»Großes Kopfkino mit unglaublichen Details.« _Erla Bartmann in den BR24 Kulturnachrichten
Ein französischer Diplomat verschwindet 1896 spurlos aus dem Münchner Hotel Vier Jahreszeiten.Vermutlich hat er Informationen zu einer neuen Erfindung besessen, die es ermöglicht, telegrafische Falschmeldungen zu produzieren. In den unruhigen Zeiten, auf die Europa zusteuert, birgt diese Technik eine zerstörerische Macht. Die Ermittlungen führen Gryszinski auf eine verhängnisvolle Reise mit düsterem Ausgang.
Zwanzig Jahre später hält ein grausamer Krieg die Welt im Klammergriff. Gryszinskis Sohn Fritz ist mittlerweile erwachsen und wird als Meldegänger an der Front in Verdun eingesetzt. Unverhofft gerät er an neue Indizien zum Fall des verschwundenen Diplomaten. Fritz begibt sich auf eine geheime Mission durch Europa, in der Hoffnung, zu Ende zu führen, was sein Vater begonnen hat.
»Bei den Gryszinski-Romanen handelt es sich um sprachlich gelungene, mit feiner Ironieaufgerollte Gesellschaftspanoramen.« Süddeutsche Zeitung
Ein französischer Diplomat verschwindet 1896 spurlos aus dem Münchner Hotel Vier Jahreszeiten.Vermutlich hat er Informationen zu einer neuen Erfindung besessen, die es ermöglicht, telegrafische Falschmeldungen zu produzieren. In den unruhigen Zeiten, auf die Europa zusteuert, birgt diese Technik eine zerstörerische Macht. Die Ermittlungen führen Gryszinski auf eine verhängnisvolle Reise mit düsterem Ausgang.
Zwanzig Jahre später hält ein grausamer Krieg die Welt im Klammergriff. Gryszinskis Sohn Fritz ist mittlerweile erwachsen und wird als Meldegänger an der Front in Verdun eingesetzt. Unverhofft gerät er an neue Indizien zum Fall des verschwundenen Diplomaten. Fritz begibt sich auf eine geheime Mission durch Europa, in der Hoffnung, zu Ende zu führen, was sein Vater begonnen hat.
»Bei den Gryszinski-Romanen handelt es sich um sprachlich gelungene, mit feiner Ironieaufgerollte Gesellschaftspanoramen.« Süddeutsche Zeitung
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.05.2023Krimi-Zeitreise in die Schwabinger Boheme
Uta Seeburg hat eine historische Romanreihe geschrieben, die in München um 1900 spielt.
Ihr Ermittler Freiherr von Gryszinski kommt aus Preußen. In Bayern nimmt er es nicht nur mit Spitzeln und Spionen auf
VON BARBARA HORDYCH
Zumindest gedanklich dürften einige der 150 Zuhörer und Zuhörerinnen, die zu Uta Seeburgs ausverkaufter Debütlesung von „Der treue Spion“ im Hotel Vier Jahreszeiten erschienen sind, mit der Droschke angereist sein. Wenn auch die 60 Ställe, in denen die Hotelgäste im Jahr 1896 ihre Pferde abstellen konnten, heute nicht mehr existieren. Dafür konnten die Gäste mit der Autorin, einer 42-jährigen promovierten Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, auf Zeitreise gehen mit dem dritten Fall von Wilhelm Freiherr von Gryszinski. Der aus Berlin stammende Jurist und Reserveoffizier ermittelt erneut für die Königlich Bayerische Polizeidirektion im München der Jahrhundertwende.
Warum die Lesung im Rahmen des Krimi-Festivals in der Maximilianstraße stattfand, erschloss sich sogleich nach der ersten Textpassage, in der Gryszinski bei einem Treffen mit einer diskreten Nachforschung betraut wird, vermeintlich „keine große Sache“: Im Hotel Vier Jahreszeiten ist ein französischer Diplomat, Henri Fouqué, verschwunden. Zunächst wird vermutet, dass er sich lediglich der Lokalitäten in München erfreut oder mit den am Stachus flanierenden Damen „neue Freundschaften geschlossen hat“. Doch dann weitet sich die Affäre aus, sie führt ihre Protagonisten gar nach Paris und St. Petersburg.
„Ich wollte bewusst nicht den nächsten depressiven, vereinsamten und alkoholkranken Ermittler kreieren“, erklärt Seeburg bei einem Interview in einem Haidhauser Café später. Stattdessen ist Gryszinski ein dem Leben zugewandter Mann, dessen Fixpunkte seine Ehefrau Sophie, sein kleiner Sohn Fritz, die junge Wissenschaft der Kriminalistik und die Kulinarik sind. „Diese Vorliebe teilen Gryszinski und ich, er wäre ein Mensch, mit dem ich gerne einmal essen gehen würde“, sagt Seeburg.
Ähnlich wie ihr Sonderermittler ist auch sie von Berlin nach München gezogen, wo sie mit ihrem Mann und der kleinen Tochter lebt. Nicht zuletzt erzählt sie in ihrer Gryszinski-Reihe auch eine sympathisch-unkonventionelle Ehegeschichte. Denn die intelligente Sophie entwickelt sich von Buch zu Buch von einer lesenden zu einer schreibenden Ehefrau, die nun im dritten Band kurz vor der Veröffentlichung ihres Kriminalroman-Debüts steht.
Damals natürlich ein für eine Frau außergewöhnlicher Weg, der im zweiten Band „Das wahre Motiv“ zum Abbruch des gesellschaftlichen Verkehrs mit den preußischen Schwiegereltern führt. Denn Sophie beharrt darauf, nicht unter einem Pseudonym, sondern unter ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen. Ihr Mann akzeptiert das – und ist fortan gemeinsam mit ihr in Münchner Künstlerkreisen unterwegs: Sie pflegen Kontakte zur Schwabinger Bohème, empfangen Kandinsky, Wedekind sowie den „Simplicissimus“-Verleger Albert Langen, der auch Sophies Verleger ist, in ihrem Salon. Abende, an denen Gryszinski nur zu gerne seine mit Wachs und Stärke gesteiften Hemden im Schrank belässt, um sich in einen „Teilzeit-Bohemien“ zu verwandeln. Vielmehr als um blutrünstige Kriminalfälle handelt es sich bei den je 400-Seiten-starken Gryszinski-Romanen um sprachlich gelungene, mit feiner Ironie aufgerollte Gesellschaftspanoramen.
In denen führt Gryszynski als fortschrittlich denkender Ermittler mit seinem „Tatortkoffer“ die Methoden der sich gerade entwickelnden Kriminalistik in die Münchner Polizeiarbeit ein. „Während meiner Promotion war ich auch in Cambridge, habe viel in der Bibliothek recherchiert. Dort wurde mein Interesse für die frühe Kriminalistik geweckt, die entstand ja erst im 19. Jahrhundert. Fingerabdrücke und Spurensicherung waren ganz neu, bis dahin hatte man hauptsächlich mit Zeugenaussagen und oft erpressten Geständnissen von Tätern gearbeitet“, sagt Seeburg.
Auch sie selbst ist von Spuren und Indizien fasziniert, beim Schreiben gilt ihr besonderes Augenmerk den Dingen, in denen sich das Alltagsleben manifestiert. „Wie hat man sich damals die Zähne geputzt?“, „Wie lange genau dauerte eine Fahrt von Berlin nach München?“ sind Fragen, für deren Beantwortung sie oft aufwendig recherchiert, sagt Seeburg. Auch wenn solche Details dann später nur in einem Nebensatz einfließen, sind sie für den atmosphärischen Charme ihrer Romane verantwortlich. Und den schätzen ihre Leser, wie sie aus vielen Zuschriften weiß. „Ich erzähle die Historie so, dass man in die Gefühle der damaligen Menschen eintauchen kann, die ja wahnsinnige Umbrüche erlebt haben, mit der schnelleren Eisenbahn, der Erfindung des Telegrafen und des Telefons.“
Woher rührt ihre eigene Faszination für diese Zeit? „Ich komme aus einer Familie von historischen Enthusiasten“, sagt Seeburg und schmunzelt. Ihr Vater ist Journalist, ihre Mutter Psychologin; die habe sich durch unzählige Zeitzeugenberichte von Künstlern und Diplomaten gearbeitet, um ihr wertvolle Hinweise geben zu können. Auch ihr Mann, ein Wirtschaftsjurist, wegen dessen Tätigkeit sie vor zwölf Jahren nach München zog, ist gedanklich dabei. „Die ein oder andere Begebenheit aus der Rechtsgeschichte hat er schon beigesteuert“, sagt Seeburg.
In München war sie zunächst zwei Jahre als Texterin für eine Werbeagentur tätig, dann ging sie als Redakteurin zum Magazin AD. Zu Gryszinski fand sie dann vor gut fünf Jahren, nach der Geburt ihrer Tochter. „Während ich stillte oder meine Tochter schlief, entstanden die Notizen für den ersten Band.“ Später bei den Spaziergängen mit dem Kinderwagen entwickelte sie „Der falsche Preuße“ weiter, der ebenso wie ihre damaligen Wege vor allem durch Haidhausen und Bogenhausen führt. Sie übergab das Buch einem Literaturagenten, gleich mehrere Verlage überboten einander in einer Auktion. Seeburg entschied sich für Harper Collins, „vor allem, weil die mir gleich einen Vertrag für den noch nicht existierenden zweiten Band anboten“.
Aber zurück zum Hotel Vier Jahreszeiten und der Affäre um den verschwundenen französischen Diplomaten. Im ersten Hotel am Platz, das allabendlich von 1000 Glühbirnen beleuchtet wird – während ganz München im Jahr 1896 mit 4000 Glühbirnen auskommt, auch das so ein schön recherchiertes Detail – machen Gryszinski und seine Frau Sophie die Bekanntschaft mit einem dreist-eleganten russischen Betrüger-Paar, das angeblich mit den Romanows verwandt ist. Fast entsteht so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden Paaren, auch wenn die Gryszynskis um die Absichten der Hochstapler wissen, die sich das wachsende Misstrauen zwischen Deutschland, Frankreich und Russland für ihren eigenen Vorteil zunutze machen.
„Tatsächlich war ich bei meinen Recherchen sehr erstaunt festzustellen, wie viele Menschen seinerzeit als Agenten und Spitzel tätig waren“, sagt Seeburg. In „Der treue Spion“ ist es dann erst eine zweite Erzählebene im Roman, die zwanzig Jahre später spielt und den Sohn der Gryszinskis zum Protagonisten hat, die Klärung in diesen „Cold Case“ bringt. Wofür Fritz als Meldegänger ganz wortwörtlich zwischen die Fronten gerät, in Verdun 1916. Und urplötzlich ist man auf erschreckende Weise im Heute.
Ähnlich wie ihr Sonderermittler Gryszinski zog auch die promovierte Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Uta Seeburg, 42, vor zwölf Jahren von Berlin nach München. Foto: Inka Baron
Das Hotel Vier Jahreszeiten an der Maximilianstraße um das Jahr 1900. Im Kriminalroman „Der treue Spion“ wird es zu einem wichtigen Schauplatz: Hier verschwindet ein französischer Diplomat und ein angeblich mit den Romanows verwandtes Hochstapler-Paar hat seinen großen Auftritt.
Foto: imago stock & people/Arkivi
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Uta Seeburg hat eine historische Romanreihe geschrieben, die in München um 1900 spielt.
Ihr Ermittler Freiherr von Gryszinski kommt aus Preußen. In Bayern nimmt er es nicht nur mit Spitzeln und Spionen auf
VON BARBARA HORDYCH
Zumindest gedanklich dürften einige der 150 Zuhörer und Zuhörerinnen, die zu Uta Seeburgs ausverkaufter Debütlesung von „Der treue Spion“ im Hotel Vier Jahreszeiten erschienen sind, mit der Droschke angereist sein. Wenn auch die 60 Ställe, in denen die Hotelgäste im Jahr 1896 ihre Pferde abstellen konnten, heute nicht mehr existieren. Dafür konnten die Gäste mit der Autorin, einer 42-jährigen promovierten Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, auf Zeitreise gehen mit dem dritten Fall von Wilhelm Freiherr von Gryszinski. Der aus Berlin stammende Jurist und Reserveoffizier ermittelt erneut für die Königlich Bayerische Polizeidirektion im München der Jahrhundertwende.
Warum die Lesung im Rahmen des Krimi-Festivals in der Maximilianstraße stattfand, erschloss sich sogleich nach der ersten Textpassage, in der Gryszinski bei einem Treffen mit einer diskreten Nachforschung betraut wird, vermeintlich „keine große Sache“: Im Hotel Vier Jahreszeiten ist ein französischer Diplomat, Henri Fouqué, verschwunden. Zunächst wird vermutet, dass er sich lediglich der Lokalitäten in München erfreut oder mit den am Stachus flanierenden Damen „neue Freundschaften geschlossen hat“. Doch dann weitet sich die Affäre aus, sie führt ihre Protagonisten gar nach Paris und St. Petersburg.
„Ich wollte bewusst nicht den nächsten depressiven, vereinsamten und alkoholkranken Ermittler kreieren“, erklärt Seeburg bei einem Interview in einem Haidhauser Café später. Stattdessen ist Gryszinski ein dem Leben zugewandter Mann, dessen Fixpunkte seine Ehefrau Sophie, sein kleiner Sohn Fritz, die junge Wissenschaft der Kriminalistik und die Kulinarik sind. „Diese Vorliebe teilen Gryszinski und ich, er wäre ein Mensch, mit dem ich gerne einmal essen gehen würde“, sagt Seeburg.
Ähnlich wie ihr Sonderermittler ist auch sie von Berlin nach München gezogen, wo sie mit ihrem Mann und der kleinen Tochter lebt. Nicht zuletzt erzählt sie in ihrer Gryszinski-Reihe auch eine sympathisch-unkonventionelle Ehegeschichte. Denn die intelligente Sophie entwickelt sich von Buch zu Buch von einer lesenden zu einer schreibenden Ehefrau, die nun im dritten Band kurz vor der Veröffentlichung ihres Kriminalroman-Debüts steht.
Damals natürlich ein für eine Frau außergewöhnlicher Weg, der im zweiten Band „Das wahre Motiv“ zum Abbruch des gesellschaftlichen Verkehrs mit den preußischen Schwiegereltern führt. Denn Sophie beharrt darauf, nicht unter einem Pseudonym, sondern unter ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen. Ihr Mann akzeptiert das – und ist fortan gemeinsam mit ihr in Münchner Künstlerkreisen unterwegs: Sie pflegen Kontakte zur Schwabinger Bohème, empfangen Kandinsky, Wedekind sowie den „Simplicissimus“-Verleger Albert Langen, der auch Sophies Verleger ist, in ihrem Salon. Abende, an denen Gryszinski nur zu gerne seine mit Wachs und Stärke gesteiften Hemden im Schrank belässt, um sich in einen „Teilzeit-Bohemien“ zu verwandeln. Vielmehr als um blutrünstige Kriminalfälle handelt es sich bei den je 400-Seiten-starken Gryszinski-Romanen um sprachlich gelungene, mit feiner Ironie aufgerollte Gesellschaftspanoramen.
In denen führt Gryszynski als fortschrittlich denkender Ermittler mit seinem „Tatortkoffer“ die Methoden der sich gerade entwickelnden Kriminalistik in die Münchner Polizeiarbeit ein. „Während meiner Promotion war ich auch in Cambridge, habe viel in der Bibliothek recherchiert. Dort wurde mein Interesse für die frühe Kriminalistik geweckt, die entstand ja erst im 19. Jahrhundert. Fingerabdrücke und Spurensicherung waren ganz neu, bis dahin hatte man hauptsächlich mit Zeugenaussagen und oft erpressten Geständnissen von Tätern gearbeitet“, sagt Seeburg.
Auch sie selbst ist von Spuren und Indizien fasziniert, beim Schreiben gilt ihr besonderes Augenmerk den Dingen, in denen sich das Alltagsleben manifestiert. „Wie hat man sich damals die Zähne geputzt?“, „Wie lange genau dauerte eine Fahrt von Berlin nach München?“ sind Fragen, für deren Beantwortung sie oft aufwendig recherchiert, sagt Seeburg. Auch wenn solche Details dann später nur in einem Nebensatz einfließen, sind sie für den atmosphärischen Charme ihrer Romane verantwortlich. Und den schätzen ihre Leser, wie sie aus vielen Zuschriften weiß. „Ich erzähle die Historie so, dass man in die Gefühle der damaligen Menschen eintauchen kann, die ja wahnsinnige Umbrüche erlebt haben, mit der schnelleren Eisenbahn, der Erfindung des Telegrafen und des Telefons.“
Woher rührt ihre eigene Faszination für diese Zeit? „Ich komme aus einer Familie von historischen Enthusiasten“, sagt Seeburg und schmunzelt. Ihr Vater ist Journalist, ihre Mutter Psychologin; die habe sich durch unzählige Zeitzeugenberichte von Künstlern und Diplomaten gearbeitet, um ihr wertvolle Hinweise geben zu können. Auch ihr Mann, ein Wirtschaftsjurist, wegen dessen Tätigkeit sie vor zwölf Jahren nach München zog, ist gedanklich dabei. „Die ein oder andere Begebenheit aus der Rechtsgeschichte hat er schon beigesteuert“, sagt Seeburg.
In München war sie zunächst zwei Jahre als Texterin für eine Werbeagentur tätig, dann ging sie als Redakteurin zum Magazin AD. Zu Gryszinski fand sie dann vor gut fünf Jahren, nach der Geburt ihrer Tochter. „Während ich stillte oder meine Tochter schlief, entstanden die Notizen für den ersten Band.“ Später bei den Spaziergängen mit dem Kinderwagen entwickelte sie „Der falsche Preuße“ weiter, der ebenso wie ihre damaligen Wege vor allem durch Haidhausen und Bogenhausen führt. Sie übergab das Buch einem Literaturagenten, gleich mehrere Verlage überboten einander in einer Auktion. Seeburg entschied sich für Harper Collins, „vor allem, weil die mir gleich einen Vertrag für den noch nicht existierenden zweiten Band anboten“.
Aber zurück zum Hotel Vier Jahreszeiten und der Affäre um den verschwundenen französischen Diplomaten. Im ersten Hotel am Platz, das allabendlich von 1000 Glühbirnen beleuchtet wird – während ganz München im Jahr 1896 mit 4000 Glühbirnen auskommt, auch das so ein schön recherchiertes Detail – machen Gryszinski und seine Frau Sophie die Bekanntschaft mit einem dreist-eleganten russischen Betrüger-Paar, das angeblich mit den Romanows verwandt ist. Fast entsteht so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden Paaren, auch wenn die Gryszynskis um die Absichten der Hochstapler wissen, die sich das wachsende Misstrauen zwischen Deutschland, Frankreich und Russland für ihren eigenen Vorteil zunutze machen.
„Tatsächlich war ich bei meinen Recherchen sehr erstaunt festzustellen, wie viele Menschen seinerzeit als Agenten und Spitzel tätig waren“, sagt Seeburg. In „Der treue Spion“ ist es dann erst eine zweite Erzählebene im Roman, die zwanzig Jahre später spielt und den Sohn der Gryszinskis zum Protagonisten hat, die Klärung in diesen „Cold Case“ bringt. Wofür Fritz als Meldegänger ganz wortwörtlich zwischen die Fronten gerät, in Verdun 1916. Und urplötzlich ist man auf erschreckende Weise im Heute.
Ähnlich wie ihr Sonderermittler Gryszinski zog auch die promovierte Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Uta Seeburg, 42, vor zwölf Jahren von Berlin nach München. Foto: Inka Baron
Das Hotel Vier Jahreszeiten an der Maximilianstraße um das Jahr 1900. Im Kriminalroman „Der treue Spion“ wird es zu einem wichtigen Schauplatz: Hier verschwindet ein französischer Diplomat und ein angeblich mit den Romanows verwandtes Hochstapler-Paar hat seinen großen Auftritt.
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»Bis zum völlig unerwarteten dramatischen Finale ein höchst unterhaltsamer Kriminalroman.« Gerhild Wissmann Die Rheinpfalz 20230504
Krimi-Zeitreise in die Schwabinger Boheme
Uta Seeburg hat eine historische Romanreihe geschrieben, die in München um 1900 spielt.
Ihr Ermittler Freiherr von Gryszinski kommt aus Preußen. In Bayern nimmt er es nicht nur mit Spitzeln und Spionen auf
VON BARBARA HORDYCH
Zumindest gedanklich dürften einige der 150 Zuhörer und Zuhörerinnen, die zu Uta Seeburgs ausverkaufter Debütlesung von „Der treue Spion“ im Hotel Vier Jahreszeiten erschienen sind, mit der Droschke angereist sein. Wenn auch die 60 Ställe, in denen die Hotelgäste im Jahr 1896 ihre Pferde abstellen konnten, heute nicht mehr existieren. Dafür konnten die Gäste mit der Autorin, einer 42-jährigen promovierten Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, auf Zeitreise gehen mit dem dritten Fall von Wilhelm Freiherr von Gryszinski. Der aus Berlin stammende Jurist und Reserveoffizier ermittelt erneut für die Königlich Bayerische Polizeidirektion im München der Jahrhundertwende.
Warum die Lesung im Rahmen des Krimi-Festivals in der Maximilianstraße stattfand, erschloss sich sogleich nach der ersten Textpassage, in der Gryszinski bei einem Treffen mit einer diskreten Nachforschung betraut wird, vermeintlich „keine große Sache“: Im Hotel Vier Jahreszeiten ist ein französischer Diplomat, Henri Fouqué, verschwunden. Zunächst wird vermutet, dass er sich lediglich der Lokalitäten in München erfreut oder mit den am Stachus flanierenden Damen „neue Freundschaften geschlossen hat“. Doch dann weitet sich die Affäre aus, sie führt ihre Protagonisten gar nach Paris und St. Petersburg.
„Ich wollte bewusst nicht den nächsten depressiven, vereinsamten und alkoholkranken Ermittler kreieren“, erklärt Seeburg bei einem Interview in einem Haidhauser Café später. Stattdessen ist Gryszinski ein dem Leben zugewandter Mann, dessen Fixpunkte seine Ehefrau Sophie, sein kleiner Sohn Fritz, die junge Wissenschaft der Kriminalistik und die Kulinarik sind. „Diese Vorliebe teilen Gryszinski und ich, er wäre ein Mensch, mit dem ich gerne einmal essen gehen würde“, sagt Seeburg.
Ähnlich wie ihr Sonderermittler ist auch sie von Berlin nach München gezogen, wo sie mit ihrem Mann und der kleinen Tochter lebt. Nicht zuletzt erzählt sie in ihrer Gryszinski-Reihe auch eine sympathisch-unkonventionelle Ehegeschichte. Denn die intelligente Sophie entwickelt sich von Buch zu Buch von einer lesenden zu einer schreibenden Ehefrau, die nun im dritten Band kurz vor der Veröffentlichung ihres Kriminalroman-Debüts steht.
Damals natürlich ein für eine Frau außergewöhnlicher Weg, der im zweiten Band „Das wahre Motiv“ zum Abbruch des gesellschaftlichen Verkehrs mit den preußischen Schwiegereltern führt. Denn Sophie beharrt darauf, nicht unter einem Pseudonym, sondern unter ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen. Ihr Mann akzeptiert das – und ist fortan gemeinsam mit ihr in Münchner Künstlerkreisen unterwegs: Sie pflegen Kontakte zur Schwabinger Bohème, empfangen Kandinsky, Wedekind sowie den „Simplicissimus“-Verleger Albert Langen, der auch Sophies Verleger ist, in ihrem Salon. Abende, an denen Gryszinski nur zu gerne seine mit Wachs und Stärke gesteiften Hemden im Schrank belässt, um sich in einen „Teilzeit-Bohemien“ zu verwandeln. Vielmehr als um blutrünstige Kriminalfälle handelt es sich bei den je 400-Seiten-starken Gryszinski-Romanen um sprachlich gelungene, mit feiner Ironie aufgerollte Gesellschaftspanoramen.
In denen führt Gryszynski als fortschrittlich denkender Ermittler mit seinem „Tatortkoffer“ die Methoden der sich gerade entwickelnden Kriminalistik in die Münchner Polizeiarbeit ein. „Während meiner Promotion war ich auch in Cambridge, habe viel in der Bibliothek recherchiert. Dort wurde mein Interesse für die frühe Kriminalistik geweckt, die entstand ja erst im 19. Jahrhundert. Fingerabdrücke und Spurensicherung waren ganz neu, bis dahin hatte man hauptsächlich mit Zeugenaussagen und oft erpressten Geständnissen von Tätern gearbeitet“, sagt Seeburg.
Auch sie selbst ist von Spuren und Indizien fasziniert, beim Schreiben gilt ihr besonderes Augenmerk den Dingen, in denen sich das Alltagsleben manifestiert. „Wie hat man sich damals die Zähne geputzt?“, „Wie lange genau dauerte eine Fahrt von Berlin nach München?“ sind Fragen, für deren Beantwortung sie oft aufwendig recherchiert, sagt Seeburg. Auch wenn solche Details dann später nur in einem Nebensatz einfließen, sind sie für den atmosphärischen Charme ihrer Romane verantwortlich. Und den schätzen ihre Leser, wie sie aus vielen Zuschriften weiß. „Ich erzähle die Historie so, dass man in die Gefühle der damaligen Menschen eintauchen kann, die ja wahnsinnige Umbrüche erlebt haben, mit der schnelleren Eisenbahn, der Erfindung des Telegrafen und des Telefons.“
Woher rührt ihre eigene Faszination für diese Zeit? „Ich komme aus einer Familie von historischen Enthusiasten“, sagt Seeburg und schmunzelt. Ihr Vater ist Journalist, ihre Mutter Psychologin; die habe sich durch unzählige Zeitzeugenberichte von Künstlern und Diplomaten gearbeitet, um ihr wertvolle Hinweise geben zu können. Auch ihr Mann, ein Wirtschaftsjurist, wegen dessen Tätigkeit sie vor zwölf Jahren nach München zog, ist gedanklich dabei. „Die ein oder andere Begebenheit aus der Rechtsgeschichte hat er schon beigesteuert“, sagt Seeburg.
In München war sie zunächst zwei Jahre als Texterin für eine Werbeagentur tätig, dann ging sie als Redakteurin zum Magazin AD. Zu Gryszinski fand sie dann vor gut fünf Jahren, nach der Geburt ihrer Tochter. „Während ich stillte oder meine Tochter schlief, entstanden die Notizen für den ersten Band.“ Später bei den Spaziergängen mit dem Kinderwagen entwickelte sie „Der falsche Preuße“ weiter, der ebenso wie ihre damaligen Wege vor allem durch Haidhausen und Bogenhausen führt. Sie übergab das Buch einem Literaturagenten, gleich mehrere Verlage überboten einander in einer Auktion. Seeburg entschied sich für Harper Collins, „vor allem, weil die mir gleich einen Vertrag für den noch nicht existierenden zweiten Band anboten“.
Aber zurück zum Hotel Vier Jahreszeiten und der Affäre um den verschwundenen französischen Diplomaten. Im ersten Hotel am Platz, das allabendlich von 1000 Glühbirnen beleuchtet wird – während ganz München im Jahr 1896 mit 4000 Glühbirnen auskommt, auch das so ein schön recherchiertes Detail – machen Gryszinski und seine Frau Sophie die Bekanntschaft mit einem dreist-eleganten russischen Betrüger-Paar, das angeblich mit den Romanows verwandt ist. Fast entsteht so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden Paaren, auch wenn die Gryszynskis um die Absichten der Hochstapler wissen, die sich das wachsende Misstrauen zwischen Deutschland, Frankreich und Russland für ihren eigenen Vorteil zunutze machen.
„Tatsächlich war ich bei meinen Recherchen sehr erstaunt festzustellen, wie viele Menschen seinerzeit als Agenten und Spitzel tätig waren“, sagt Seeburg. In „Der treue Spion“ ist es dann erst eine zweite Erzählebene im Roman, die zwanzig Jahre später spielt und den Sohn der Gryszinskis zum Protagonisten hat, die Klärung in diesen „Cold Case“ bringt. Wofür Fritz als Meldegänger ganz wortwörtlich zwischen die Fronten gerät, in Verdun 1916. Und urplötzlich ist man auf erschreckende Weise im Heute.
Ähnlich wie ihr Sonderermittler Gryszinski zog auch die promovierte Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Uta Seeburg, 42, vor zwölf Jahren von Berlin nach München. Foto: Inka Baron
Das Hotel Vier Jahreszeiten an der Maximilianstraße um das Jahr 1900. Im Kriminalroman „Der treue Spion“ wird es zu einem wichtigen Schauplatz: Hier verschwindet ein französischer Diplomat und ein angeblich mit den Romanows verwandtes Hochstapler-Paar hat seinen großen Auftritt.
Foto: imago stock & people/Arkivi
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Uta Seeburg hat eine historische Romanreihe geschrieben, die in München um 1900 spielt.
Ihr Ermittler Freiherr von Gryszinski kommt aus Preußen. In Bayern nimmt er es nicht nur mit Spitzeln und Spionen auf
VON BARBARA HORDYCH
Zumindest gedanklich dürften einige der 150 Zuhörer und Zuhörerinnen, die zu Uta Seeburgs ausverkaufter Debütlesung von „Der treue Spion“ im Hotel Vier Jahreszeiten erschienen sind, mit der Droschke angereist sein. Wenn auch die 60 Ställe, in denen die Hotelgäste im Jahr 1896 ihre Pferde abstellen konnten, heute nicht mehr existieren. Dafür konnten die Gäste mit der Autorin, einer 42-jährigen promovierten Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, auf Zeitreise gehen mit dem dritten Fall von Wilhelm Freiherr von Gryszinski. Der aus Berlin stammende Jurist und Reserveoffizier ermittelt erneut für die Königlich Bayerische Polizeidirektion im München der Jahrhundertwende.
Warum die Lesung im Rahmen des Krimi-Festivals in der Maximilianstraße stattfand, erschloss sich sogleich nach der ersten Textpassage, in der Gryszinski bei einem Treffen mit einer diskreten Nachforschung betraut wird, vermeintlich „keine große Sache“: Im Hotel Vier Jahreszeiten ist ein französischer Diplomat, Henri Fouqué, verschwunden. Zunächst wird vermutet, dass er sich lediglich der Lokalitäten in München erfreut oder mit den am Stachus flanierenden Damen „neue Freundschaften geschlossen hat“. Doch dann weitet sich die Affäre aus, sie führt ihre Protagonisten gar nach Paris und St. Petersburg.
„Ich wollte bewusst nicht den nächsten depressiven, vereinsamten und alkoholkranken Ermittler kreieren“, erklärt Seeburg bei einem Interview in einem Haidhauser Café später. Stattdessen ist Gryszinski ein dem Leben zugewandter Mann, dessen Fixpunkte seine Ehefrau Sophie, sein kleiner Sohn Fritz, die junge Wissenschaft der Kriminalistik und die Kulinarik sind. „Diese Vorliebe teilen Gryszinski und ich, er wäre ein Mensch, mit dem ich gerne einmal essen gehen würde“, sagt Seeburg.
Ähnlich wie ihr Sonderermittler ist auch sie von Berlin nach München gezogen, wo sie mit ihrem Mann und der kleinen Tochter lebt. Nicht zuletzt erzählt sie in ihrer Gryszinski-Reihe auch eine sympathisch-unkonventionelle Ehegeschichte. Denn die intelligente Sophie entwickelt sich von Buch zu Buch von einer lesenden zu einer schreibenden Ehefrau, die nun im dritten Band kurz vor der Veröffentlichung ihres Kriminalroman-Debüts steht.
Damals natürlich ein für eine Frau außergewöhnlicher Weg, der im zweiten Band „Das wahre Motiv“ zum Abbruch des gesellschaftlichen Verkehrs mit den preußischen Schwiegereltern führt. Denn Sophie beharrt darauf, nicht unter einem Pseudonym, sondern unter ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen. Ihr Mann akzeptiert das – und ist fortan gemeinsam mit ihr in Münchner Künstlerkreisen unterwegs: Sie pflegen Kontakte zur Schwabinger Bohème, empfangen Kandinsky, Wedekind sowie den „Simplicissimus“-Verleger Albert Langen, der auch Sophies Verleger ist, in ihrem Salon. Abende, an denen Gryszinski nur zu gerne seine mit Wachs und Stärke gesteiften Hemden im Schrank belässt, um sich in einen „Teilzeit-Bohemien“ zu verwandeln. Vielmehr als um blutrünstige Kriminalfälle handelt es sich bei den je 400-Seiten-starken Gryszinski-Romanen um sprachlich gelungene, mit feiner Ironie aufgerollte Gesellschaftspanoramen.
In denen führt Gryszynski als fortschrittlich denkender Ermittler mit seinem „Tatortkoffer“ die Methoden der sich gerade entwickelnden Kriminalistik in die Münchner Polizeiarbeit ein. „Während meiner Promotion war ich auch in Cambridge, habe viel in der Bibliothek recherchiert. Dort wurde mein Interesse für die frühe Kriminalistik geweckt, die entstand ja erst im 19. Jahrhundert. Fingerabdrücke und Spurensicherung waren ganz neu, bis dahin hatte man hauptsächlich mit Zeugenaussagen und oft erpressten Geständnissen von Tätern gearbeitet“, sagt Seeburg.
Auch sie selbst ist von Spuren und Indizien fasziniert, beim Schreiben gilt ihr besonderes Augenmerk den Dingen, in denen sich das Alltagsleben manifestiert. „Wie hat man sich damals die Zähne geputzt?“, „Wie lange genau dauerte eine Fahrt von Berlin nach München?“ sind Fragen, für deren Beantwortung sie oft aufwendig recherchiert, sagt Seeburg. Auch wenn solche Details dann später nur in einem Nebensatz einfließen, sind sie für den atmosphärischen Charme ihrer Romane verantwortlich. Und den schätzen ihre Leser, wie sie aus vielen Zuschriften weiß. „Ich erzähle die Historie so, dass man in die Gefühle der damaligen Menschen eintauchen kann, die ja wahnsinnige Umbrüche erlebt haben, mit der schnelleren Eisenbahn, der Erfindung des Telegrafen und des Telefons.“
Woher rührt ihre eigene Faszination für diese Zeit? „Ich komme aus einer Familie von historischen Enthusiasten“, sagt Seeburg und schmunzelt. Ihr Vater ist Journalist, ihre Mutter Psychologin; die habe sich durch unzählige Zeitzeugenberichte von Künstlern und Diplomaten gearbeitet, um ihr wertvolle Hinweise geben zu können. Auch ihr Mann, ein Wirtschaftsjurist, wegen dessen Tätigkeit sie vor zwölf Jahren nach München zog, ist gedanklich dabei. „Die ein oder andere Begebenheit aus der Rechtsgeschichte hat er schon beigesteuert“, sagt Seeburg.
In München war sie zunächst zwei Jahre als Texterin für eine Werbeagentur tätig, dann ging sie als Redakteurin zum Magazin AD. Zu Gryszinski fand sie dann vor gut fünf Jahren, nach der Geburt ihrer Tochter. „Während ich stillte oder meine Tochter schlief, entstanden die Notizen für den ersten Band.“ Später bei den Spaziergängen mit dem Kinderwagen entwickelte sie „Der falsche Preuße“ weiter, der ebenso wie ihre damaligen Wege vor allem durch Haidhausen und Bogenhausen führt. Sie übergab das Buch einem Literaturagenten, gleich mehrere Verlage überboten einander in einer Auktion. Seeburg entschied sich für Harper Collins, „vor allem, weil die mir gleich einen Vertrag für den noch nicht existierenden zweiten Band anboten“.
Aber zurück zum Hotel Vier Jahreszeiten und der Affäre um den verschwundenen französischen Diplomaten. Im ersten Hotel am Platz, das allabendlich von 1000 Glühbirnen beleuchtet wird – während ganz München im Jahr 1896 mit 4000 Glühbirnen auskommt, auch das so ein schön recherchiertes Detail – machen Gryszinski und seine Frau Sophie die Bekanntschaft mit einem dreist-eleganten russischen Betrüger-Paar, das angeblich mit den Romanows verwandt ist. Fast entsteht so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden Paaren, auch wenn die Gryszynskis um die Absichten der Hochstapler wissen, die sich das wachsende Misstrauen zwischen Deutschland, Frankreich und Russland für ihren eigenen Vorteil zunutze machen.
„Tatsächlich war ich bei meinen Recherchen sehr erstaunt festzustellen, wie viele Menschen seinerzeit als Agenten und Spitzel tätig waren“, sagt Seeburg. In „Der treue Spion“ ist es dann erst eine zweite Erzählebene im Roman, die zwanzig Jahre später spielt und den Sohn der Gryszinskis zum Protagonisten hat, die Klärung in diesen „Cold Case“ bringt. Wofür Fritz als Meldegänger ganz wortwörtlich zwischen die Fronten gerät, in Verdun 1916. Und urplötzlich ist man auf erschreckende Weise im Heute.
Ähnlich wie ihr Sonderermittler Gryszinski zog auch die promovierte Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Uta Seeburg, 42, vor zwölf Jahren von Berlin nach München. Foto: Inka Baron
Das Hotel Vier Jahreszeiten an der Maximilianstraße um das Jahr 1900. Im Kriminalroman „Der treue Spion“ wird es zu einem wichtigen Schauplatz: Hier verschwindet ein französischer Diplomat und ein angeblich mit den Romanows verwandtes Hochstapler-Paar hat seinen großen Auftritt.
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