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Eine aufwühlende Familiengeschichte und zugleich ein dunkles Märchen über das Erwachsenwerden. Daniel Woodrell schildert eindrucksvoll das Schicksal eines Jungen, der zu früh die Nachtseiten des Lebens kennenlernt und hierüber seine Unschuld verliert.
Ein Sommer wie ein schleichender Übergang ins Verhängnis. Der dreizehnjährige Shug Akins wächst auf dem weiten Ozark-Plateau im Süden Missouris heran, ein Außenseiter inmitten der maroden Sehnsüchte des amerikanischen Hinterlands. Seine Mutter Glenda, eine verblühende Schönheit, hängt an der Flasche, während sein Vater Red die Familie mit…mehr

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Produktbeschreibung
Eine aufwühlende Familiengeschichte und zugleich ein dunkles Märchen über das Erwachsenwerden. Daniel Woodrell schildert eindrucksvoll das Schicksal eines Jungen, der zu früh die Nachtseiten des Lebens kennenlernt und hierüber seine Unschuld verliert.

Ein Sommer wie ein schleichender Übergang ins Verhängnis. Der dreizehnjährige Shug Akins wächst auf dem weiten Ozark-Plateau im Süden Missouris heran, ein Außenseiter inmitten der maroden Sehnsüchte des amerikanischen Hinterlands. Seine Mutter Glenda, eine verblühende Schönheit, hängt an der Flasche, während sein Vater Red die Familie mit unberechenbarer Gewalt tyrannisiert. Als Red beginnt, Shug zu Einbrüchen anzustiften, gerät das labile Gleichgewicht ins Schwanken. Shug lernt zu stehlen, zu lügen - und aufzubegehren. Gerade da taucht Jimmy Vin Pearce auf, mit seinem grünen Ford Thunderbird und der Verheißung auf eine andere, bessere Welt. Doch als Glenda sich mit ihm einlässt, entlädt sich ein lange unterdrücktes Gemisch aus Eifersucht und Hass, und der Traum von der Lebensflucht wird zur tödlichen Falle.

Mit der Unausweichlichkeit einer antiken Tragödie beschreibt Daniel Woodrell die Eskalation menschlicher Passion in urwüchsige Gewalt. Mit jeder neuen Seite verwischt er die Grenzen zwischen Notwehr und Mord, Rache und Befreiung - und führt seine Figuren an jenen unheilvollen Scheidepunkt, an dem das letzte Opfer auf dem Weg zur Erlösung die eigene Unschuld ist.
Autorenporträt
Daniel Woodrell, 1953 geboren, wächst in St. Louis und Kansas City auf. Mit siebzehn verlässt er die Highschool und meldet sich bei den Marines. Nach dem College nimmt er am renommierten Iowa Writers' Workshop teil. Sein Romandebüt 'Cajun-Blues' erscheint 1986. Für den Roman 'Tomato Red' erhält er 1999 den Preis des amerikanischen P.E.N., im selben Jahr verfilmt Ang Lee seinen Roman 'Wer mit dem Teufel reitet'. 2010 wird die Verfilmung von 'Winters Knochen' beim Sundance Film Festival als bester Film ausgezeichnet und für vier Oscars nominiert. Daniel Woodrell lebt mit seiner Frau in Missouri.

Peter Torberg, geboren 1958 in Dortmund. Er übersetzte u.a. Oscar Wilde, Mark Twain, Raymond Federman, Michael Ondaate, Rudyard Kipling und für DuMont James Coltrane und James Buchan.
Rezensionen
"Woodrells Schreibkunst kommt der Perfektion nahe. Sprache, Handlung, die Figuren - alles greift ineinander, makellos und kraftvoll." -- THE NEW YORK TIMES

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.2012

Wut in Flaschen
Daniel Woodrell lässt im Roman die Unschuld sterben

Die Geschichte des dreizehnjährigen Shug spielt sich in einem heißen Sommer ab. Durch den kühlen und brutalen Umgang innerhalb seiner Familie überwiegt jedoch die Kälte. Sie wirkt geradezu anziehend, und man bleibt an ihr kleben wie eine Zunge am eingefrorenen Laternenpfahl. Der Titel des Buches "Der Tod von Sweet Mister" könnte passender nicht sein, für eine Handlung, die den Mord an der Unschuld beschreibt. Man kann nicht aufhören hinzuschauen - wie bei einem Unfall auf der gegenüberliegenden Fahrbahn. Obwohl man sich dabei ertappt, ins Geschehen eingreifen zu wollen und den Protagonisten vor dem Schlimmsten zu bewahren, liest man am Ende einfach weiter und fährt an der Unfallstelle vorbei.

Shug Akins wächst bei seiner Mutter Glenda im amerikanischen Missouri auf. Er ähnelt einem Antihelden, übergewichtig und ohne Freunde. Sie kümmert sich um den Friedhof der Gemeinde. Tee aus Rum und Cola ist der Rhythmus in ihrer verzerrten Realität. Es dominieren Gefühle der ständigen Angst und Enttäuschung. Gesunde, lebendige Augenblicke zerstört der Vater Red mit der Berechnung eines Mitleidlosen. Ereignisse überschlagen sich, und als Leser versteht man schnell, dass Shug seine "Wut wie in Flaschen verkorkte, sie wartet darauf, herausgelassen zu werden, und der Zeitpunkt sollte kommen". Shug wird gezwungen, Medikamente von schwerstkranken Menschen zu klauen.

Daniel Woodrell, der 1953 in Springfield, Missouri, zur Welt kam und der den Begriff des "Country Noir" nicht nur geprägt, sondern gleichsam erfunden hat, beschreibt das Paradox mancher Situationen mit schonungsloser Deutlichkeit. "Der Junge mit dem kahlen Kopf, dessen Atem sich so anhört wie zusammengeknüllt und dann mühsam heruntergeschluckt, blickt Shug in die Augen, doch dann schwand das Erkennen wieder aus ihnen." Die schrecklichen Ereignisse steckt Shug scheinbar weg, doch hinterlassen sie Narben in seiner Seele.

Seine Mutter, die selbst noch nicht erwachsen ist, lässt "schon ein Hallo so sündig klingen, dass man am liebsten davonlaufen und sich die Ohren waschen wollte, nur um dann zurückzukehren, um es noch mal zu hören". Was den Roman, den Peter Torberg brillant ins Deutsche übersetzt hat, so lesenswert macht, sind sein Spiel mit der Sprache und die sorgfältig ausgesuchten Worte für einzigartige Sequenzen. Vergehen und Begierde schwingen im Untergrund mit, manchmal mit erschreckender Wirkung. Die Liebe zwischen Shug und Glenda wirkt harmlos, doch gelingt es Woodrell insgeheim, eine Distanz zwischen Mutter und Sohn zu schaffen, die erst im wichtigsten Moment der Geschichte sichtbar wird.

Auch wenn die Geschichte düster ist, fehlt es nicht an heiteren Momenten. Dass Shug sich in einer ausweglosen Situation befindet, hindert ihn keineswegs daran, die Welt mit subtilem Humor zu betrachten. "Der Hund und ich blickten uns in die Augen, und er sah so aus, als würde er denken, dass er und ich zu irgendeiner Zeit vielleicht Freunde sein und gemeinsam Eichhörnchen jagen könnten."

Daniel Woodrell, der selbst als Siebzehnjähriger die Highschool verließ, um den Marines beizutreten, dann aber wegen Drogenkonsums entlassen wurde, ehe es nach Vietnam gehen sollte, siedelt alle seine Romane in seiner Heimat, den Ozark Mountains, an. Dem größeren Publikum bekannt wurde er durch Ang Lees Verfilmung seines Bürgerkriegsdramas "Zum Leben verdammt" unter dem Titel "Die Teufelsreiter". Tatsächlich gelingt es diesem Autor auf faszinierende Weise, Charaktere zu schaffen, mit denen man leidet, weil immer wieder durchscheint, dass sie den falschen Weg im Leben gehen, ja vielleicht gehen müssen. Wie in seinem letzten, ebenfalls verfilmten Roman "Winters Knochen" blickt Woodrell in die Weiten des südlichen Missouri. Die eisige Härte des amerikanischen Hinterlands lässt die gelegentlichen zarten Zwischentöne des Buches umso schöner erscheinen. "Der Tod von Sweet Mister" ist eine Geschichte, in der man versteht, wie schnell sich das Leben verändern kann und wie sensibel die Gefühle eines Kindes sind.

PHILIPP SANDMANN

Daniel Woodrell: "Der Tod von Sweet Mister". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Peter Torberg. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2012. 192 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Dass Katharina Granzin die ganze Tristesse der Coming-of-Age-Geschichte des 13-jährigen Shuggie irgendwo im Süden Missouris überhaupt aushält, liegt an Ästhetik, die der Autor seinem Text angedeihen lässt. Da ist zum einen die mitnehmende Perspektive eines schutzlosen Wesens, wie Granzin vermerkt. Zum anderen ist da die unerschrockene, deutlich von Sympathie getragene Genauigkeit, mit der Daniel Woodrell hier, wie schon in "Winters Knochen", mit dem Granzin den Text immer wieder vergleicht, den White Trash seines Landes unters Mikroskop legt. Granzin entdeckt darin eher einen Romantizismus denn Sozialkritik. Etwas irritiert hat die Rezensentin die deutsche Übertragung des Textes durch Peter Torberg. Zu schön, um wahr zu sein, erscheint ihr die Sprache hier, überkorrekt, eine Tonart daneben sozusagen.

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