Eine Atombombe explodiert über New York. Die entsetzlichen Auswirkungen hat niemand vorhergesehen: Kein menschliches Wesen hat überlebt. Mit Ausnahme des Tramp. Durch die menschenleere Wüstenei eines post-apokalyptischen New York wankt Charlie Chaplin in seiner Paraderolle als Vagabund, dem nur sein tiefschwarzer Humor geblieben ist. Und er stößt auf weitere Überlebende: eine junge Frau, ein Neugeborenes - und ein Grüppchen Wissenschaftler, die sich inmitten der Ruinen eine Basis für ihre neue Weltordnung eingerichtet haben...
1947 wendet sich James Agee an den von ihm hoch verehrten Charlie Chaplin mit diesem Filmprojekt. Eine dunkle, hochkomplexe und dichte Geschichte, packend, bitter und bildgeschwängert. So drastisch wie unbeirrt manifestieren sich darin kollektive Ängste und der Wille zur ätzenden politischen Parodie gegen den antikommunistischen Furor der McCarthy-Ära, dem Chaplin selbst ausgesetzt war. Nie realisiert und erst vor kurzem wiederentdeckt, entfaltet sich ein erstaunlicher Text auf der Schwelle zwischen Film und Literatur, zwischen Drehbuch, poetischer Novelle und politischer Satire.
1947 wendet sich James Agee an den von ihm hoch verehrten Charlie Chaplin mit diesem Filmprojekt. Eine dunkle, hochkomplexe und dichte Geschichte, packend, bitter und bildgeschwängert. So drastisch wie unbeirrt manifestieren sich darin kollektive Ängste und der Wille zur ätzenden politischen Parodie gegen den antikommunistischen Furor der McCarthy-Ära, dem Chaplin selbst ausgesetzt war. Nie realisiert und erst vor kurzem wiederentdeckt, entfaltet sich ein erstaunlicher Text auf der Schwelle zwischen Film und Literatur, zwischen Drehbuch, poetischer Novelle und politischer Satire.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2014Der Film, der nie gedreht wurde
Kritiker trifft Tramp: James Agee erzählt, warum er 1948 ein apokalyptisches Drehbuch für Charlie Chaplin schrieb
New York ist eine Geisterstadt. Nach der Explosion einer Superatombombe ist alles Leben erloschen. So sieht es auf den ersten Blick aus. Doch ein paar Menschen haben überlebt. Der Tramp. Eine junge Frau. Ein Baby, das nicht ihres ist. Im Lauf der Zeit finden sich noch ein paar andere ein, die von der Bombe verschont wurden. Und unter der Erde hat sich eine Gruppe von Wissenschaftlern eingebunkert, die um eine Rechenmaschine herumstehen wie um das goldene Kalb. Oben tun sich die Menschen in einer Art urkommunistischen Gemeinschaft zusammen, ohne Technik, ohne Geld. Unten herrscht unter dem Diktat der Rechenmaschine die reine Rationalität.
Das ist im Groben die Grundidee für einen Film von und mit Charlie Chaplin, der nie gedreht wurde. Sie stammt von James Agee, dem Schriftsteller und Filmkritiker der Magazine "Time" und "The Nation", der später für John Huston das Drehbuch für "The African Queen" schrieb und für Charles Laughton die Romanadaption der "Nacht des Jägers" besorgte. Die Filmidee für Chaplin aber war keine Auftragsarbeit. Sie entsprang einerseits einer tiefen Sorge um die Zukunft der Welt nach den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki, andererseits der Verehrung für Charlie Chaplin, der in den Nachkriegsjahren in den Vereinigten Staaten wegen seiner vermeintlichen Nähe zum Kommunismus, seiner vielen Ehen, seiner Warnungen vor Atombombe und Wissenschaftsgläubigkeit und für noch eine Handvoll anderer Unerhörtheiten massiv angegriffen wurde. Agee war empört, wie sein Land mit dem Filmkünstler umging.
"Monsieur Verdoux", der Film, mit dem sich Chaplin von der Figur des Tramps verabschiedete, traf in Amerika auf eisige Ablehnung. Es ist das Jahr 1947, und bei der Pressekonferenz, die der Filmpremiere folgt, verteidigt Agee den Schauspieler und Regisseur, den er für einen der bedeutendsten Filmemacher der Welt hält, mit einer leidenschaftlichen Rede. Im Anschluss lernen sich die beiden persönlich kennen, später werden sie Freunde.
Agee bittet um die Erlaubnis, Chaplin seine Filmidee schicken zu dürfen, Chaplin willigt ein, liest das Manuskript, es heißt, es gefiel ihm, und dann - geschieht nichts weiter. Sven Koch schreibt in seinem informativen Nachwort, das gern etwas ausführlicher hätte ausfallen können, zur ersten deutschen Ausgabe des Filmskripts, Chaplin und Agee hätten sich "tragisch verpasst", was die Verwirklichung dieses Films anging. Jedenfalls haben sich weder Agee noch Chaplin offenbar nach 1948 mit der Sache beschäftigt. Sie hatten jeweils anderes zu tun, und nach 1952, als Chaplin wegen der Anschuldigen von McCarthys Untersuchungsausschuss die Wiedereinreise nach Amerika verwehrt wurde, gab es gar keine Möglichkeit der Zusammenarbeit mehr.
1955, im Alter von fünfundvierzig Jahren, starb James Agee. Er war ein immens vielseitiger Autor, nicht nur der berühmteste amerikanische Filmkritiker der vierziger Jahre. Aber erst nach seinem frühen Tod wurde eine Kultfigur aus ihm, die John Wranovics in seinem Buch "Chaplin and Agee" (The Untold Story of the Tramp, the Writer, and the Lost Screenplay, 2005 in New York erschienen) mit James Dean vergleicht.
Sein Nachruhm jedenfalls war gewaltig. Seine große Reportage von den Baumwollfeldern in Alabama, die er zu Fotos von Walker Evans für das Magazin "Fortune" schrieb (das sie dann nicht druckte, was eine andere, oft erzählte Geschichte ist), war beim ersten Versuch zwar ein gigantischer Flop, beim zweiten aber, 1960, wurde unter dem ebenso ironischen wie pathetischen Titel ein Klassiker der sozialrealistischen Literatur und Fotografie der Depressionsjahre daraus: "Let Us Now Praise Famous Men". Wer dieses Buch gelesen hat, das für die Beschreibung des elenden Lebens der Baumwollfarmer auf gepachtetem Land im Süden die schönste Sprache und die würdevollsten Bilder aufbietet, wird über Agees Glauben an die Einzigartigkeit des einzelnen Menschen, wie sie in der Filmidee für Chaplin zum Ausdruck kommt, nicht erstaunt sein.
Erstaunlich aber ist, wie genau Agee seine Idee teilweise ausgearbeitet hat. Die Explosion der Bombe, bevor die eigentlich Filmhandlung beginnt, sollte von einem Geräusch ähnlich dem verstärkten "leisen knisternden Zischen" einer "brennenden Lunte" begleitet sein, "oder wie das Blubbern von kochendem Haferbrei" klingen, oder "vielleicht zerreißt auch erst der tödliche Knall die vollkommene Stille".
Bis der Tramp auftaucht, jene von Charlie Chaplin erfundene und gespielte Figur, die mit zu großen Schuhen, einer viel zu weiten Hose und einer Melone durch die Welt geht, sollte das Ganze wie eine Wochenschau aussehen. Agee, geschult als Kritiker, hatte ganz genaue Vorstellungen. Nahezu stumm sollte sein Film mit dem Tramp sein, mit nur ganz wenigen Dialogen. An anderer Stelle beschreibt er allerdings, wie sich die Stimmen der zwei Lager, der Wissenschaftler und jener Menschen, die über Tage miteinander leben, voneinander unterscheiden sollen - ohne Verstärkung wird in der Gemeinschaft des Tramps gesprochen, synthetisch belegt in der Gruppe der Wissenschaftler.
Teilweise hat Agee das Drehbuch vollkommen ausgearbeitet, mit Angaben von Einstellungsgrößen, Kamerabewegungen, Lichtsetzung und Aktion. An anderer Stelle beschreibt er verschiedene Möglichkeiten, als würde er Chaplin keinen Vorschlag unterbreiten, sondern seinen Rat einholen wollen.
Geplagt von Zweifeln, ob er gegenüber seinem Idol verständlich machen konnte, was er will, erklärt Agee am Ende deutlich, was ihm vorschwebt: keine politische, sondern einen antiklerikale Satire zu schaffen, wobei der Klerus in diesem Fall nicht der Kirche angehört, sondern aus Wissenschaftlern besteht. Sie sollen am Vergehen der Welt nicht allein Schuld haben, denn für die Übermacht der "wissenschaftlichen Weltanschauung", die der "menschlichen" entgegensteht, sorgen gemeinsam mit ihnen vor allem die Politiker, die ihnen glauben wie frühere Herrscher den Priestern. Ausdrücklich will er den Film als nicht gegen Rationalität überhaupt, sondern gegen die "reine Rationalität" als "tödliche und verrückte Perversion echter Vernunft" verstanden wissen
Agee war, das dokumentiert das Buch mit zusätzlichem Nachdruck durch den Abdruck seines Texts für "Time" nach dem Atombombenabwurf, ein entschieden verzweifelter Warner vor den Gefahren der Kernspaltung. "Alle Dinge und Gedanken wurden gespalten", schrieb er dort, und weiter: "Das Wettrennen wurde gewonnen, indem die Waffe von jenen genutzt wurde, auf welche die Zivilisation noch am ehesten ihre Hoffnung setzen durfte."
Wie "aus der Gegenwart eine unvorstellbare Zukunft" wurde, von einem Augenblick auf den nächsten, das sollte der Film zeigen, den Agee für Chaplin entwarf. Politisch und wohl auch poetisch waren der Kritiker und der Filmemacher im Einklang. Es wurde trotzdem nichts draus. Heute wäre der Film, wie Agee ihn skizzerte, vielleicht kaum mehr als eine nostalgische Veranstaltung. Das Buch mit den Vorschlägen, Überlegungen, Fragen und Bitten Agees an den bewunderten Filmkünstler aber bringt die beiden Männer miteinander ins Gespräch. Für den Rest haben wir unsere Phantasie.
VERENA LUEKEN
James Agee: "Der Tramp und die Bombe". Der Film, den Chaplin nie drehte. Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf und Sven Koch.
Diaphanes Verlag, Zürich 2014. 200 S., geb., 18,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kritiker trifft Tramp: James Agee erzählt, warum er 1948 ein apokalyptisches Drehbuch für Charlie Chaplin schrieb
New York ist eine Geisterstadt. Nach der Explosion einer Superatombombe ist alles Leben erloschen. So sieht es auf den ersten Blick aus. Doch ein paar Menschen haben überlebt. Der Tramp. Eine junge Frau. Ein Baby, das nicht ihres ist. Im Lauf der Zeit finden sich noch ein paar andere ein, die von der Bombe verschont wurden. Und unter der Erde hat sich eine Gruppe von Wissenschaftlern eingebunkert, die um eine Rechenmaschine herumstehen wie um das goldene Kalb. Oben tun sich die Menschen in einer Art urkommunistischen Gemeinschaft zusammen, ohne Technik, ohne Geld. Unten herrscht unter dem Diktat der Rechenmaschine die reine Rationalität.
Das ist im Groben die Grundidee für einen Film von und mit Charlie Chaplin, der nie gedreht wurde. Sie stammt von James Agee, dem Schriftsteller und Filmkritiker der Magazine "Time" und "The Nation", der später für John Huston das Drehbuch für "The African Queen" schrieb und für Charles Laughton die Romanadaption der "Nacht des Jägers" besorgte. Die Filmidee für Chaplin aber war keine Auftragsarbeit. Sie entsprang einerseits einer tiefen Sorge um die Zukunft der Welt nach den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki, andererseits der Verehrung für Charlie Chaplin, der in den Nachkriegsjahren in den Vereinigten Staaten wegen seiner vermeintlichen Nähe zum Kommunismus, seiner vielen Ehen, seiner Warnungen vor Atombombe und Wissenschaftsgläubigkeit und für noch eine Handvoll anderer Unerhörtheiten massiv angegriffen wurde. Agee war empört, wie sein Land mit dem Filmkünstler umging.
"Monsieur Verdoux", der Film, mit dem sich Chaplin von der Figur des Tramps verabschiedete, traf in Amerika auf eisige Ablehnung. Es ist das Jahr 1947, und bei der Pressekonferenz, die der Filmpremiere folgt, verteidigt Agee den Schauspieler und Regisseur, den er für einen der bedeutendsten Filmemacher der Welt hält, mit einer leidenschaftlichen Rede. Im Anschluss lernen sich die beiden persönlich kennen, später werden sie Freunde.
Agee bittet um die Erlaubnis, Chaplin seine Filmidee schicken zu dürfen, Chaplin willigt ein, liest das Manuskript, es heißt, es gefiel ihm, und dann - geschieht nichts weiter. Sven Koch schreibt in seinem informativen Nachwort, das gern etwas ausführlicher hätte ausfallen können, zur ersten deutschen Ausgabe des Filmskripts, Chaplin und Agee hätten sich "tragisch verpasst", was die Verwirklichung dieses Films anging. Jedenfalls haben sich weder Agee noch Chaplin offenbar nach 1948 mit der Sache beschäftigt. Sie hatten jeweils anderes zu tun, und nach 1952, als Chaplin wegen der Anschuldigen von McCarthys Untersuchungsausschuss die Wiedereinreise nach Amerika verwehrt wurde, gab es gar keine Möglichkeit der Zusammenarbeit mehr.
1955, im Alter von fünfundvierzig Jahren, starb James Agee. Er war ein immens vielseitiger Autor, nicht nur der berühmteste amerikanische Filmkritiker der vierziger Jahre. Aber erst nach seinem frühen Tod wurde eine Kultfigur aus ihm, die John Wranovics in seinem Buch "Chaplin and Agee" (The Untold Story of the Tramp, the Writer, and the Lost Screenplay, 2005 in New York erschienen) mit James Dean vergleicht.
Sein Nachruhm jedenfalls war gewaltig. Seine große Reportage von den Baumwollfeldern in Alabama, die er zu Fotos von Walker Evans für das Magazin "Fortune" schrieb (das sie dann nicht druckte, was eine andere, oft erzählte Geschichte ist), war beim ersten Versuch zwar ein gigantischer Flop, beim zweiten aber, 1960, wurde unter dem ebenso ironischen wie pathetischen Titel ein Klassiker der sozialrealistischen Literatur und Fotografie der Depressionsjahre daraus: "Let Us Now Praise Famous Men". Wer dieses Buch gelesen hat, das für die Beschreibung des elenden Lebens der Baumwollfarmer auf gepachtetem Land im Süden die schönste Sprache und die würdevollsten Bilder aufbietet, wird über Agees Glauben an die Einzigartigkeit des einzelnen Menschen, wie sie in der Filmidee für Chaplin zum Ausdruck kommt, nicht erstaunt sein.
Erstaunlich aber ist, wie genau Agee seine Idee teilweise ausgearbeitet hat. Die Explosion der Bombe, bevor die eigentlich Filmhandlung beginnt, sollte von einem Geräusch ähnlich dem verstärkten "leisen knisternden Zischen" einer "brennenden Lunte" begleitet sein, "oder wie das Blubbern von kochendem Haferbrei" klingen, oder "vielleicht zerreißt auch erst der tödliche Knall die vollkommene Stille".
Bis der Tramp auftaucht, jene von Charlie Chaplin erfundene und gespielte Figur, die mit zu großen Schuhen, einer viel zu weiten Hose und einer Melone durch die Welt geht, sollte das Ganze wie eine Wochenschau aussehen. Agee, geschult als Kritiker, hatte ganz genaue Vorstellungen. Nahezu stumm sollte sein Film mit dem Tramp sein, mit nur ganz wenigen Dialogen. An anderer Stelle beschreibt er allerdings, wie sich die Stimmen der zwei Lager, der Wissenschaftler und jener Menschen, die über Tage miteinander leben, voneinander unterscheiden sollen - ohne Verstärkung wird in der Gemeinschaft des Tramps gesprochen, synthetisch belegt in der Gruppe der Wissenschaftler.
Teilweise hat Agee das Drehbuch vollkommen ausgearbeitet, mit Angaben von Einstellungsgrößen, Kamerabewegungen, Lichtsetzung und Aktion. An anderer Stelle beschreibt er verschiedene Möglichkeiten, als würde er Chaplin keinen Vorschlag unterbreiten, sondern seinen Rat einholen wollen.
Geplagt von Zweifeln, ob er gegenüber seinem Idol verständlich machen konnte, was er will, erklärt Agee am Ende deutlich, was ihm vorschwebt: keine politische, sondern einen antiklerikale Satire zu schaffen, wobei der Klerus in diesem Fall nicht der Kirche angehört, sondern aus Wissenschaftlern besteht. Sie sollen am Vergehen der Welt nicht allein Schuld haben, denn für die Übermacht der "wissenschaftlichen Weltanschauung", die der "menschlichen" entgegensteht, sorgen gemeinsam mit ihnen vor allem die Politiker, die ihnen glauben wie frühere Herrscher den Priestern. Ausdrücklich will er den Film als nicht gegen Rationalität überhaupt, sondern gegen die "reine Rationalität" als "tödliche und verrückte Perversion echter Vernunft" verstanden wissen
Agee war, das dokumentiert das Buch mit zusätzlichem Nachdruck durch den Abdruck seines Texts für "Time" nach dem Atombombenabwurf, ein entschieden verzweifelter Warner vor den Gefahren der Kernspaltung. "Alle Dinge und Gedanken wurden gespalten", schrieb er dort, und weiter: "Das Wettrennen wurde gewonnen, indem die Waffe von jenen genutzt wurde, auf welche die Zivilisation noch am ehesten ihre Hoffnung setzen durfte."
Wie "aus der Gegenwart eine unvorstellbare Zukunft" wurde, von einem Augenblick auf den nächsten, das sollte der Film zeigen, den Agee für Chaplin entwarf. Politisch und wohl auch poetisch waren der Kritiker und der Filmemacher im Einklang. Es wurde trotzdem nichts draus. Heute wäre der Film, wie Agee ihn skizzerte, vielleicht kaum mehr als eine nostalgische Veranstaltung. Das Buch mit den Vorschlägen, Überlegungen, Fragen und Bitten Agees an den bewunderten Filmkünstler aber bringt die beiden Männer miteinander ins Gespräch. Für den Rest haben wir unsere Phantasie.
VERENA LUEKEN
James Agee: "Der Tramp und die Bombe". Der Film, den Chaplin nie drehte. Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf und Sven Koch.
Diaphanes Verlag, Zürich 2014. 200 S., geb., 18,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als sie sich 1947 kennenlernten, war der Stern von Charlie Chaplin im Sinken begriffen, während James Agee dabei war, zum wichtigsten Filmkriter der USA und, nach seinem Tod 1955, zur Kultfigur zu avancieren, berichtet Verena Lueken. Dass aus der Freundschaft des Filmstars mit dem Kritiker beinahe ein gemeinsames Projekt entstanden wäre, daran erinnert das unverfilmte Drehbuch, das nun unter dem Titel "Der Tramp und die Bombe", mit einem, die wie die Rezensentin findet, informativen Nachwort von Sven Koch erschienen ist. Ob der Welt mit der Geschichte um ein postapokalyptisches New York wirklich ein großes Filmkunstwerk versagt geblieben ist, scheint Lueken zu bezweifeln, aber dass der Stoff nicht nur zwei bedeutende Persönlichkeiten aus der goldenen Ära des Hollywoodkinos zusammengebracht, sondern auch auf bemerkenswerte Weise den linken amerikanischen Zeitgeist nach Hiroshima und Nagasaki eingefangen hätte, das steht für die Rezensentin fest.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wie 'aus der Gegenwart eine unvorstellbare Zukunft wurde', von einem Augenblick auf den nächsten, das sollte der Film zeigen, den Agee für Chaplin entwarf. Politisch und wohl auch poetisch waren der Kritiker und der Filmemacher im Einklang.« Verena Lueken, FAZ