dass die Toten in eine Welt gehen, die der der Lebenden ähnlich ist und dass die Verstorbenen das irdische Leben mitbestimmen können.
Bei Lev Nikolaevic Tolstoj steht der Tod unmittelbar im Zusammenhang mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Einerseits: Wer aus dem Leben auszuscheiden wünscht, hat nach Tolstoj den Glauben an den Sinn des Lebens verloren. Anderseits: Man stirbt, wie man lebt. Nach den Werken Tolstojs geht es nicht einfach um den Tod, sondern um eine Abrechnung.Die Abrechnung mit dem gelebten Leben findet statt, indem die dem Tod geweihten Helden ihr Leben neu bewerten und so eine erlösende geistige Wahrheit finden.
Für den religiös wenig motivierten Literaten Anton Pavlovic Cechov ist der Tod ein Teil des natürlichen Prozesses. Oft kommt der Tod in seinen Erzählungen vor, in vielen seiner späteren Werke wird die Todesthematik zum Hauptthema. Als Arzt hat Cechov, der selbst an Tuberkulose erkrankt war und mit 44 Jahren daran starb, ständig mit dem Tod zu tun. Im Gegensatz zu Tolstoj hat er seinen Frieden mit dem Tod geschlossen, der für ihn nicht moralische Besserung, sondern Erlösung von menschlichem Leid verspricht.
In der vorliegenden Studie werden ausgewählte Texte Tolstojs und Cechovs unter der zentralen Fragestellung untersucht, wie der Tod als existenzielles Phänomen literarisch ganz ausgestaltet werden kann.