Acht Jahre nach dem Sturz der Taliban ist von Sicherheit und Frieden inAfghanistan weniger denn je zu spüren. 2001 entsandte die Welt Soldaten, umdas Land wieder zu stabilisieren.Für Deutschland ist der Militäreinsatz am Hindukusch die derzeit größteOperation außerhalb der eigenen Grenzen. Berlin betont stets seineBereitschaft zum Neuaufbau des Landes, verfängt sich aber zusehends ineinem gewaltigen Selbstbetrug. Denn noch immer erwecken Bundesregierung,Volksvertreter und Generäle den Eindruck, die Bundeswehr sei alsAufbauhelfer nach Zentralasien entsandt worden. Tatsächlich führt sie aberKrieg: gegen die Taliban, gegen islamistischen Terror und gegen den Zerfalleiner ganzen Region.Diese 'heuchlerische Interpretation' des Mandats der Vereinten Nationen, wieStefan Kornelius den Bundeswehreinsatz bezeichnet, 'steht einer realistischenWahrnehmung Afghanistans im Weg und gefährdet gar die Soldaten'. VonAnfang an krankte der deutsche Einsatz daran, dass er nicht ernst genommenwurde. Überdies könnte die Bundeswehr wirksamer agieren: Die restriktivenEinsatzregeln lassen eine effektive Wiederaufbauhilfe gar nicht zu.Stefan Kornelius ist seit 2000 Leiter des außenpolitischen Ressorts der'Süddeutschen Zeitung'. Er studierte in Bonn und London Politik, Geschichteund Staatsrecht und besuchte die Henri-Nannen-Journalistenschule inHamburg. Seit 1987 ist er Mitarbeiter der SZ und war u.a. derenKorrespondent in Bonn, Washington und Berlin.
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