Masterarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,8, Universität Basel (Philosophisch-Historisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Familie, Verwandtschaft, Genealogie - wichtige Themen, die in der mittelalterlichen Kultur und Literatur eine zentrale Rolle spielen. Allerdings dominieren häufig die Konflikte: Väter fehlen, Mütter sterben, Geschwister kommen sich zu nahe und Töchter werden missbraucht. Die Missbrauchsthematik ist in mittelalterlicher Literatur häufig mit dem Inzest verbunden. Er gehört zu den dunklen Seiten der Mediävistik und regt dazu an, sich mit "etwas Abseitigem, ja vielleicht sogar Abgründigem, [...] Rätselhaften, etwas bislang unentdeckt oder unbeachtet Gebliebenem auf dem Gebiet der Mediävistik, der Mittelalter-Forschung und angrenzenden Feldern" zu beschäftigen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich im ersten Teil mit einer theoretischen Aufarbeitung dieser Thematik, um so eine Grundlage zu schaffen, um sich im zweiten Schritt mit einer genauen Untersuchung der Inzestepisode in Heinrich von Neustadts " Apollonius von Tyrland "zu beschäftigen. Die heute "vielfach soziobiologisch begründete Ablehnung des Inzests war im Bewusstsein der Menschen des 15. Jahrhunderts tief verankert. Alte Erzählungen warnten zwar stets vor inzestuösem Verhalten, dennoch waren Inzestgeschichten Forschungsgegenstand der Gebildeten zu jener Zeit. Der Humanist und Bamberger Domherr ALBRECHT VON EYB erzählt am Ende seines 1472 geschriebenen Traktats eine abschreckende Geschichte, welche vom Vater-Tochter-Inzest handelt. Dabei zeugt ein mächtiger Kaiser mit seiner Tochter einen Sohn, namens Albanus, der wiederum Jahre später seine eigene Mutter zur Frau nimmt.
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