Otto Pagler gewinnt im September des Jahres 1932 in Rom den Weltmeistertitel der Amateure im Sprint. Damit beginnt für den neunzehnjährigen arbeitslosen Jungen aus Köln einen erfolgreiche Karriere. Sieben Jahre lang feierte er seine Siege als Berufsfahrer auf den Radrennbahnen in Belgien, Holland, Frankreich, Italien und der Schweiz. Ein Sportroman könnte man meinen. Gewiss sind spannende Schilderungen vieler internationaler Rennen ein integrierter Bestandteil dieses Buches. Vor allem aber konfrontiert es den Leser mit den brutalen Auswirkungen des faschistischen Regimes und dem heldenhaften Widerstandskampf in dieser Zeit. Herbert Friedrich lässt in seinem aktionsreichen Roman ein Stück Geschichte aus Deutschlands dunkelster Vergangenheit lebendig werden - literarisch ausgezeichnet bewältigt. Dieses Buch ist von der intensiven Aussagekraft eines Zeitdokuments - realistisch, eindrucksvoll und tief anrührend.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2015Der Tod des Weltmeisters
Albert Richter, ein Kölner Radrennfahrer auf der Bahn, wurde 1932 Sprint-Weltmeister der Amateure. Als Profi errang er siebenmal die deutsche Meisterschaft und wurde zweimal Vizeweltmeister. Er hatte einen jüdischen Manager, zu dem er auch in den finsteren Zeiten der Naziherrschaft hielt. 1940 kam er unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen in der Haft ums Leben. Peinlicherweise distanzierten sich der Radsport und seine Funktionäre eilfertig von Richter, der dennoch unvergessen blieb. Das ist der reale Plot, von dem der DDR-Schriftsteller Herbert Friedrich sich 1971 in seinem Roman "Der Kristall und die Messer" anregen ließ. Dieses in der Bundesrepublik nicht erschienene Buch hat Maxi Kutschera nun in ihrer Velothek mit einem neuen Titel und mit einem erläuternden Nachwort von Elmar Schenkel neu aufgelegt. Der Roman bezieht klar Partei für den regimekritischen Radrennfahrer Otto Pagel, der am Ende auch eindeutig ermordet wird. Das ist Stärke und Schwäche des spannenden und in vielen Details stimmigen Buches; die Wirklichkeit indessen war viel unheimlicher und auch erbärmlicher.
Der Tod des Weltmeisters. Von Herbert Friedrich. Maxime Verlag, 444 Seiten, 24,95 Euro.
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Albert Richter, ein Kölner Radrennfahrer auf der Bahn, wurde 1932 Sprint-Weltmeister der Amateure. Als Profi errang er siebenmal die deutsche Meisterschaft und wurde zweimal Vizeweltmeister. Er hatte einen jüdischen Manager, zu dem er auch in den finsteren Zeiten der Naziherrschaft hielt. 1940 kam er unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen in der Haft ums Leben. Peinlicherweise distanzierten sich der Radsport und seine Funktionäre eilfertig von Richter, der dennoch unvergessen blieb. Das ist der reale Plot, von dem der DDR-Schriftsteller Herbert Friedrich sich 1971 in seinem Roman "Der Kristall und die Messer" anregen ließ. Dieses in der Bundesrepublik nicht erschienene Buch hat Maxi Kutschera nun in ihrer Velothek mit einem neuen Titel und mit einem erläuternden Nachwort von Elmar Schenkel neu aufgelegt. Der Roman bezieht klar Partei für den regimekritischen Radrennfahrer Otto Pagel, der am Ende auch eindeutig ermordet wird. Das ist Stärke und Schwäche des spannenden und in vielen Details stimmigen Buches; die Wirklichkeit indessen war viel unheimlicher und auch erbärmlicher.
Der Tod des Weltmeisters. Von Herbert Friedrich. Maxime Verlag, 444 Seiten, 24,95 Euro.
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