Nils Goede nutzt den Multiple-Streams-Ansatz, um die abweichenden Entscheidungen des Sicherheitsrats in den Krisen in Somalia und Ruanda zum Beginn der 1990er Jahre zu untersuchen. Das selektive Entscheidungsverhalten des Sicherheitsrats angesichts komplexer humanitärer Krisen wurde in der Forschung bisher nur bedingt thematisiert. Der Autor bezieht sowohl Prozesse der sozialen Konstruktion intersubjektiv geteilter Wirklichkeit als auch die instrumentelle Rationalität einzelner und korporativer Akteure systematisch ein. Er verdeutlicht, dass Mehrdeutigkeit die Entscheidungsprozesse im Sicherheitsrat prägt und zeigt auf, dass Entscheidungen nicht linear-kausal mit bestimmten Problemen verbunden sein müssen, sondern das kontingente Ergebnis des Zusammenspiels unterschiedlicher Faktoren sind.
"... Das Buch ist sowohl für Personen interessant, die etwas über die Entscheidungsprozesse zu Somalia und Ruanda im UN-Sicherheitsrat erfahren möchten, als auch für diejenigen, die neue politikwissenschaftliche Modelle kennenlernen möchten ..." (Tanja Brühl, in: Vereinte Nationen, Heft 5, Oktober 2016)