Die Komfortzone zu verlassen war das vorrangige Ansinnen der in Berlin ansässigen Japanerin Nozomi Horibe, als sie ihre Reise plante. Also kein Paar-Urlaub unter Palmen, kein Entdecken exotischer Kulturen, nein, eine Fahrradtour sollte es werden, alleine und einmal im großen Bogen um den Berliner Speckgürtel herum.Was ihr dann auf diesem vierwöchigen Trip auf 1120,5 km zurückgelegter Strecke widerfuhr, hat sie, wie ja erhofft, sozial gefordert, aber auch oft überrascht und mit exotischen Erfahrungen und manchen magischen Momenten belohnt. Nozomi Horibe schildert diese in ihrem ehrlichen und schmucken Comicdebut mit sichtbarer Empathie für Land und Leute. Mit feiner Farbgebung und lockerem wohlgesetzten Strich zeichnet sie ihre Reise nach und nimmt die Leser mit. So lässt sich unterhaltsam miterleben, wie sie sich ihren inneren (Bequemlichkeits-)Dämonen stellt und erfahren, dass Exotik und Fremdheit nicht an Entfernung geknüpft sind. Dabei komponiert sie wunderbar verdichtete Panelfolgen über interessante Begegnungen und breitet mit der selben Achtsamkeit die weite Brandenburger Landschaft sowie die monotone Fassede eines alten Plattenbaus über die Doppelseiten aus.Am Ende kehrt die Autorin nicht unbedingt als ein selbstbewussterer Mensch, aber mit neuen Erfahrungen zurück. Durch ihre Tour wurde das unspektakuläre - für sie exotische - Brandenburg zu einem Teil ihrer Identität und ihres Heimatgefühls. Man muss nicht weit weg reisen, um seinen Horizont zu erweitern. Vielleicht fühlt sich auch der ein oder andere Leser zu einer lokalen Tour inspiriert und ermutigt?