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Der UNICEF-Bericht setzt einen neuen Standard in der politischen Debatte. Er will dazu beitragen, daß sich die Situation der Kinder in Deutschland möglichst rasch verbessert. Deutschland ist nur Mittelmaß, wenn es darum geht, verläßliche Lebenswelten für die junge Generation zu schaffen. Alarmierend sind aber nicht nur die Zahlen zum Risikoverhalten von Jugendlichen, auch bei der Zuwendung der Eltern sieht die deutsche Bilanz erschreckend aus. Der UNICEF-Bericht zeigt schonungslos auf, woran es hapert: Kinder rangieren in Deutschland auf der Liste der Prioritäten weit unten. Strukturelle…mehr

Produktbeschreibung
Der UNICEF-Bericht setzt einen neuen Standard in der politischen Debatte. Er will dazu beitragen, daß sich die Situation der Kinder in Deutschland möglichst rasch verbessert.
Deutschland ist nur Mittelmaß, wenn es darum geht, verläßliche Lebenswelten für die junge Generation zu schaffen. Alarmierend sind aber nicht nur die Zahlen zum Risikoverhalten von Jugendlichen, auch bei der Zuwendung der Eltern sieht die deutsche Bilanz erschreckend aus. Der UNICEF-Bericht zeigt schonungslos auf, woran es hapert: Kinder rangieren in Deutschland auf der Liste der Prioritäten weit unten. Strukturelle Investitionen in das Wohl der Kinder stehen trotz der Debatte um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Gesellschaft hinter anderen Zielen zurück. Anders als die Shell-Studie basiert der UNICEF-Bericht auf den Daten zu 40 verschiedenen Indikatoren aus internationalen Studien wie PISA oder HBSC (Health Behaviour in Schoolage Children) und auf detaillierten Untersuchungen des bekannten Familiensoziologen Hans Bertram auf Länderebene.
Autorenporträt
Prof. Dr. Hans Bertram ist seit 1992 Professor für Mikrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem: Familienforschung, Sozialer Wandel und kindliches Wohlbefinden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2008

In der Schule ist es schön . . .
Zur Lage der Kinder in Deutschland und anderswo

Das Deutsche Komitee des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef), das zuletzt mit einem internen Streit über Provisionzahlungen für professionelle Spendenwerber Schlagzeilen machte, hat sich mit dem Buch zur "Lage der Kinder in Deutschland" in der inhaltlichen Debatte zurückgemeldet. Es ist die Weiterentwicklung einer Studie, mit der das Unicef-Forschungszentrum Innocenti in Florenz 2007 Neuland betrat. Erstmals untersuchte es nicht die Lage von Kindern in Entwicklungsländern, sondern das Wohlbefinden des Nachwuchses in Industriestaaten. Es gab dabei keinen klaren Zusammenhang zwischen der Wirtschaftskraft eines Landes, also dem Bruttosozialprodukt pro Kopf, und der Lage der Kinder. Andersherum ausgedrückt: Kindern in reicheren Ländern geht es nicht zwangsläufig besser als in etwas ärmeren.

In sechs Dimensionen teilt die Studie das kindliche Wohlbefinden auf: die materielle Lage, Gesundheit, Bildung und Betreuung, die Chancen von Einwandererkindern, Beziehungen zu Eltern und Freunden und die subjektive Einschätzung ihrer Lage. Koordinator des deutschen Berichts ist der Familiensoziologe Hans Bertram, der auch Familienministerin von der Leyen (CDU) berät. Die Essenz des Bandes ist ernüchternd: In keiner der sechs Dimensionen liegt Deutschland in den oberen Rängen, sondern im internationalen Vergleich durchschnittlich auf Platz elf von 21.

Selten so deutlich ausgesprochen wurde die Erkenntnis, dass die materielle Lage von Kindern zu einem großen Teil von der Familienkonstellation abhängt: 35 bis 40 Prozent der Kinder von Alleinerziehenden wachsen demnach in relativer Armut auf. In intakten Familien sind dies nur fünf Prozent. Und: Der beste Schutz vor Kinderarmut ist die durchgehende Vollzeiterwerbstätigkeit zumindest eines Elternteils. Die Studie mahnt auch, der Gesundheitsförderung von Kindern mehr Bedeutung zuzumessen - und Ausgaben hierfür nicht als Belastungen für die Versichertengemeinschaft, sondern als Zukunftsinvestitionen anzusehen. Ein heute geborenes Kind werde mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent 100 Jahre alt. Doch nur gesunde Kinder könnten diese steigende Lebenserwartung auch als Gewinn betrachten. Während akute körperliche Erkrankungen zurückgingen, nehme die Zahl chronischer Erkrankungen wie Asthma und Neurodermitis sowie psychischer Störungen zu. Besorgnis muss erregen, dass in keinem anderen Industrieland so viele Elf- bis Siebzehnjährige (20,5 Prozent) rauchen wie in Deutschland.

Bereits heute besteht ein Viertel der Bevölkerung unter 25 Jahren aus Einwandererkindern; in manchen Großstädten liegt der Anteil der unter Fünfjährigen bei mehr als 60 Prozent. Zu viele (17 Prozent) von ihnen verließen bisher die Schule ohne Hauptschulabschluss. Der Bericht spricht von einer "systematischen Benachteiligung" von Einwandererkindern im Bildungssystem. Es müsse nach besonderen Risiken im Ausbildungsverlauf geforscht werden, fordern die Autoren.

Dass Deutschland beim subjektiven Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen mit Platz neun von 21 den besten Rang unter allen Dimensionen erreicht, mag daran liegen, dass die Beziehungen zu Gleichaltrigen überwiegend als gut erlebt werden. Nicht weniger als jedes dritte Kind gibt an, die Schule "sehr zu mögen".

UTA RASCHE

Hans Bertram (Herausgeber): Mittelmaß für Kinder. Der Unicef-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland. C. H. Beck Verlag, München 2008. 304 S., 12,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Uta Rasche freut sich, dass Unicef mit dieser Studie zur Lage des Nachwuchses in den Industriestaaten zu den Inhalten zurückkehrt. Sie erklärt den Aufbau der Studie, die in sechs Themenkomplexe, zum Beispiel Gesundheit, Bildung, Betreuung, eingeteilt ist, und spricht mit Blick auf das Ranking (im internationalen Vergleich belegt Deutschland Platz elf von 21) von einer "ernüchternden Essenz" des Bandes. Beeindruckt hat Rasche die Deutlichkeit, mit der hier unter Federführung des Herausgebers Hans Bertram auf die Bedeutung der Familienkonstellation für die  materielle Lage der Kinder sowie auf die "systematische Benachteiligung" von Einwandererkindern hingewiesen wird und die Autoren Gesundheitsförderung als Form der Zukunftsinvestition einfordern.

© Perlentaucher Medien GmbH