Das Buch Rut ist in der christlichen Bibel Teil der alttestamentlichen Geschichtsbücher; in der jüdischen Bibel steht es dagegen im dritten Kanonteil, den »Schriften« (Ketubim). Die vorliegende Studie arbeitet heraus, dass das Buch als Vorgeburtsgeschichte Davids enger in den Kontext der Geschichtsbücher eingebunden ist als meist angenommen. Als Davidgeschichte mit messianischer Bedeutung konnte es in der kirchlichen Auslegungstradition typologisch auf Jesus Christus bezogen werden. Die im Judentum üblich gewordene Einordnung unter die Ketubim scheint dagegen auf die Abwehr des christlichen Verständnisses zu zielen. Mit Überlegungen zu diesen Fragen möchte die Studie einen Beitrag zur Diskussion über die kanonische Bedeutung der heiligen Schriften Alt-Israels im Christentum (»Altes Testament«) wie im Judentum (»Hebräische Bibel«) leisten.