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Produktdetails
  • Verlag: Econ TB.
  • Seitenzahl: 206
  • Abmessung: 13mm x 125mm x 188mm
  • Gewicht: 160g
  • ISBN-13: 9783612267405
  • ISBN-10: 361226740X
  • Artikelnr.: 24050215
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2000

Berge

"Der untere Himmel - Frauen in eisigen Höhen" von Luisa Francia. Nymphenburger, München 1999. 208 Seiten. Gebunden, 29,90 Mark. ISBN 3-485-00813-3.

Welcher Teufel mag Luisa Francia geritten haben, dass sie ein solches Buch zu schreiben sich erdreistet hat? Ein Buch über bergsteigende Frauen, in dem ihre eigenen "Trancereisen zu den Göttinnen der Berge" ein vollständiges Kapitel einnehmen. Um schamanische Kulte geht es da, um mythische Sennerinnen, Dämoninnen, Truden und heilige Orte. Das ist zweifellos interessant. Doch die Lektüre hinterlässt den Eindruck, die Autorin verfolge mit der Schilderung ihrer spirituellen Bergerlebnisse keinen anderen Zweck als den der Selbstdarstellung. Denn diese Art der Erfahrung als eine typisch weibliche zu betrachten, wird sportlich ambitionierten Bergsteigerinnen alles andere als gerecht. Genauso wenig wie die anderen Stereotypen, derer sich Francia bedient. In ihrer Vorstellung scheinen alle Männer, die mit Alpinistinnen zu tun haben oder hatten, zuwendungsbedürftige Muttersöhnchen oder Machos der übelsten Sorte zu sein. In Einzelfällen mag dies zutreffen, daraus eine Zustandsbeschreibung männlichen und weiblichen Bergsteigens zu machen, ist heillos oberflächlich. Schade, denn Francia verpasst damit die Chance, dem zweifellos komplizierten Verhältnis der Geschlechter in Extremsituationen auf den Grund zu gehen. Stattdessen drischt sie Phrasen wie: "Ich dachte daran, daß es unanständig ist, Berge und Frauen einfach zu besteigen." Bereits nach siebenundzwanzig Seiten kommt Francia zu der Erkenntnis, dass Frauen auf unterschiedliche Arten bergsteigen, unterschiedliche Motivationen besitzen, ehrgeizig oder verspielt sind, schneller oder langsamer gehen, Kinder haben oder nicht, lebend zurückkehren oder in den Bergen sterben - "genau wie Männer". Um dies festzustellen, hätte es sicherlich kein ganzes Buch gebraucht. Schon gar keines, dass aus einer Aneinanderreihung wilder Spekulationen und abgeschmackter Klischees besteht. Das haben die bergsteigenden Frauen, deren Zahl ständig steigt, nicht verdient. (tom)

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