Welche gesellschaftliche Funktion haben Achtsamkeitsdiskurse, wie sie in Mindstyle-Magazinen und anderen populären Medien erscheinen? Warum ist es modern geworden, achtsam zu sich selbst zu sein, seinem Alltag mit Achtsamkeit zu begegnen und Achtsamkeitsübungen durchzuführen? Geht es um das individuelle Glück im Angesicht einer immer unübersichtlicher werdenden und krankmachenden Welt? Und was heißt das alles für die Konstruktion des eigenen Selbst? Das sind Fragen, die sich die Historikerin und Soziologin Birgit Panke-Kochinke gestellt hat. Und die Antwort? Rekonstruiert man den Diskurs in populären Medien, dann wird folgendes Modell erkennbar: Unübersichtlichkeit erzeugt Unsicherheit und Leid. Die Ordnung der Dinge, die dadurch entsteht, dass man die eigene Welt übersichtlich gestaltet, schafft demgegenüber Ruhe und Sicherheit - zumindest in der Eigenlogik der jeweiligen Menschen, die diese Form der Technologien des Selbst praktizieren. Und in dieser Logik weitergedacht - wenn es dem Einzelnen gut geht, dann geht es letztendlich auch irgendwann der Welt gut, in der man lebt. Das ist beruhigend und befreit von Schuld. Doch - befördert dann ein solches Achtsamkeitsdenken auch eine politische Haltung, die Gesellschaftskritik einschließt? Oder handelt es sich allenfalls um einen individualistischen Rückzug aus der Welt?