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Der Koreakrieg begann im Morgengrauen des 25. Juni 1950 mit dem Angriff der nordkoreanischen Kommunisten auf den Süden. Er dauerte drei Jahre und kostete Millionen Menschen das Leben - unter ihnen 37.000 Amerikaner. Der Konflikt wurde zum »Wendepunkt des Kalten Krieges« (US-Präsident Truman), mehrmals geriet die Welt an den Rand eines Atomkrieges. Trotz seiner Bedeutung wurde der Krieg in den USA schon bald zum »vergessenen Krieg«, der zwischen dem »guten« Zweiten Weltkrieg und dem »schlechten« Vietnamkrieg stand. Ähnliches gilt auch für Deutschland - trotz seiner Bedeutung für dieses Land (v.…mehr

Produktbeschreibung
Der Koreakrieg begann im Morgengrauen des 25. Juni 1950 mit dem Angriff der nordkoreanischen Kommunisten auf den Süden. Er dauerte drei Jahre und kostete Millionen Menschen das Leben - unter ihnen 37.000 Amerikaner. Der Konflikt wurde zum »Wendepunkt des Kalten Krieges« (US-Präsident Truman), mehrmals geriet die Welt an den Rand eines Atomkrieges. Trotz seiner Bedeutung wurde der Krieg in den USA schon bald zum »vergessenen Krieg«, der zwischen dem »guten« Zweiten Weltkrieg und dem »schlechten« Vietnamkrieg stand. Ähnliches gilt auch für Deutschland - trotz seiner Bedeutung für dieses Land (v. a. Wiederbewaffnung und wirtschaftlicher Wiederaufstieg). So gab es bislang keine Gesamtdarstellung in deutscher Sprache. Das wird hiermit auf der Basis neuester Quellen aus östlichen und westlichen Archiven eindrucksvoll nachgeholt. Ergänzt wird die Darstellung durch 93 einzigartige Bilder sowie durch sechs Faksimiles und vier Karten.
Autorenporträt
Rolf Steininger, Dr. phil., Ordentlicher Professor, Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck; Gastprofessuren in den USA, Israel und Australien, Gastwissenschaftler in Hanoi und Kapstadt; Senior Fellow des Eisenhower Center for American Studies der University of New Orleans und Jean-Monnet-Professor. Zahlreiche Veröffentlichungen sowie preisgekrönte Fernseh-, Film- und Hörfunkdokumentationen.
Bücher u. a.: Südtirol im 20 Jhdt. (1997, 2004), Der Mauerbau (2001), Deutsche Geschichte seit 1945 in vier Bänden (2002), 17. Juni 1953 (2003), Der Kalte Krieg (2003, 2006), Der Nahostkonflikt (2003, 2006), South Tyrol (2003), Der Vietnamkrieg (2004, 2006), Berichte aus Israel, 13 Bände (2004), Der Staatsvertrag (2005), Akten zur Südtirol-Politik, Band 1: 1959 (2005), Band 2: 1960 (2006), Blues on the Danube. Austria's State Treaty, Germany and the Cold War (2006).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2006

Stalins unerklärter Krieg
Die Vereinigten Staaten und das geteilte Korea 1950 bis 1953

Sie begegneten einander nur ein einziges Mal: Präsident Harry S. Truman mußte - wie er einer Cousine anvertraute - am 15. Oktober 1950 auf der Insel Wake im Pazifik "mit Gottes rechter Hand sprechen". Der Oberkommandierende der UN-Truppen in Korea, der legendäre Weltkriegsfeldherr Douglas MacArthur, sollte ihm Bericht erstatten über den weiteren Verlauf jenes Krieges, den das von Moskau abhängige kommunistische Nordkorea mit Überschreiten des 38. Breitengrades am 25. Juni gegen das von Washington unterstützte Südkorea entfacht hatte.

MacArthur, der seit der Kapitulation 1945 wie ein Ersatzkaiser über die Demokratisierung Japans wachte und von Tokio aus die amerikanischen Truppen im Fernen Osten befehligte, fühlte sich bereits als Sieger. Mit einem UN-Mandat war dem Fünf-Sterne-General in Inchon Mitte September 1950 eine tollkühne amphibische Landung mit 230 Schiffen und 70 000 Mann gelungen, obwohl die Chancen laut eigener Einschätzung nur bei "5000:1" gestanden hatten. Nach der Rückeroberung von Südkoreas Hauptstadt Seoul marschierten amerikanische und südkoreanische Truppen seit Anfang Oktober über den 38. Breitengrad hinaus auf Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang zu.

Drei Tage nach dem Treffen auf Wake fiel in Peking die Entscheidung, Nordkoreas Diktator Kim Il-sung militärisch zu unterstützen. Schon am 19. Oktober setzten Maos "Freiwillige" von der Mandschurei aus auf das andere Ufer des Grenzflusses Yalu über. Fast zur selben Zeit fiel Pjöngjang, so daß MacArthur den Vorstoß bis an den Yalu befahl. Dort wurde Ende Oktober eine südkoreanische Division im Nahkampf mit chinesischen Soldaten aufgerieben, was MacArthur nur darin bestärkte, an seiner Offensive festzuhalten; ab 5. November sollten amerikanische Bomber alle Yalu-Brücken zerstören. Rolf Steininger weiß die damalige Situation gekonnt zu schildern: "Zwei Stunden vor dem Start der Flugzeuge wurden Pentagon und State Department von dem geplanten Angriff, bei dem notwendigerweise auch zum ersten Mal chinesisches Territorium bombardiert worden wäre, unterrichtet. Eine nicht kalkulierbare Eskalation des Krieges mußte aus Sicht Washingtons verhindert werden. Die Sowjetunion, die durch den Beistandspakt vom Februar 1950 mit Rotchina verbunden war, wäre bei einem Angriff auf China zu militärischem Eingreifen verpflichtet gewesen . . . Truman war bereit, den Angriff auch angesichts der zu erwartenden Auswirkungen zu genehmigen, falls für die UN-Truppen eine unmittelbare und ernste Gefahr bestünde. Falls noch möglich, sollten zunächst entsprechende Informationen von MacArthur eingeholt werden. Genau eine Stunde und zwanzig Minuten vor dem Start der B-29 Bomber in Japan erhielt MacArthur den Befehl, alle Angriffe innerhalb einer Fünf-Meilen-Zone entlang der chinesischen Grenze zu stoppen und über die militärische Lage Bericht zu erstatten - was er unter heftigem Protest tat."

Am 20. November 1950 erreichten erste amerikanische Einheiten den Yalu. Als China kurz darauf zum Gegenschlag ausholte, standen die Vereinigten Staaten "vor der schwersten Niderlage ihrer Geschichte, die später nur noch von dem Debakel in Vietnam übertroffen werden sollte". MacArthur telegraphierte am 28. November, daß Chinas Ziel in der "völligen Vernichtung der UNO-Trupppen in Korea" bestehe und daß seine militärischen Kräfte "nicht ausreichen, in diesem unerklärten Krieg zu bestehen". Daher sprach er sich für den Einsatz von Atombomben aus. Dies schloß auch Truman auf einer Pressekonferenz am 30. November nicht gänzlich aus. Wie ernst man in Washington die Lage beurteilte, zeigte sich daran, daß der Präsident am 16. Dezember den nationalen Notstand ausrief und in einer Rundfunkansprache die Versuche Moskaus anprangerte, "eine freie Nation nach der anderen zu überwältigen". Truman reagierte mit Plänen für eine Vervierfachung der amerikanischen Streitkräfte und des Rüstungshaushalts. Außerdem fiel am 18./19. Dezember 1950 die Grundentscheidung zur Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland.

Zu Jahresbeginn 1951 forderte MacArthur den Abwurf von 34 Atombomben auf chinesische Städte, während Maos Truppen Seoul einnehmen konnten. Als Truman auf einer Pressekonferenz gefragt wurde, ob sich die Vereinigten Staaten "formal im Krieg" mit China befänden, meinte er ausweichend, daß Washington lediglich einen Auftrag der Vereinten Nationen ausführe. MacArthur drängte nun auf eine umfassende Seeblockade und auf den Einsatz von Tschiang Kai-schecks Nationalchinesen gegen Maos Chinesen. In diesem Sinne antwortete er auch auf das Schreiben eines republikanischen Abgeordneten, der die Schlußfolgerung des Generals Anfang April im Repräsentantenhaus verlas: "Es gibt keinen Ersatz für den Sieg." Für Truman ging es dem General aber um den "falschen Sieg". Der Präsident war sich mit dem State Department und dem Vorsitzenden der Stabschefs, General Omar N. Bradley, darin einig, daß eine Ausweitung des Krieges gegen China "der falsche Krieg am falschen Ort, zur falschen Zeit mit dem falschen Gegner" bedeute. Der eigentliche Feind - die Sowjetunion - wolle die Vereinigten Staaten in "eine gigantische Falle" locken. So gab Truman am 11. April "mit tiefem Bedauern" bekannt, "daß es Armeegeneral MacArthur nicht möglich ist, die Richtlinien der amerikanischen Regierung und der Vereinten Nationen . . . rückhaltlos zu unterstützen", was dessen Ablösung erforderlich mache. Jedoch durfte sich der General vor beiden Häusern des Kongresses rechtfertigen; er zitierte sogar am Schluß einen Spruch aus alten West-Point-Ausbildungszeiten: "Old soldiers never die, they just fade away" ("Alte Soldaten sterben nie, sie verblassen nur"). Auf die Zustimmung in Washington folgte der Jubel in New York, wo bei der Konfetti-Parade (2859 Tonnen Papier) mehrere Millionen Menschen die Straßen säumten. Erst allmählich erkannte die Bevölkerung, daß MacArthur Befehlen nicht gehorcht hatte und daß kein amerikanischer Präsident Insubordination dulden konnte.

MacArthurs Nachfolger Matthew Bunker Ridgway konnte die Angreifer bis zum 38. Breitengrad zurückwerfen, so daß im Juli 1951 Waffenstillstandsverhandlungen begannen, die sich bis zum 27. Juli 1953 hinzogen: "Wir wissen heute, daß es Stalin war, der die Beendigung des Krieges letztlich verhinderte. Kim Il-sung wollte ein Ende, aber auch Mao. Im August 1952 ließ Stalin mitteilen, daß der Krieg in Korea eine nützliche Form der Erziehung sei, in einem Krieg, der wenig koste, mit Ausnahme von Menschen, die entbehrlich seien. Stalin lieferte jene Waffen, die die Chinesen benutzten . . . Im Übrigen flogen seine Piloten - in chinesischen Uniformen - weiter in den MiGs - mit chinesischen Hoheitszeichen - gegen amerikanische F-86 Jäger. Washington war damals jedenfalls nicht klar, daß es Stalin war, der an einer Fortsetzung des Krieges interessiert war, um Mao weiter in Abhängigkeit zu halten." Erst Stalins Tod im März 1953 habe den Weg freigemacht für eine Beendigung des Krieges, auf den der Kreml-Diktator schon 1949 hingearbeitet hatte. Dennoch vertrat die Sowjetunion bis zu ihrem Zusammenbruch 1991 und Nordkorea unter Führung von Kim Il-sungs Sohn Kim Jong-il bis heute die These, daß am 25. Juni 1950 südkoreanische Truppen zuerst den Norden angegriffen und Nordkorea sich nur verteidigt hätte.

Die durch 93 Fotos, mehrere Karten und sechs faksimilierte Dokumente angereicherte packende Darstellung des "Wendepunkts des Kalten Krieges" (Truman) stützt sich auf eine umfangreiche Sekundärliteratur, auf fast vierzig einzeln aufgelistete Websites und zehn Fernsehdokumentationen - eine davon produzierte Steininger zum dreißigsten Jahrestag des Kriegsbeginns in Korea gemeinsam mit Heribert Schwan. Die schon 1980 gestellten Fragen könne man heute beantworten, schreibt Steininger. Allerdings lägen über koreanische und chinesische Verluste nach wie vor keine konkreten Zahlen vor: "Südkorea verlor etwa eine Million Menschen (Soldaten und Zivilisten), Nordkorea 2,5 Millionen und China eine Million." Die Zahl der amerikanischen Toten wird auf dem 1995 in Washington eingeweihten "Korean War Veterans Memorial" auf 54 246 beziffert - was auf Rechenfehler zurückzuführen sei und vom Pentagon im Jahre 2003 auf 36 570 korrigiert worden sei. Mittlerweile werden die amerikanischen Verluste mit 36 914 Soldaten für die drei Jahre des Korea-Krieges und mit 58 135 Soldaten für die acht Jahre des Vietnam-Krieges angegeben. Trotz der vielen Opfer in einem - vergleichsweise - kurzen - Zeitraum sei der Korea-Krieg in den Vereinigten Staaten über Jahrzehnte ein weitgehend "vergessener Krieg" zwischen dem "guten" Zweiten Weltkrieg und dem "schlechten" Vietnam-Krieg geblieben.

RAINER BLASIUS.

Rolf Steininger: Der vergessene Krieg. Korea 1950-1953. Olzog Verlag, München 2006. 247 S., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rainer Blasius lobt Rolf Steiningers Werk über den Koreakrieg für seine fesselnde Darstellung. Ausführlich berichtet er über den Verlauf dieses Krieges, der heute weitgehend vergessen ist - obwohl er Millionen Menschenleben forderte. Dabei geht er auch auf die unrühmliche Rolle des legendären Generals Douglas MacArthur ein, den Truman ablösen ließ, weil er Befehle nicht befolgt hatte. Die Arbeit stützt sich nach Blasius' Auskunft auf umfangreiche Sekundärliteratur, vierzig einzeln aufgelistete Websites und zehn Fernsehdokumentationen. Zudem verweist er auf 93 Fotos, vier Karten und sechs faksimilierte Dokumente, die dem Band beigeben sind.

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