Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Erörterung versucht, aufzuzeigen, dass Freuds Annahme, dem Menschen hafte wesensmäßig ein Aggressionstrieb an, ein Meilenstein für eine Moralphilosophie 'jenseits von Gut und Böse' - gemessen an den herrschenden Moralvorstellungen der Gesellschaft zumindest des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert - war.Die freudsche Annahme eines Todes-Triebes ist - entgegen der pauschalen Verwerfung durch seine Kritiker - nur insoweit ein "Irrweg", als dieser über den Aggressionstrieb hinausgeht. Denn Freuds Annahme eines Todestriebes im engeren Sinne ist zwar einerseits keine wissenschaftliche - schon gar nicht falsifizierbare - Theorie, sondern ein weltanschaulicher (und verzichtbarer) Überbau, den er letztlich aus einem klinisch festgestellten (Fremd- und Auto-)"Aggressionstrieb" induktiv herleitet. Der Todestrieb findetin der Physik sogar eine Entsprechung im zweiten Hauptsatz der Thermodynamik mit der letztlich unaufhaltsamen, universalen Zunahme der Entropie, lässt sich aber nicht als Quelle innerer Erregung eines Organismus, also nicht als Trieb im Sinne Freuds begreifen. Die vom Todestrieb im engeren Sinne trennbare Idee des "Aggressionstriebes" bewegt sich andererseits nicht nur in einem philosophisch vorgeprägten Flussbett, etwa der Genealogie der Moral Nietzsches, sondern lässt sich auch aus heutiger neurowissenschaftlicher und psychologischer Perspektive begründen, obgleich Erich Fromm darin beizupflichten ist, dass einige - insbesondere die lustvoll destruktiven - Formen der Aggression besser nicht als Trieb oder Instinkt, sondern als ein in den Bedingungen der menschlichen Existenz selbst verwurzeltes Potenzial anzusehen sind, das erst durch individuelle Charakterentwicklung zum Tragen kommt.
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