7. - 8. Schuljahr
Der junge Hilmer Eriksson ist verschwunden. Seine Eltern und seine Freundin Ellen machen sich große Sorgen. Eigentlich wollte Hilmer nur etwas mit dem Rad im Nachbarort abholen. Aber dort ist er nie angekommen. Gab es einen Unfall? Oder wurde er das Opfer eines Verbrechens? Könnte sein Verschwinden etwas mit dem Streit zu tun haben, den Hilmer kürzlich mit drei seiner Mitschüler hatte?
Komissar Fors ermittelt in Hilmers Umkreis. Nach und nach kristallisiert siche in Motiv für ein Verbrechen heraus. Und es finden sich immer mehr Hinweise, die die schreckliche Vermutung des Kommissars erhärten.
Der junge Hilmer Eriksson ist verschwunden. Seine Eltern und seine Freundin Ellen machen sich große Sorgen. Eigentlich wollte Hilmer nur etwas mit dem Rad im Nachbarort abholen. Aber dort ist er nie angekommen. Gab es einen Unfall? Oder wurde er das Opfer eines Verbrechens? Könnte sein Verschwinden etwas mit dem Streit zu tun haben, den Hilmer kürzlich mit drei seiner Mitschüler hatte?
Komissar Fors ermittelt in Hilmers Umkreis. Nach und nach kristallisiert siche in Motiv für ein Verbrechen heraus. Und es finden sich immer mehr Hinweise, die die schreckliche Vermutung des Kommissars erhärten.
"Mats Wahl hat einen erstaunlichen Roman darüber geschrieben, wie es passieren kann, dass sich junge Menschen der rechtsradikalen Bewegung in Europa anschließen. Sein Buch ist ein "Muss" für jeden, der dieses traurige Phänomen begreifen will." (Henning Mankell)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.2001Die Ruhe selbst
Mord in einer schwedischen Kleinstadt: Der neue Mats Wahl
Hilmer, ein sechzehn Jahre alter Schüler, ist verschwunden. Um ihn zu finden, müssen heikle Fragen gestellt werden, die am Lack der idyllischen schwedischen Kleinstadt kratzen. Eine Arbeit, der man besser ohne falsche Rücksichtnahme nachgehen sollte. Darum sind die Kollegen erleichtert, daß der neue Mann aus Stockholm, Kommissar Fors, den Fall übernimmt. Drei Tage dauert die Suche nach dem Vermißten. Dann endlich finden sie ihn: vergraben in einem Komposthaufen und so schwer verletzt, daß er wenig später stirbt. Unter Mordverdacht stehen drei Jugendliche mit rechtsradikalem Hintergrund: Anneli Tullgren ist ihre Anführerin, und nach allem, was man von ihr erfährt, besitzt sie genug kriminelle Energie. "Ich töte, wen ich will", sagt sie im Verhör. Fors' Kollegin gibt ihr dafür eine Ohrfeige.
Das würde Fors nicht passieren. Er ermittelt stets in Ruhe, reagiert aber, wenn es darauf ankommt, blitzschnell. Den Menschen entlockt er mühelos Kleinstadtgeschichten. Sie erzählen ihm von drohender Arbeitslosigkeit, unglücklichen Liebesbeziehungen, vom Scheitern in jeder Lebenslage. Warum in manchen Kinderzimmern Hakenkreuze und Schlagringe zu finden sind, wird Fors am Ende nicht erklären können; ebenso unklar bleibt das Tatmotiv. Hilmer scheint aus einer frustrierten Bierlaune heraus verprügelt worden zu sein. Es ist nur ein verhängnisvoller Zufall, daß er den drei aus der Bahn geratenen Jugendlichen begegnet ist. Weiteres läßt sich nicht ermitteln - was nicht an der Kompetenz des Kommissars liegt. Der ist neugierig und wachsam genug, um vieles herauszufinden, ein Verhalten, das Jugendliche nicht besonders leiden können. Daß er dennoch mit ihnen gut ins Gespräch kommt, liegt an seiner Unaufgeregtheit und seiner Fähigkeit, gut zuzuhören.
Leider hat Mats Wahl nicht allein auf seine Geschichte vertraut, die von einer unter Jugendlichen wachsenden Gewaltbereitschaft und einer daraus resultierenden sinnlosen Tat erzählt. Hilmer bekommt darum am Ende eine Vaterschaft angedichtet, die arg nach aufgesetzter Sinngebung klingt und daher unglaubwürdig ist. Ebensowenig bekommt es der Geschichte, Hilmer als den "Unsichtbaren" am Geschehen teilhaben zu lassen. Der Junge begleitet, nur für den Leser wahrnehmbar, die Ermittlungen in seinem eigenen Fall. Auf den ersten Seiten noch ein interessantes Gespann - das Opfer folgt dem Kommissar, um herauszufinden, was mit ihm passiert ist -, verliert sich diese Allianz mehr und mehr. Hilmer unterbricht nur als Zwischenrufer die Handlung, indem er von seinen Schmerzen und seiner Lebenssehnsucht kündet.
Vielleicht hat Mats Wahl beim Schreiben befürchtet, nur spannende Unterhaltung zu liefern und - so mag ihn sein zweiter Beruf als Dozent für Pädagogik und Psychologie gemahnt haben - zuwenig moralisch Wachrüttelndes. Doch die Forschungen des Kommissar Fors sind eindringlich genug geschildert, um die Hintergründe der nur scheinbar heilen Welt einer schwedischen Kleinstadt auszuleuchten, und Hilmers Schicksal ist auch ohne die Betonung durch seine unglücklichen Auftritte beeindruckend genug.
MYRIAM MIELES.
Mats Wahl: "Der Unsichtbare". Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch. Carl Hanser Verlag, München 2001. 192 S., geb., 25,- DM. Ab 13 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mord in einer schwedischen Kleinstadt: Der neue Mats Wahl
Hilmer, ein sechzehn Jahre alter Schüler, ist verschwunden. Um ihn zu finden, müssen heikle Fragen gestellt werden, die am Lack der idyllischen schwedischen Kleinstadt kratzen. Eine Arbeit, der man besser ohne falsche Rücksichtnahme nachgehen sollte. Darum sind die Kollegen erleichtert, daß der neue Mann aus Stockholm, Kommissar Fors, den Fall übernimmt. Drei Tage dauert die Suche nach dem Vermißten. Dann endlich finden sie ihn: vergraben in einem Komposthaufen und so schwer verletzt, daß er wenig später stirbt. Unter Mordverdacht stehen drei Jugendliche mit rechtsradikalem Hintergrund: Anneli Tullgren ist ihre Anführerin, und nach allem, was man von ihr erfährt, besitzt sie genug kriminelle Energie. "Ich töte, wen ich will", sagt sie im Verhör. Fors' Kollegin gibt ihr dafür eine Ohrfeige.
Das würde Fors nicht passieren. Er ermittelt stets in Ruhe, reagiert aber, wenn es darauf ankommt, blitzschnell. Den Menschen entlockt er mühelos Kleinstadtgeschichten. Sie erzählen ihm von drohender Arbeitslosigkeit, unglücklichen Liebesbeziehungen, vom Scheitern in jeder Lebenslage. Warum in manchen Kinderzimmern Hakenkreuze und Schlagringe zu finden sind, wird Fors am Ende nicht erklären können; ebenso unklar bleibt das Tatmotiv. Hilmer scheint aus einer frustrierten Bierlaune heraus verprügelt worden zu sein. Es ist nur ein verhängnisvoller Zufall, daß er den drei aus der Bahn geratenen Jugendlichen begegnet ist. Weiteres läßt sich nicht ermitteln - was nicht an der Kompetenz des Kommissars liegt. Der ist neugierig und wachsam genug, um vieles herauszufinden, ein Verhalten, das Jugendliche nicht besonders leiden können. Daß er dennoch mit ihnen gut ins Gespräch kommt, liegt an seiner Unaufgeregtheit und seiner Fähigkeit, gut zuzuhören.
Leider hat Mats Wahl nicht allein auf seine Geschichte vertraut, die von einer unter Jugendlichen wachsenden Gewaltbereitschaft und einer daraus resultierenden sinnlosen Tat erzählt. Hilmer bekommt darum am Ende eine Vaterschaft angedichtet, die arg nach aufgesetzter Sinngebung klingt und daher unglaubwürdig ist. Ebensowenig bekommt es der Geschichte, Hilmer als den "Unsichtbaren" am Geschehen teilhaben zu lassen. Der Junge begleitet, nur für den Leser wahrnehmbar, die Ermittlungen in seinem eigenen Fall. Auf den ersten Seiten noch ein interessantes Gespann - das Opfer folgt dem Kommissar, um herauszufinden, was mit ihm passiert ist -, verliert sich diese Allianz mehr und mehr. Hilmer unterbricht nur als Zwischenrufer die Handlung, indem er von seinen Schmerzen und seiner Lebenssehnsucht kündet.
Vielleicht hat Mats Wahl beim Schreiben befürchtet, nur spannende Unterhaltung zu liefern und - so mag ihn sein zweiter Beruf als Dozent für Pädagogik und Psychologie gemahnt haben - zuwenig moralisch Wachrüttelndes. Doch die Forschungen des Kommissar Fors sind eindringlich genug geschildert, um die Hintergründe der nur scheinbar heilen Welt einer schwedischen Kleinstadt auszuleuchten, und Hilmers Schicksal ist auch ohne die Betonung durch seine unglücklichen Auftritte beeindruckend genug.
MYRIAM MIELES.
Mats Wahl: "Der Unsichtbare". Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch. Carl Hanser Verlag, München 2001. 192 S., geb., 25,- DM. Ab 13 J.
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