Nick Cave, lebende Legende der Rockmusik, legt einen sensationellen Roman vor!
Ich bin verdammt, denkt Bunny Munro in jenem plötzlichen klaren Moment, der denen vorbehalten ist, die bald sterben werden. Er merkt, dass er in der Vergangenheit einen schlimmen Fehler gemacht haben muss, aber diese Erkenntnis verklingt so schnell, wie sie gekommen ist. Jetzt steht er da, in einem Hotelzimmer und in Unterhose, und die Begierde kehrt zurück ...
Bunny Munro verkauft an der Südküste Englands einsamen Ehefrauen Kosmetikartikel und den Traum vom Glück. Durch den plötzlichen Tod seiner Frau aus der Bahn geworfen und aus Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, tut er das Einzige, das ihm sinnvoll erscheint: Er steigt mit seinem Sohn ins Auto und fährt einfach los. Während Bunny seinem Job nachgeht und bisweilen vor eifersüchtigen Ehemännern fliehen muss, sitzt der neunjährige Bunny junior geduldig im Auto und betrachtet die Welt durch die Augen seiner Enzyklopädie, die er eifrig studiert. Ihn tröstet allein seine Mutter, die ihm als guter Geist verheißt, dass alles gut werden wird. Als Bunny seinen altersschwachen Vater aufsucht, dessen Boshaftigkeit legendär ist, scheint der letzte Tag in seinem Leben gekommen ...
Elegant komponiert, wütend und hochkomisch - Nick Cave fängt in diesem außergewöhnlichen Roman den Witz und das Geheimnis seines musikalischen Schaffens auch literarisch ein.
Der Tod des Bunny Munro erscheint weltweit in über 30 Ländern
Ich bin verdammt, denkt Bunny Munro in jenem plötzlichen klaren Moment, der denen vorbehalten ist, die bald sterben werden. Er merkt, dass er in der Vergangenheit einen schlimmen Fehler gemacht haben muss, aber diese Erkenntnis verklingt so schnell, wie sie gekommen ist. Jetzt steht er da, in einem Hotelzimmer und in Unterhose, und die Begierde kehrt zurück ...
Bunny Munro verkauft an der Südküste Englands einsamen Ehefrauen Kosmetikartikel und den Traum vom Glück. Durch den plötzlichen Tod seiner Frau aus der Bahn geworfen und aus Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, tut er das Einzige, das ihm sinnvoll erscheint: Er steigt mit seinem Sohn ins Auto und fährt einfach los. Während Bunny seinem Job nachgeht und bisweilen vor eifersüchtigen Ehemännern fliehen muss, sitzt der neunjährige Bunny junior geduldig im Auto und betrachtet die Welt durch die Augen seiner Enzyklopädie, die er eifrig studiert. Ihn tröstet allein seine Mutter, die ihm als guter Geist verheißt, dass alles gut werden wird. Als Bunny seinen altersschwachen Vater aufsucht, dessen Boshaftigkeit legendär ist, scheint der letzte Tag in seinem Leben gekommen ...
Elegant komponiert, wütend und hochkomisch - Nick Cave fängt in diesem außergewöhnlichen Roman den Witz und das Geheimnis seines musikalischen Schaffens auch literarisch ein.
Der Tod des Bunny Munro erscheint weltweit in über 30 Ländern
"Eine zwingende Lektüre, in der alle Markenzeichen von Nick Cave von Horror bis Menschlichkeit ihren Platz finden. -- Irvine Welsh
Cave ist einer der großen Schriftsteller über die Liebe in unserer Zeit. -- Will Self
Cave ist einer der großen Schriftsteller über die Liebe in unserer Zeit. -- Will Self
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.10.2009Eine Tolle schmiert ab
Verlorene Söhne: Der neue Roman von Nick Cave
Von Tobias Rüther
Bunny Munro heißt der Gewaltmann, den sich der Popstar Nick Cave als Hauptfigur für seinen neuen Roman ausgedacht hat. Bunny Munro ist ein Handelsvertreter, Trinker, Randalierer, Schmalzlockenträger, ein Triebtäter ohne Maß und Mitte, der von der ersten Zeile dieses wüsten Buchs an in ein Delirium taumelt, aus dem ihn nur der Tod retten wird. Cave hat ein absurdes, manchmal über alle Stränge schlagendes, dann wieder still schockierendes Buch geschrieben, sexuell explizit, amoralisch und kitschig, ein Buch in einem Sound, wie ihn wohl nur ein Musiker schaffen kann, der meist von der dunklen Seite des Lebens singt, in die aber immer wieder der helllichte Strahl der Liebe einfällt.
"Der Tod des Bunny Munro" ist der zweite Roman des gebürtigen Australiers. Schon der erste, "Und die Eselin sah den Engel" von 1989, war ein Extremwerk von alttestamentarischer Sprachgewalt. Nick Cave hat, auch als Sänger und Chef seiner Band "The Bad Seeds", die Bibel oft als Quelle für seine Texte über Schuld und Erlösung, Schönheit und Schmerz benutzt. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, der büßend heimkehrt, speist sich nun auch in die Geschichte von Bunny Munro ein, der im Verlauf seines Todes aber selbst einen Sohn gewinnt, Bunny junior.
Libby, Bunny juniors Mutter, erhängt sich eines Tages am Fensterrahmen. Sie flieht vor ihren Depressionen und den Eskapaden des Mannes, den sie zwar liebt, der sie aber wieder und wieder und wahllos betrügt, mit Kellnerinnen, Prostituierten, mit Mädchen, die er per K.-o.-Tropfen betäubt und ins Hotel schleppt. Libby erwischt Bunny einmal sogar dabei. Bunny aber denkt selbst bei der Beerdigung seiner Frau vor allem an Sex - mit der weiblichen Trauergemeinde. Und fast verpasst er die Grablegung, weil er auf dem Klo noch schnell masturbieren muss.
Plötzlich kracht also die Wirklichkeit in Bunny schmierige Playboy-Existenz. Er hat seine Frau verloren, ist aber immer noch Vater und spürt das vielleicht zum ersten Mal. Da sitzen sie nun in ihrer verwahrlosten Wohnung, Bunny senior und junior. Bevor sie ging, hatte Libby den beiden noch massenhaft Pizza bestellt und zwei schwarze Anzüge in den Schrank getan, zum Abschied. Weil dem Vater nichts Besseres einfällt zu dieser desolaten Situation, die sich jetzt vor ihm auftut, nimmt er den Sohn mit auf Tour entlang der englischen Südküste: Bunny Munro ist nämlich - als sei das alles nicht schon elend genug - Vertreter für Kosmetik. Zerrt den Jungen im zugemüllten Fiat Punto von Sozialbau zu Sozialbau, wo er dann einsamen Herzen revitalisierende Handcremes auf die Haut reibt, während Bunny junior, der an einer Lidrandentzündung leidet, die Augen verkrusten, von Tag zu Tag mehr.
Und von Seite zu Seite wird aus der Geschichte ein Roadmovie, angelegt war sie ursprünglich ohnehin als Drehbuch. Nick Cave, zweiundfünfzig Jahre alt, hat sich im Lauf der Zeit wie kaum ein anderer Popkünstler selbstsicher zwischen den Genres bewegt, gesungen, geschauspielert und dabei zur dunklen Marke entwickelt. Seine Figuren sind zu Hause in Hafenspelunken genauso wie in Truckerbars oder den Tavernen von Shakespeare. Ihr Existentialismus ist männlich, wehleidig und trägt grelle Hemden zu dunklen Anzügen. Auch was Bunny Munro sich so anzieht, hat Nick Cave minutiös verzeichnet, besonders genau die langsame Kapitulation seiner Schmalzlocke - als sei sie ein Gradmesser des Zerfalls.
In einunddreißig Ländern ist dieses Buch gleichzeitig erschienen. Cave hat in den vielen Interviews, die sich um die Veröffentlichung rankten, davon berichtet, wie entschlossen er hier eine durchtriebene und kalte Figur durch die Welt laufen lassen wollte. Aber geglückt ist ihm vor allem eine Sozialsatire auf das England im einundzwanzigsten Jahrhundert. Der Roman spielt in Caves heutigem Wohnort: Brighton, Heimat der Piers und des binge drinking. Gesoffen wird, so viel eben hineingeht, die Männer sind haltlos, die Frauen sind operiert, selbst die jüngsten Mädchen tragen knappe Glitzerteile, auf denen "Quieke wie ein Ferkel" oder Schlimmeres steht. Ein Serienmörder geht um, gefilmt von den allgegenwärtigen Überwachungskameras.
"Ich glaube, wir werden unserer Kindheit beraubt", faselt Bunny Munro ständig, das hat er auf den Plasmabildschirmen seiner schäbigen Hotels aufgeschnappt. Man könnte fast glauben, er sei nur ein weiterer Kollateralschaden im Untergang des Abendlands. Dann will man Bunny aber doch lieber nur erwürgen. Und wird dabei das Gefühl nicht los, dass Nick Cave genau das von seinen Lesern erwartet und deswegen einen effektvollen Roman der Affekte geschrieben hat.
Nick Cave: "Der Tod des Bunny Munro". Roman. Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2009. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Verlorene Söhne: Der neue Roman von Nick Cave
Von Tobias Rüther
Bunny Munro heißt der Gewaltmann, den sich der Popstar Nick Cave als Hauptfigur für seinen neuen Roman ausgedacht hat. Bunny Munro ist ein Handelsvertreter, Trinker, Randalierer, Schmalzlockenträger, ein Triebtäter ohne Maß und Mitte, der von der ersten Zeile dieses wüsten Buchs an in ein Delirium taumelt, aus dem ihn nur der Tod retten wird. Cave hat ein absurdes, manchmal über alle Stränge schlagendes, dann wieder still schockierendes Buch geschrieben, sexuell explizit, amoralisch und kitschig, ein Buch in einem Sound, wie ihn wohl nur ein Musiker schaffen kann, der meist von der dunklen Seite des Lebens singt, in die aber immer wieder der helllichte Strahl der Liebe einfällt.
"Der Tod des Bunny Munro" ist der zweite Roman des gebürtigen Australiers. Schon der erste, "Und die Eselin sah den Engel" von 1989, war ein Extremwerk von alttestamentarischer Sprachgewalt. Nick Cave hat, auch als Sänger und Chef seiner Band "The Bad Seeds", die Bibel oft als Quelle für seine Texte über Schuld und Erlösung, Schönheit und Schmerz benutzt. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, der büßend heimkehrt, speist sich nun auch in die Geschichte von Bunny Munro ein, der im Verlauf seines Todes aber selbst einen Sohn gewinnt, Bunny junior.
Libby, Bunny juniors Mutter, erhängt sich eines Tages am Fensterrahmen. Sie flieht vor ihren Depressionen und den Eskapaden des Mannes, den sie zwar liebt, der sie aber wieder und wieder und wahllos betrügt, mit Kellnerinnen, Prostituierten, mit Mädchen, die er per K.-o.-Tropfen betäubt und ins Hotel schleppt. Libby erwischt Bunny einmal sogar dabei. Bunny aber denkt selbst bei der Beerdigung seiner Frau vor allem an Sex - mit der weiblichen Trauergemeinde. Und fast verpasst er die Grablegung, weil er auf dem Klo noch schnell masturbieren muss.
Plötzlich kracht also die Wirklichkeit in Bunny schmierige Playboy-Existenz. Er hat seine Frau verloren, ist aber immer noch Vater und spürt das vielleicht zum ersten Mal. Da sitzen sie nun in ihrer verwahrlosten Wohnung, Bunny senior und junior. Bevor sie ging, hatte Libby den beiden noch massenhaft Pizza bestellt und zwei schwarze Anzüge in den Schrank getan, zum Abschied. Weil dem Vater nichts Besseres einfällt zu dieser desolaten Situation, die sich jetzt vor ihm auftut, nimmt er den Sohn mit auf Tour entlang der englischen Südküste: Bunny Munro ist nämlich - als sei das alles nicht schon elend genug - Vertreter für Kosmetik. Zerrt den Jungen im zugemüllten Fiat Punto von Sozialbau zu Sozialbau, wo er dann einsamen Herzen revitalisierende Handcremes auf die Haut reibt, während Bunny junior, der an einer Lidrandentzündung leidet, die Augen verkrusten, von Tag zu Tag mehr.
Und von Seite zu Seite wird aus der Geschichte ein Roadmovie, angelegt war sie ursprünglich ohnehin als Drehbuch. Nick Cave, zweiundfünfzig Jahre alt, hat sich im Lauf der Zeit wie kaum ein anderer Popkünstler selbstsicher zwischen den Genres bewegt, gesungen, geschauspielert und dabei zur dunklen Marke entwickelt. Seine Figuren sind zu Hause in Hafenspelunken genauso wie in Truckerbars oder den Tavernen von Shakespeare. Ihr Existentialismus ist männlich, wehleidig und trägt grelle Hemden zu dunklen Anzügen. Auch was Bunny Munro sich so anzieht, hat Nick Cave minutiös verzeichnet, besonders genau die langsame Kapitulation seiner Schmalzlocke - als sei sie ein Gradmesser des Zerfalls.
In einunddreißig Ländern ist dieses Buch gleichzeitig erschienen. Cave hat in den vielen Interviews, die sich um die Veröffentlichung rankten, davon berichtet, wie entschlossen er hier eine durchtriebene und kalte Figur durch die Welt laufen lassen wollte. Aber geglückt ist ihm vor allem eine Sozialsatire auf das England im einundzwanzigsten Jahrhundert. Der Roman spielt in Caves heutigem Wohnort: Brighton, Heimat der Piers und des binge drinking. Gesoffen wird, so viel eben hineingeht, die Männer sind haltlos, die Frauen sind operiert, selbst die jüngsten Mädchen tragen knappe Glitzerteile, auf denen "Quieke wie ein Ferkel" oder Schlimmeres steht. Ein Serienmörder geht um, gefilmt von den allgegenwärtigen Überwachungskameras.
"Ich glaube, wir werden unserer Kindheit beraubt", faselt Bunny Munro ständig, das hat er auf den Plasmabildschirmen seiner schäbigen Hotels aufgeschnappt. Man könnte fast glauben, er sei nur ein weiterer Kollateralschaden im Untergang des Abendlands. Dann will man Bunny aber doch lieber nur erwürgen. Und wird dabei das Gefühl nicht los, dass Nick Cave genau das von seinen Lesern erwartet und deswegen einen effektvollen Roman der Affekte geschrieben hat.
Nick Cave: "Der Tod des Bunny Munro". Roman. Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2009. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Für Manuel Gogos ist das zweite Prosawerk des "wohl finstersten Balladenmachers der Post-Punk-Ära", Nick Cave, in mehrfacher Hinsicht autobiografisch grundiert. Mit seiner Hauptfigur Bunny Munro, einem triebhaften Vertreter für Schönheitsprodukte, teilt der Autor die obsessive Leidenschaft für Frauen, meint der Rezensent. Dem nur auf die sexuelle Verführung seiner Kundinnen gierende und im Verlauf des Romans sich immer mehr ins Monströse wandelnden Bunny ist aber ein Sohn zur Seite gestellt, der in seiner "arglosen, entwaffnenden Präsenz" beim Leser den Glauben daran nährt, der Vater könne doch nicht völlig verdorben sein, teilt der Rezensent mit. Diese Hoffnung allerdings findet im Unfalltod des Vaters ein Ende, ein Schicksalsschlag, den auch Caves eigener Vater ereilte, wie Gogos weiß. Er hat den Roman deshalb auch als eine "verzweifelte" Liebeserklärung eines Sohnes an den Vater gelesen, dessen einzige Erlösungschance in eben dieser Liebe liegt, wie der Rezensent dem Roman entnimmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein Working Class Roman vom Feinsten. Voll von komischen, chaotischen, aber auch wütend machenden Erlebnissen [...]. Originelle Charaktere, skurrile und melodramatische Situationen. Ein großartiges Buch in der Tradition britischer Arbeiterfilme.« Ulf Engelmayer radiolounge 20201222
"Extrem abgefahren!"