Mit dem Venezianischen Vergil findet eine vierbändige Publikationsreihe zu Vergil-Illustrationen des 16. und 17. Jahrhunderts ihren Abschluss. Begonnen wurden diese speziell Bildern zur Aeneis gewidmeten Publikationen mit dem Nürnberger Vergil, 2013 herausgegeben von Ulrich Wilke (Hude) und Werner Suerbaum (München) zur Eröffnung der Ausstellung im Dürer-Haus in Nürnberg. Gezeigt wurden auf der Ausstellung alle im Jahre 1688 in Nürnberg gedruckten 51 Radierungen nach den Vorlagen des Nürnberger Malers und Arztes Georg Jacob Lang, radiert von Georg Christoph Eimmart aus der Huder Sammlung von Dr. med. Ulrich Wilke. Im gleichen Jahr erschien (mit Dr. Peter Grau als Mitherausgeber) der Augsburger Vergil mit den 24 Radierungen des Augsburger Goldschmieds Johann Andreas Thelot (1655-1734). Im Frühjahr 2014 folgte dann der Londoner Vergil mit den Illustrationen des von J. Ogilby in London 1658 herausgegebenen Vergil. Der aus Deutschland stammende, am englischen Hofe tätige Francis Cleyn (Franz Klein aus Rostock) hatte im Auftrage Ogilbys dafür 101 Bildentwürfe (davon 71 zur Aeneis) gezeichnet, welche dann von berühmten Künstlern, besonders von Wenzel Hollar aus Prag und dem aus Paris stammenden Pierre Lombart, radiert oder in Kupfer gestochen wurden. Die von dem Sammler und Liebhaber Dr. med. Ulrich Wilke und dem Professor für Lateinische Philologie Dr. Werner Suerbaum (Ludwig-Maximilians-Universität München) herausgegebene Reihe wird nun fortgesetzt und abgeschlossen mit diesem vierten Band, der den Holzschnitt-Illustrationen zu Vergils Aeneis gewidmet ist. Es handelt sich um den ältesten gedruckten Zyklus von Vergil-Illustrationen überhaupt. Die erste gedruckte illustrierte Vergil-Ausgabe wurde nach Ideen und Vorgaben von Sebastian Brant bei Johann Grüninger 1502 in Straßburg veröffentlicht und heißt deshalb Straßburger Vergil. Nach dem Straßburger Vergil von 1502 erschienen in den folgenden Jahrzehnten in rascher Abfolge Neu- und Nachdrucke dieser Holzschnitte in Italien und Frankreich. Die Namen der Zeichner und Formschneider der Nachschnitte sind bis heute unbekannt. Besonders bei dem europaweit agierenden Verlag von Lucantonio Giunta in Venedig erschienen ab 1519 mehrere illustrierte Vergil-Ausgaben nach dem Vorbild des Straßburger Originals von Sebastian Brant. Diese Giunta-Ausgaben bilden die Grundlage des vorliegenden Venezianischen Vergil. Damit sind die Bilder zur Aeneis aus den bedeutendsten im 16. und 17. Jahrhunderts publizierten Vergil-Zyklen der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Dies ist den Autoren ein besonderes Anliegen. Diese seltenen Blätter sollten nicht länger in den Schubladen der Museen und weniger Sammler verborgen oder als rare Alte Drucke in Sonderlesesälen bestimmter Bibliotheken separiert bleiben, sondern in Bildbänden zu erschwinglichen Konditionen publiziert werden. Das ist die Idee unserer Publikationen. Die in diesen vier Bänden publizierten Buch-Illustrationen von Künstlern, die sich in unterschiedlicher Weise mit der Aeneis auseinandergesetzt haben, sollen den Betrachter neugierig machen auf das Epos Vergils. Vergil: Der Vater des Abendlandes, dessen Werk unvergesslich bleibe, so bezeichnete der Philosoph Theodor Haecker (1931) den Dichter Publius Vergilius Maro. Die vorliegenden vier Bildbände sind Rezeptionsdokumente, die dieses Urteil bestätigen.