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Vaduz, 1983: Ein deutscher Schauspieler kommt nach einem Gastspiel-Auftritt mit einem Mann ins Gespräch. Staunend erkennt er die unverwechselbare Stimme - und erschrickt über das müde Gesicht: Es ist der weltberühmte Oskar Werner, Theatergott und oscarnominierter Filmstar. In dieser Nacht erzählt Werner sein erstaunliches Leben: ein Wiener Bub aus armen Verhältnissen, der früh an der "Burg" spielte, der gegen die Nazis opponierte, desertierte und knapp dem Tod entkam. Später liegt Werner die Welt zu Füßen, er arbeitet mit Richard Burton, François Truffaut. Dann aber lehnt er Angebote etwa von…mehr

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Produktbeschreibung
Vaduz, 1983: Ein deutscher Schauspieler kommt nach einem Gastspiel-Auftritt mit einem Mann ins Gespräch. Staunend erkennt er die unverwechselbare Stimme - und erschrickt über das müde Gesicht: Es ist der weltberühmte Oskar Werner, Theatergott und oscarnominierter Filmstar. In dieser Nacht erzählt Werner sein erstaunliches Leben: ein Wiener Bub aus armen Verhältnissen, der früh an der "Burg" spielte, der gegen die Nazis opponierte, desertierte und knapp dem Tod entkam. Später liegt Werner die Welt zu Füßen, er arbeitet mit Richard Burton, François Truffaut. Dann aber lehnt er Angebote etwa von Stanley Kubrick ab - aus künstlerischen Zweifeln, die er nur noch trinkend erträgt ... Den jüngeren Kollegen wird diese Nacht verändern - er blickt in den Abgrund einer gequälten Seele, erkennt die Tragik des Ruhms. Michael Degen ist Oskar Werner ("Jules und Jim", "Das Narrenschiff" u.a.) wirklich begegnet. Packend erzählt er von jener Nacht, schildert Werners Leben, das durch finstere Zeiten, über Glanz und Triumph in die Selbstzerstörung führte. Und Michael Degen berichtet von anderen prägenden Erlebnissen, mit Gustaf Gründgens oder Ingmar Bergman. Fast eine künstlerische Autobiographie - neben "Nicht alle waren Mörder" das persönlichste Buch des großen Schauspielers und Autors.
Autorenporträt
Michael Degen, 1932 in Chemnitz geboren, Schauspieler und Schriftsteller, überlebte den Nationalsozialismus mit seiner Mutter im Berliner Untergrund. Nach dem Krieg absolvierte er eine Ausbildung am Deutschen Theater in Berlin. Er trat an allen großen Bühnen auf und arbeitete mit Regisseuren wie Ingmar Bergman, Peter Zadek und George Tabori zusammen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2015

Man macht sich ein völlig falsches Bild von sich selbst
Lebensbeichte auf privater Bühne: Michael Degen porträtiert in "Der traurige Prinz" den großen Oskar Werner

Im Jahr 1983 gastiert das Münchner Residenztheater mit einer Strindberg-Inszenierung von Ingmar Bergman in Vaduz. Michael Degen gibt in "Fräulein Julie" den Jean. Nach der Aufführung wird er zu seiner Überraschung im Foyer erwartet - von Oskar Werner, dem legendären österreichischen Schauspieler, "den ich als mein Vorbild bezeichnet hätte, wäre ich unbescheidener gewesen". Als "Roman einer wahren Begegnung" bezeichnet Michael Degen sein Buch "Der traurige Prinz", das von Oskar Werner handelt, aber durchaus auch von ihm selbst.

Bei ihrer Begegnung ist Werner einundsechzig, seine großen Erfolge liegen hinter ihm, er lebt allein und zurückgezogen in Liechtenstein in einem Haus, an dessen Pforte zur Abschreckung ein Schild prangt mit der Aufschrift: "Gewährt, daß ich ersuche - keine unangesagten Besuche." Doch den zehn Jahre jüngeren Degen lädt er zu sich ein, auf einen Absacker, anschließend werde er ihn zurück ins Hotel fahren. Aus dem "einen kleinen Drink" werden viele, die Unterhaltung, die in ihren abrupten Wechseln zwischen Abtasten und Zurückzucken, Einverständnis und Gegenwehr die Intensität eines Kammerspiels besitzt, dauert bis in die frühen Morgenstunden.

Das Gespräch nimmt damit Fahrt auf, dass Werner seinen Gast bittet, ihn mit seinem richtigen Namen anzureden: "Ich heiße Bschließmayer. Oskar Josef Bschließmayer", verkündet er in einer Art selbstironischen Bond-Paraphrase. Im Haus in Triesen angekommen, gießt er dem Gast einen Grünen Veltliner von Bründlmayer und sich einen Fernet Branca ein ("Ich muss auf meinen Magen achten") und beginnt mit einem ausholenden Gestus aus seinem Leben zu erzählen, von der Wiener Kindheit und dem geliebten Straßentheater, bei dem der Bub Passanten vorgaukelte, blind zu sein, über sein frühes Engagement am Burgtheater bis hin zu seiner ersten Ehe mit der jüdischstämmigen Elisabeth Kallina. Immer wieder kommt er auf seine Abscheu vor den Nationalsozialisten zu sprechen - ein Lebensthema, das ihn mit seinem Gesprächspartner verbindet, der als Kind jüdischer Eltern versteckt in Berlin den Krieg überlebte. Vor allem aber spricht er übers Theater, über Schauspielkollegen, Stücke und Regisseure, über die Sucht, sich in einen anderen zu verwandeln, und über den Selbstverlust, der damit einhergeht: "Man kriecht in den einen Charakter hinein, aus dem anderen heraus - und verliert schließlich den eigenen. Komplett."

Durch regen Widerspruch und einen Sinn für das Tragikomische der Situation entgeht Degen der Gefahr der Verklärung. Er begegnet Bschließmayer als Kollege, nicht als Fan. Mehr als einmal ist er verärgert über die Tiraden seines Gastgebers, mitunter sogar fast angewidert von ihm. Was ihn ausharren lässt, ist die Frage, was aus dem Menschen geworden ist, den er einmal so bewundert hat: "Wann war ihm das Talent abhandengekommen?" Eine Antwort darauf kann es höchstens zwischen den Zeilen geben.

Dass die literarische Rekonstruktion einer lange zurückliegenden Begebenheit so unaufdringlich gelungen ist, verdankt sich Degens Fähigkeit, ein psychologisches Charakterporträt zu zeichnen, ohne dabei zu psychologisieren. Seiner präzisen, dabei nie prätentiösen Sprache merkt man den lebenslangen Umgang mit Texten großer Autoren an. Oskar Werner, gezeichnet von Alkoholismus und Depressionen, hat sich für den Auftritt seiner Lebensbeichte auf privater Bühne einen klugen Zuhörer gesucht. Und weil darin womöglich ein Hilferuf steckte, liest sich "Der traurige Prinz" nicht zuletzt auch als Gewissenserforschung.

FELICITAS VON LOVENBERG.

Michael Degen: "Der traurige Prinz".

Roman einer wahren Begegnung. Rowohlt Verlag, Reinbek 2015. 251 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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