In einem abgelegenen Tal auf dem Karst wird eine unbekleidete Männerleiche gefunden. Der Obduktionsbefund: Erstickungstod. Als der Tote identifiziert ist, weiß man rasch, daß er sich des öfteren mit Mia, einer jungen Australierin, getroffen hat. Mia regelt für ihre Familie eine Erbschaft, zu der eine Lagerhalle gehört, die nicht nur zu Mias Überraschung bis zur Decke mit alten Waffen gefüllt ist.
Auch in Kommissar Laurentis 4. Fall führen wieder Spuren in die unruhige politische Vergangenheit Triests. Und nicht nur einfache Kleinkriminelle, sondern die Hochfinanz jenseits der Grenze und die Kollegen vom italienischen Geheimdienst stören Laurentis Kreise.
Auch in Kommissar Laurentis 4. Fall führen wieder Spuren in die unruhige politische Vergangenheit Triests. Und nicht nur einfache Kleinkriminelle, sondern die Hochfinanz jenseits der Grenze und die Kollegen vom italienischen Geheimdienst stören Laurentis Kreise.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.04.2005Alte Rechnungen, unbeglichen
Veit Heinichens neuer Triest-Krimi „Der Tod wirft lange Schatten”
Der vierte Proteo-Laurenti-Roman des deutschen Krimi-Autors Veit Heinichen wird durch zwei Mottos eingeleitet, von denen das zweite, längere, den Schauplatz seiner Romane vorstellt: „Eine interessante Stadt. Das, was während des Krieges Lissabon und Istanbul waren, ist heute Triest. Spionage und Gegenspionage, Spitzel, Tito-Anhänger und Tito-Gegner, Stalinisten und Antistalinisten, dazu zehntausend englische und amerikanische Soldaten, eine sympathische und enthusiastische Bevölkerung und Seeleute aus aller Herren Länder. Die ganze Welt in einer einzigen Stadt.”
So gesprochen in einem Film von Henry Hathaway. Mit Hildegard Knef. Der Film stammt aus dem Jahr 1952. Was die Menschen in Triest angeht, stimmt er immer noch. Was die Geschichte einer solchen Stadt angeht, so ist es mit ihr nicht so schnell vorbei wie mit den Verhältnissen, über die Politik entscheidet. Der Kriminalroman Veit Heinichens, der wie sein Held in Triest lebt, bezieht seinen Stoff aus diesem Zwiespalt. Einerseits lebt man heute entspannt in Triest, auch der Kriminalbeamte Proteo Laurenti tut das. Zwar gibt es einigen Verdruss in der Familie, der Sohn geht eigene Wege, aber was daran strafbar ist, erscheint kaum so gewichtig wie die ewigen Grillpartys der Mutter oder die Tatsache, dass der Va-ter eine Geliebte hat. Kurz: Wohlstand überall.
Schlecht gelaunte Kollegen
Überall unter den Triestinern, aber nicht überall in Triest. Da begegnet man einer taubstummen Frau aus einem Land in Osteuropa, die einer kriminellen Bande ausgeliefert ist und von der brutal gezwungen wird, abends in Restaurants Kurzwaren an den Tischen feilzubieten. Diese nun gerät in eine Abfolge von Ereignissen, bei denen Triests Vergangenheit im Spiel ist. Ein längst unter mysteriösen Umständen verstorbener Waffensammler langt mit seiner Geschichte bis in die Zeit der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg. Jedoch die Umstände seines Hinscheidens wecken Aufmerksamkeit für Beziehungen, deren Gebrauchswert nicht so weit zurückliegt. Hier muss dann von Logen, Geheimbünden und päpstlichen Titeln die Rede sein. Aufmerksame Zeitungsleser kennen das aus mancher morgendlichen Lektüre. Auch in der besseren Gesellschaft Italiens, beachtlich aufgrund diskreter Beziehungen zur Politik, müssen einige ihrer Stützen Erpresser fürchten, die mit historischem Material aus alten Zeiten ans Licht kommen können.
Was da möglich ist, hat in diesem Fall der Polizeibeamte zu prüfen. Dies ist die Verbindungsstelle, durch die Heinichen überzeugend einen bis heute geheimnisvollen Punkt Triestiner Geschichte und einen handfesten Kriminalfall zusammenbringt. Der Düsternis aus Vergangenheit und Verbrechen kontrastiert die ironische Leichtigkeit, mit der Heinichen den Alltag Laurentis und seiner in diesen Wochen schlecht gelaunten Kollegen schildert. Das ist keine geringe erzählerische Leistung. Der Gegensatz der beiden handlungstragenden Elemente dieses Krimis wird nie augenfällig. Der Triest-Roman überdeckt keinen Augenblick den Kommissar-Roman. So soll es sein.
JÜRGEN BUSCHE
VEIT HEINICHEN: Der Tod wirft lange Schatten. Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005. 358 Seiten, 21,50 Euro.
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Veit Heinichens neuer Triest-Krimi „Der Tod wirft lange Schatten”
Der vierte Proteo-Laurenti-Roman des deutschen Krimi-Autors Veit Heinichen wird durch zwei Mottos eingeleitet, von denen das zweite, längere, den Schauplatz seiner Romane vorstellt: „Eine interessante Stadt. Das, was während des Krieges Lissabon und Istanbul waren, ist heute Triest. Spionage und Gegenspionage, Spitzel, Tito-Anhänger und Tito-Gegner, Stalinisten und Antistalinisten, dazu zehntausend englische und amerikanische Soldaten, eine sympathische und enthusiastische Bevölkerung und Seeleute aus aller Herren Länder. Die ganze Welt in einer einzigen Stadt.”
So gesprochen in einem Film von Henry Hathaway. Mit Hildegard Knef. Der Film stammt aus dem Jahr 1952. Was die Menschen in Triest angeht, stimmt er immer noch. Was die Geschichte einer solchen Stadt angeht, so ist es mit ihr nicht so schnell vorbei wie mit den Verhältnissen, über die Politik entscheidet. Der Kriminalroman Veit Heinichens, der wie sein Held in Triest lebt, bezieht seinen Stoff aus diesem Zwiespalt. Einerseits lebt man heute entspannt in Triest, auch der Kriminalbeamte Proteo Laurenti tut das. Zwar gibt es einigen Verdruss in der Familie, der Sohn geht eigene Wege, aber was daran strafbar ist, erscheint kaum so gewichtig wie die ewigen Grillpartys der Mutter oder die Tatsache, dass der Va-ter eine Geliebte hat. Kurz: Wohlstand überall.
Schlecht gelaunte Kollegen
Überall unter den Triestinern, aber nicht überall in Triest. Da begegnet man einer taubstummen Frau aus einem Land in Osteuropa, die einer kriminellen Bande ausgeliefert ist und von der brutal gezwungen wird, abends in Restaurants Kurzwaren an den Tischen feilzubieten. Diese nun gerät in eine Abfolge von Ereignissen, bei denen Triests Vergangenheit im Spiel ist. Ein längst unter mysteriösen Umständen verstorbener Waffensammler langt mit seiner Geschichte bis in die Zeit der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg. Jedoch die Umstände seines Hinscheidens wecken Aufmerksamkeit für Beziehungen, deren Gebrauchswert nicht so weit zurückliegt. Hier muss dann von Logen, Geheimbünden und päpstlichen Titeln die Rede sein. Aufmerksame Zeitungsleser kennen das aus mancher morgendlichen Lektüre. Auch in der besseren Gesellschaft Italiens, beachtlich aufgrund diskreter Beziehungen zur Politik, müssen einige ihrer Stützen Erpresser fürchten, die mit historischem Material aus alten Zeiten ans Licht kommen können.
Was da möglich ist, hat in diesem Fall der Polizeibeamte zu prüfen. Dies ist die Verbindungsstelle, durch die Heinichen überzeugend einen bis heute geheimnisvollen Punkt Triestiner Geschichte und einen handfesten Kriminalfall zusammenbringt. Der Düsternis aus Vergangenheit und Verbrechen kontrastiert die ironische Leichtigkeit, mit der Heinichen den Alltag Laurentis und seiner in diesen Wochen schlecht gelaunten Kollegen schildert. Das ist keine geringe erzählerische Leistung. Der Gegensatz der beiden handlungstragenden Elemente dieses Krimis wird nie augenfällig. Der Triest-Roman überdeckt keinen Augenblick den Kommissar-Roman. So soll es sein.
JÜRGEN BUSCHE
VEIT HEINICHEN: Der Tod wirft lange Schatten. Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005. 358 Seiten, 21,50 Euro.
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"Höchst spannend und hinreißend komisch." Peter Münder, Hamburger Abendblatt, 02.03.2005
"Ausführliche Recherchen, eine fundierte historische Kenntnis und der Wille zum politischen Statement zahlen sich aus - der neueste Krimi von Veit Heinichen ist ein großer Roman geworden." Günther Grosser, Berliner Zeitung, 26.05.2005
"Ein vielstimmer und vielbödiger Roman, ein provozierendes Buch." Walter Grünzweig, Der Standard, 09.04.2005
"Ausführliche Recherchen, eine fundierte historische Kenntnis und der Wille zum politischen Statement zahlen sich aus - der neueste Krimi von Veit Heinichen ist ein großer Roman geworden." Günther Grosser, Berliner Zeitung, 26.05.2005
"Ein vielstimmer und vielbödiger Roman, ein provozierendes Buch." Walter Grünzweig, Der Standard, 09.04.2005