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Antonio Lobo Antunes, einer der wenigen zeitgenössischen Schriftsteller, deren Werke zur Weltliteratur gerechnet werden, führt mit packender Sprachmacht und einem bestechend genauen Einblick in die Abgründe der Psyche einen weiteren Reigen der Ungeliebten vor. Die Mitglieder einer auseinanderbrechenden Familie in Lissabon bewegen sich zur Musik des argentinischen Tangoidols Carlos Gardel, der im Fortgang des Romans zum Symbol der Vergänglichkeit, des Todes einer Generation und ihrer Gefühle wird.
Álvaro ist ein besessener Bewunderer des Tangosängers Carlos Gardel. Er sammelt Andenken an
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Produktbeschreibung
Antonio Lobo Antunes, einer der wenigen zeitgenössischen Schriftsteller, deren Werke zur Weltliteratur gerechnet werden, führt mit packender Sprachmacht und einem bestechend genauen Einblick in die Abgründe der Psyche einen weiteren Reigen der Ungeliebten vor. Die Mitglieder einer auseinanderbrechenden Familie in Lissabon bewegen sich zur Musik des argentinischen Tangoidols Carlos Gardel, der im Fortgang des Romans zum Symbol der Vergänglichkeit, des Todes einer Generation und ihrer Gefühle wird.

Álvaro ist ein besessener Bewunderer des Tangosängers Carlos Gardel. Er sammelt Andenken an sein längst verstorbenes Idol und hüllt sich mit Hilfe alter Tonbandaufnahmen von Gardels markanter, schmachtender Stimme in eine Klangwelt, in die ihm niemand folgen mag.
Claudia, Álvaros Frau, hat sich schon lange von ihm getrennt, nur der gemeinsame Sohn Nuno übernachtet noch manchmal beim Vater, wenn Claudia mit ihrem neuen Freund allein sein möchte. Nuno ist eifersüchtig auf ihn und mag auch den Vater nicht; Nunos Schmerz, Unglück und Hilflosigkeit kulminieren schließlich in seiner Heroinsucht.
Die Verwandten unternehmen zwar halbherzige Versuche, dem Jungen zu helfen, letztlich wären sie aber froh, von ihm und auch voneinander loszukommen. Doch als Nuno stirbt, ändert das wenig an den Verstrickungen, in denen sich die Familie verfangen hat: Aus Schuldgefühlen resultieren neue Zweckbündnisse, immer irrealere Fluchtwelten schränken die tatsächliche Bewegungsfreiheit ein. Besonders Álvaro verteidigt seine Obsession gegen die Umwelt, bis ihm eines Tages Carlos Gardel sogar leibhaftig gegenüberzutreten scheint.
Das Drehen der Figuren um sich selbst, die komplexe und aus vielen Wechseln bestehende Bewegung des Tangos und dessen innere Spannung hat António Lobo Antunes meisterhaft in eine literarische Form übersetzt.
Autorenporträt
António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkrieges 27 Monate lang Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissabonner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Lobo Antunes zählt zu den wichtigsten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur. In seinem Werk, das mittlerweile zwanzig Titel umfasst und in über dreißig Sprachen übersetzt worden ist, setzt er sich intensiv und kritisch mit der portugiesischen Gesellschaft auseinander. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den "Großen Romanpreis des Portugiesischen Schriftstellerverbandes", den "Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur", den "Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft" und zuletzt 2007 den Camões-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.08.2019

NEUE TASCHENBÜCHER
Der Geist des Tango -
Antunes’ „Der Tod des Carlos Gardel“
Der Tango erzählt von Trauer, Sehnsucht und Selbstmitleid. Niemals larmoyant, immer mit sentimentaler Würde. In seinem rhythmischen Wiegen ist er auch ein Abwägen, eine bedachte Selbstbeobachtung. Im 1994 erstmals erschienenen Roman „Der Tod des Carlos Gardel“ übersetzt António Lobo Antunes diese musikalische Form fließend in ein Familiendrama. Am Totenbett des Jungen Nuno reflektieren die Verwandten über die Umstände, die ihn in die Drogensucht trieben und zur Überdosis Heroin führten – und wer eine Mitschuld daran trägt. „Der Tod des Carlos Gardel“ ist ein Lamento derer, die zurückbleiben und sich zu spät eingestehen, dass sie ihr eigenes Unglück zu lange unterdrückt und daher weitergegeben haben. Die fünf Kapitel, alle nach Tango-Liedern benannt, geben jedem Familienmitglied eine Stimme, um die eigenen Unzulänglichkeiten und die persönliche Perspektive auf das Unglück zu reflektieren. Nur wenige Satzzeichen unterbrechen die direkte Rede, die Antunes in verschlungenen Takten zu einem vielstimmigen Nachdenken miteinander verwebt, gegeneinander abwägt und aufeinanderprallen und damit Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen lässt. Dieser verschachtelte Gedankenstrom setzt aus der von jedem alleine ertragenen Familiengeschichte ein gemeinsames Schicksal zusammen. Über all diesen persönlichen Lamentos schwebt der Geist des argentinischen Tango-Sängers Carlos Gardel, der dem Vater wichtiger als die eigene Familie war und dessen Lieder in den Erinnerungen aller nachklingen. Selbst der ins Koma abgedriftete Nuno erinnert sich an einander überlagernde Bilder und Wunschvorstellungen, die sein Leben bestimmten: „Mein Vater, als würde er singen, als hätte er das Haar von Carlos Gardel in seinem Haar, den Blick von Carlos Gardel in seinem Blick, das Lächeln von Carlos Gardel in seinem Lächeln und ich war nicht im Krankenhaus, ich war in der Wohnung wir lebten alle drei in derselben Wohnung und ich hatte damals die Gewissheit, dass es immer so sein würde, meine Mutter, mein Vater und ich.“ SOFIA GLASL
António Lobo Antunes: Der Tod des Carlos Gardel. Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann. btb, München 2019. 416 Seiten, 12 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Unter der Überschrift ?Tango und Tod? bespricht Claus-Ulrich Bielefeld diesen zehnten Roman des portugiesischen Schriftstellers. Und genau darum geht es auch; den Tod des heroinsüchtigen Jungen Nono nämlich, und die Tango-Obsession seines Vaters, der sich zunächst am Sterbebett seines Sohnes an die Liebe zum Tango - die größer war als zur Mutter des Kindes - erinnert, dann, nach dem Tod des Jungen, auf eine surreale Reise zu seinem Idol, dem frühverstorbenen Tangosänger der dreißiger Jahre, Carlos Gardel, macht. Bielefeld betont in seiner Besprechung die Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit Antunesscher Gestalten, die auch diesen Roman wiederum zu einem seiner ?vielstimmigen, reich instrumentierten Gesänge auf die Vergänglichkeit des Menschen? machen. Allem eingeschrieben ist, so Bielefeld, immer ein ?trotz alledem?, das sich beispielsweise in den unvergeßlichen Beschreibungen der Schönheit von Lissabon manifestiert.

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"Das monumentale - in der heutigen Weltliteratur geradezu irritierend grandiose - Werk des Portugiesen Antonio Lobo Antunes (muß) als spektakulär gewürdigt werden ... ein genialer Schriftsteller." (Ute Stempel, Weltwoche)
"Das gesamte Werk des Antonio Lobo Antunes ist ein verstörendes Gedankenexperiment, dessen großartige Monotonie die Grenzen der Zeit und der Person tragisch aufhebt." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
"Selten hat ein Autor die Leidenschaften und Gefühle seiner Figuren so suggestiv inszeniert wie Antonio Lobo Antunes." (Eberhard Hübner, Spiegel Special)